Wenn einen ein Konzert erwartet, bereitet man sich schon zu Hause ein bisschen darauf vor, hört die Tage davor in die Setlist rein und sieht sich Videos an – mal mehr mal weniger. Bei The Who habe ich mir nur die aktuelle Setlist angehört und wollte mich von der Show überraschen lassen. Was erwartet man schon bei zwei +70ern? Eine durchschnittliche Show mit einigen Pausen und eventuell ein paar Sauerstoffflaschen auf der Seitenbühne? Sehr überzogen, aber so in etwa war meine Vorstellung von diesem Abend. Nachdem The Who allerdings zu den größten Bands der Geschichte zählt und ich ihrer Musik nicht abgeneigt bin, war die Vorfreude trotzdem groß.
Schon bei der Ankunft war es mir ein leichtes in Gespräche verwickelt zu werden, denn all die Besucher um mich, die sowohl meine Väter als auch Großeltern hätten sein können, waren sehr angetan mir ein bisschen was über Musikgeschichte nahezulegen. Wenn ich einmal ruhig lausche und mich berieseln lasse, weil ich weder mit genannten Namen noch Bands etwas anfangen kann, dann könnt ihr euch in etwa vorstellen wie amüsant diese Unterhaltungen waren. Und Nein! Leider habe ich mir keine einzige Band gemerkt – ich entschuldige mich hierfür bei den engagierten Münchnern, die mein Allgemeinwissen aufbessern wollten.
Auch in der Halle ging es damit wekiter und ich hatte riesigen Spaß an meinem Umfeld. Keine unruhigen Teenies, die sich um einen herumdrängelten und über Themen plauderten dessen Interesse meinerseits nicht geringer sein könnte. So war es wirklich schön, dass mich der Herr neben mir in die Geschichte von The Who einführte und mir ein bisschen Insiderwissen bescherte. Die Zeit verging schnell und schon wurde es Dunkel.
Skydigs – so nannte sich die Vorband – noch nie gehört, doch das entpuppte sich als Fehler. Eine großartige Band die den Geschmack des Publikums großflächig abdeckte. Die Stimmung war gut, die Halle dampfte und die Zeit verging schnell.
Auch die Pause danach verging schnell und als The Who dann endlich starteten dauerte es keine 2 Minuten, bis meine Kinnlade sich Richtung Boden bewegte. Was zur…? Die Männer, die auf dieser Bühne standen waren nie und nimmer über 70!
Sofort fielen mir die strahlenden Gesichter und starken Stimmen auf – Stimmen? Juhuuu ich höre den Gesang glasklar, was in der Wiener Stadthalle keine Selbstverständlichkeit ist. Auch der restliche Sound überzeugt mich.
Die folgenden zwei Stunden waren ein Wechselbad der Gefühle. War es bei einer Nummer noch Zeit zum Abgehen, mitklatschen und singen, so verschlug es mir bei der nächsten Nummer die Stimme und Gänsehaut stieg auf.
Vor allem als die Band zu einer Instrumentalphase einstiegen und die Videowall im Hintergrund all die Schreckensmomente der letzten Jahrzehnte in Fotografien und Kurzvideos aufzeigte. Viele Momente die lange vor meiner Zeit geschehen sind, aber auch Bilder von 911 oder Paris war hier zu sehen.k
Kein Klatschen, keine Worte waren zu hören. Nur die Instrumente, der Band, die mich mitten ins Herz trafen. Jeder Griff auf der Gitarre, jeder Schlag auf die Drums traf mich und rundete diesen Moment ab. Gegen Ende kamen mir beinahe die Tränen, doch das wurde Gott sei Dank verhindert indem Pete Townshend wieder auf die Bühne trat und das nächste Lied anstimmte.
Und weiter ging die Achterbahnfahrt. Schön – Fetzig – Langsam – Rokckig – Ruhig – Hart – Emotional – Kraftvoll… Wie soll man dieses Konzert in Worte fassen ohne Romane zu schreiben.
Kurz gesagt war es mehr als ich mir vorstellen hätte können. Stimmgewalten und instrumentale Höchstleistungen haben es mir schwer gemacht den Ende dieses Abends zu akzeptieren. Doch irgendwann ging auch diese Show zu Ende und schlussendlich bin ich einfach nur dankbar dabei gewesen zu sein und diese tollen Momente nun in meinem Herzen tragen zu dürfen.
Danke The Who für diesen unvergesslichen Abend!
Hey, ihr da draußen! Mein Name ist Nina und lebe in Österreich. Schon seit früher Kindheit ist die Musik ein wichtiger Bestandteil meines Lebens – ein Bestandteil, den ich nicht missen will. Nichts macht mich so glücklich, wie in einer Menge von Menschen zu stehen, die das Gleiche fühlen und denselben Moment leben – glücklich sind während sie jeden Ton der Musik spüren und jedes Wort in sich aufnehmen, welches durch den Raum hallt. Immer wieder verschlägt es mich zu diversen Konzerten, die mich verzaubern und die mein Leben um einiges bunter und aufregender gestalten. Über diese Konzerte will ich euch berichten und freue mich, meine Erlebnisse mit euch teilen zu dürfen.