…das verspricht das Orpheum über das heutige Saisonstart Festival und macht mich damit durchaus neugierig. Dass das Orpheum zu meinem absoluten Favoriten zählt, wenn es um die Frage meiner Lieblings-Konzertlocation geht, ist kein Geheimnis. Immer wieder bin ich überrascht wie viel Emotionen sich in dem kleinen Raum breit macht. Kaum eine Halle schafft es so eine Atmosphäre zu erzeugen wie das historische Gemäuer des Grazer Orpheums.
Schon seit längerem freue ich mich über die Unterstützung der Grazer Spielstätten gegenüber einheimischer Bands die vor allem bei Projekten wie dem DO-Pop (kleine Konzerte am Donnerstagabend) sichtbar wird. Auch am heutigen Abend sind wieder viele österreichische Bands vertreten, was mich noch mehr motiviert – also los geht’s.
19:00
An der Halle angekommen, sehe ich schon die Menschenmengen, die an der Abendkasse noch versuchen letzte Restkarten für die eigentlich ausverkaufte Veranstaltung zu bekommen. Es dauert knapp 20 Minuten bis wir endlich ins Warme kommen und sofort in die große Halle spazieren. Dort wird in wenigen Minuten Granada die Bühne betreten.
Foto: Lupi Spuma
Die vierköpfige Band aus Hamburg bezeichnet ihren Musikstil selbst als „Hanseatischen Britpop“. Schwer zu sagen als was ich ihn beschreiben würde. Als die Musiker die Bühne betreten wirken sie im ersten Moment ein bisschen unscheinbar und in sich gekehrt, doch das ändert sich mit den ersten Tönen.
Fotos: Lupi Spuma
Schnell nähert sich das Publikum der Bühne und die Band überzeugt mit ruhigen Balladen, die sofort ins Ohr gehen. Man kann nicht anders als mit zu klatschen und sich zu den Songs zu bewegen. Ein gelungener Auftakt, der das bisher noch überschaubare Publikum schnell in Stimmung bringt.
Foto: Lupi Spuma
Um 19:30 startet dann im kleinen Saal im ersten Stock Marcus Smaller. Gemeinsam mit seinen Bandkompanen Nick Koch und Michael Mozeth betritt er die Bühne und staunt nicht schlecht, als gerade mal 7 Leute im Raum stehen. Doch ihm ist bewusst, dass viele noch nicht gemerkt haben, dass hier oben eine zweite Halle ist. Professionell werden die ersten Songs gespielt und schnell hebt sich die Stimmung, als immer mehr Besucher den Weg in den kleinen, versteckten Raum finden. Was soll man zu dem humorvollen Wiener schon sagen? Immer wieder hat man das Gefühl zwei Personen auf der Bühne zu haben. Auf der einen Seite einen frechen Lausbuben, der es nicht lassen kann mit schlechten Witzen für Lacher zu sorgen und böse Sprüche in den Raum zu werfen – auf der anderen Seite einen Musiker, dessen Leidenschaft und Stimme einen beinahe zerreißt. Ich kenne kaum jemanden, der so eine Wandlung innerhalb von wenigen Sekunden so gekonnt hinbekommt wie Marcus.
Der privat so verspielt und oftmals völlig verrückte Komiker, schafft es mit seiner Stimme völlig zu überzeugen. Trotzdem verstellt er sich nicht und witzelt in den Übergangpausen mit seinen Bandkollegen, tauscht kleine Bösartigkeiten mit ihnen aus und zeigt sein wahres (zweites) Ich. Erst als ein Liedwunsch aus dem Publikum das längst verschollen geglaubte Stück „Rain“ wieder ausgrabt, zeigen die Jungs wie professionell sie wirklich sind. Trotz Vorwarnung spielen sie den Song, den sie seit Ewigkeiten nicht mehr gespielt haben, Fehlerfrei und überzeugen sogar den letzten Skeptiker. Alles in allem kann man wieder einmal sagen, dass die drei Jungs mich überzeugt haben und ich kann nur jedem wärmstens ans Herz legen sich einmal ein paar Nummern des Ausnahmetalents anzuhören.
Foto: Lupi Spuma
Nach der großartigen Show geht es wieder ins Erdgeschoss wo das Konzert von 5/8erl in Ehr’n bereits voll im Gange ist. Zumindest sagt das der Zeitplan. So richtig viel Stimmung haben die Jungs allerdings noch nicht machen können. Erst kurze Zeit später schaffen sie es mit ein paar einprägsamen Melodien und einfachen Texte die Besucher zum Mitsingen und Klatschen zu animieren. Ich muss sagen, dass mich das etwas überrascht. Auch wenn ich eingestehen muss, dass ein paar Songs der Jungs live einfach dazu auffordern mitzusingen, ist es doch die Einfachheit der Nummern, die mich ein bisschen skeptisch werden lässt.
Fotos: Lupi Spuma
Die schnell erlernbaren Texte gefallen den Besuchern jedoch sichtlich. Die aufgebaute Stimmung legt sich kurzzeitig, als die Band mit politischen Anspielungen versucht ihre Meinung klar zu machen. Schnell merkt man, dass das Publikum geteilte Meinung trägt. Viele freuen sich und applaudieren den jungen Musikern. Andere scheinen genervt von der ständigen Konfrontation. Kurze Zeit später scheint das aber wieder vergessen zu sein. Wir verlassen den Raum um uns kurz nach Draußen zu begeben. Die Hitze, die in den beiden Hallen herrscht ist einfach unerträglich und drückt die Stimmung ein kleines bisschen.
Foto: Lupi Spuma
Abgekühlt geht es dann wieder nach oben, wo um 20:45 Pirates On A Boat Of Love in der kleinen Halle ihr Glück versuchen. Auch wenn ich die Grazer Band zuvor noch nie gesehen habe bin ich gespannt und schon kurze Zeit später kann ich mich kaum halten. Die ersten harten Töne überzeugen mich und ich bestaune die Energie, die die 4 Bandmitglieder auf die Bühne mitbringen.
Die Musiker Jörg, Andi, Lenz und Manu scheinen in ihrer eigenen Welt zu sein und um Leben und Tod zu spielen. Triefend nass, denken sie nicht an eine Pause sondern steigern sich mit jeder Nummern noch mehr in die Performance rein. Sänger Jörg sucht immer wieder die Nähe zum Publikum und reserviert sich einen Platz am Bühnenrand. Er singt die Besucher an, motiviert sie und lässt sich völlig gehen. Respekt, wenn Musik es schafft, dass Menschen so aus sich rausgehen können. Man merkt ihnen auf jeden Fall an, wie viel Spaß sie auf dieser Bühne haben.
Foto: Lupi Spuma
Weiter geht es mit FIVA. Schon vorab habe ich mir einige Lieder der Rapperin angehört und gehe mit großen Erwartungen in die Show. Mittlerweile ist die Halle so überfüllt, dass man nur mehr an den Logenplätzen eine gute Übersicht behalten kann. Selten habe ich das Orpheum so voll und Energiegeladen erlebt. Keine Sekunde herrscht Stille in der Menge. Graz zeigt sich textsicher und tanzfreudig. Die junge Rapperin, Moderatorin und Autorin Fiva – auch genannt Fiva MC – hat ihre Fans in der Hand.
Fotos: Lupi Spuma
Mit einer unglaublich sympathischen und liebevollen Art schafft sie es schnell, auch die restlichen Besucher auf ihre Seite zu bekommen. Leider muss ich ehrlich gestehen, dass ich kein großer Fan von Frauenstimmen in Rap Songs bin. Umso positiver fällt es mir auf, dass Fiva mich tatsächlich eines Besseren belehrt. Die junge Frau hat eine angenehme Stimme, die sie sowohl in sanften Passagen als auch bei knallhart Parts gut einsetzen kann. Die Stimmung reißt mich mit und so komm ich zum Entschluss: Ich ziehe meinen unsichtbaren Hut.
Foto: Lupi Spuma
Voller Vorfreude begebe ich mich um 23:00 wieder in die kleine Halle, wo Horst gerade an ihrem Sound arbeiten. Horst – eine Band mit langer Geschichte. Wem die Gesichter der jungen Männer bekannt vorkommen, der erinnert sich vielleicht noch an Mario Lang, der vor einigen Jahren mit seiner Band eine Zeit lang große Erfolge gefeiert hat. Dass sich nicht nur das Aussehen, sondern auch der Musikstil der Steirer ein kleines bisschen verändert hat, ist jedoch auch nicht zu überhören. Von ruhigen Popballaden haben die Musiker Abstand genommen und brillieren jetzt mit harten Rocknummern und humorvollen Texten. Wer sich nun tiefgründige, horizonterweiternde Songtexte erwartet, wird jedoch enttäuscht werden, denn Horst konzentriert sich weniger auf den lyrischen Wert der Texte als auf die Unterhaltsamkeit.
Dass man ihre Musik mögen muss steht auch außer Frage. Tut man das jedoch, dann kann man mit dieser Band unglaublich viel Spaß haben. Ihre Show lebt von dunklem Humor, dem „liebevollen“ Miteinander und den selbst erschaffenen Charakteren, in die sie sich auf der Bühne versetzen. Trotz dem ganzen Spaß lasst es sich bei genauerem Betrachten erkennen, dass es sich bei der 5 köpfigen Band um Vollblutmusiker handelt, die mit Leidenschaft und 180% Energie über die Bühne fegen. Ich genieße es ihnen zuzusehen und feiere die Jungs bis zum Schluss.
Foto: Lupi Spuma
Zu guter Letzt kommen wir noch zu Erwin & Edwin, die mit knappen 35 Minuten Verspätung um kurz nach halb 12 die Bühne betreten. Die Halle hat sich schon sichtlich geleert, doch der harte Kern ist nicht zu unterschätzen. Als die ersten Töne erklingen, beginnt der Saal zu kochen.
Fotos: Lupi Spuma
Die jungen Besucher tanzen als gebe es keinen Morgen mehr zu den Elektronic Beats der jungen Künstler. Selten habe ich Elektronische Musik so harmonisch mit Jazz-Elementen kombiniert gehört. Man merkt schnell wie gut Christoph, Simon, Florian und Michael ihre Instrumente beherrschen und wie gekonnt sie das Publikum mitreißen. Auch dass die Vier unglaublich viel Spaß haben kann man nicht leugnen. Gerne würde auch ich mich nun fallen lassen unter die Leute mischen, doch mein Tag endet nun langsam. Vielleicht ergibt es sich ja doch noch einmal eine ganze Show der Wiener Band.
Alles in Allem finde ich, war das kleine Festival wirklich ein gelungener Abend. Ich habe eine neue Bands gehört und bin immer wieder überrascht, wie Musiker Live abliefern können. Für mich ist es immer am wichtigsten wie eine Band auf der Bühne ist. MP3’s liefern dir zwar schöne Musik ins Haus, aber nicht die Künstler selbst. Bei einem Konzert kann man die Lieder spüren, bekommt eine Verbindung zu einzelnen Musikern und teilt dieses Gefühl mit einem Raum voller Gelichgesinnter. Das ist es was Musik ausmacht und das durfte ich heute wieder erleben.
Hey, ihr da draußen! Mein Name ist Nina und lebe in Österreich. Schon seit früher Kindheit ist die Musik ein wichtiger Bestandteil meines Lebens – ein Bestandteil, den ich nicht missen will. Nichts macht mich so glücklich, wie in einer Menge von Menschen zu stehen, die das Gleiche fühlen und denselben Moment leben – glücklich sind während sie jeden Ton der Musik spüren und jedes Wort in sich aufnehmen, welches durch den Raum hallt. Immer wieder verschlägt es mich zu diversen Konzerten, die mich verzaubern und die mein Leben um einiges bunter und aufregender gestalten. Über diese Konzerte will ich euch berichten und freue mich, meine Erlebnisse mit euch teilen zu dürfen.