One Direction – eine Band die seit einigen Jahren für Trubel sorgt und die weibliche Teenie-Fraktion völlig aufwirbelt. Das altbekannte Boyband-Prinzip lebt immer wieder auf – diesmal mit einer zusammengestöpselten Band, die sich durch die Castingshow „X Factor“ gefunden hat. Für mich persönlich war die Band von Anfang an ein gelungenes Projekt. Ihre Songs lagen mir tagelang im Ohr und haben mich motiviert. Ein guter Grund um sich das Phänomen mal live anzusehen.
Schon bei der Ankunft bin ich skeptisch. Das Wiener Ernst Happel Stadion ist überschaubar gefüllt und vor allem die Bühne zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich betrachte das Bühnenbild und stelle schnell fest, dass es mir viel zu voll ist. Überall ragen bunte Geländer, Sitzflächen oder Farbakzente aus dem mehrstöckigen Aufbau heraus. Man verliert sich völlig in den ganzen Ecken, Stiegen und Rampen und kommt schon jetzt mit der ganzen „Information“ nicht zu Recht. Auch wenn ich große und auffällige Bühnen liebe und es mir nie bunt genug sein kann, fühle ich mich von der Bühne erdrückt.
Bei der Vorband bestätigt sich mein Verdacht – die Künstler gehen völlig unter und man findet sich nur schwer zu Recht. Nur gut, dass McBusted nicht viel Wert auf großes Hin und Her legen und sich lieber auf die Musik konzentrieren.
So kann auch ich mich mit dem Zustand anfreunden und meine Stimmung bessert sich in Windeseile. McBusted, die sich aus den Bands McFly und Busted zusammengewürfelt haben, überzeugen sowohl stimmlich als auch musikalisch und bringen wirklich Stimmung in die Menge.
Leider ist dieser Spaß viel zu schnell zu Ende und es erwartet uns eine lange Pause, die mit One-Hit-Wondern wie Los del Rios „Macarena“ oder Partyklassikern wie Taio Cruz „Dynamite“ gefüllt wird. Dann geht es auch schon los.
Was soll ich sagen: Eine Boyband nach Qualität zu bewerten ist natürlich schwer. Das Grundprinzip einer Boyband ist ja weder gesangliche Leistung noch musikalisches Talent, von daher muss man das Ganze von einer anderen Seite betrachten. Wichtig ist, dass ein paar gut aussehende, sympathische Jungs vor der Kamera strahlend und auf der Bühne eine Show abliefern – das hat bei den Backstreet Boys funktioniert und das funktioniert heute. Da ich doch schon einige Boyband-Konzerte hinter mir habe, kann ich mir jedoch mittlerweile eine Meinung erlauben und über die „Qualität“ solcher Auftritte urteilen. Nimmt man zum Beispiel die Backstreet Boys her, die auch einige stimmliche Mängel zu verzeichnen haben, kann ich aus Erfahrung sagen, dass das live überhaupt keine Rolle spielt. Die alten Hasen überzeugen mit Charisma, Tanzeinlagen und Energie. Sie ziehen Fans von jung bis alt einfach in ihren Bann, sodass schiefe Töne einfach ignoriert werden können. Wenn die Mitglieder einer solchen Band schon nicht mit Stimme überzeugen können, sollten sie das wenigstens mit Performance, Persönlichkeit oder Entertainment – davon fehlt es One Direction leider an allen Ecken.
Die Jungs, die am Anfang ihrer „Karriere“ noch voller Freude und Neugier waren und ihre Fans mit Witzen und guter Laune in ihren Bann gezogen haben, sind nur noch ein Schatten ihrer Selbst. Eingefallene Gesichter, abgemagerte Körper und leere Blicke. Vier Jungs die von einem Ende der viel zu großen und überfüllten Bühne zum anderen Ende laufen und jegliche Freude verloren haben. Das strahlende Lachen liegt weit zurück – stattdessen versuchen die Jungs wie programmiert mit aller Kraft ihre Nummern zu präsentieren. Man sieht ihnen an, dass der Erfolg sie gebrochen hat. Auch wenn ein paar tausend Mädchen anderer Meinung sind und laut kreischend ihre Idole anhimmeln, bleibe ich objektiv. Und objektiv betrachtet kann ich leider nur wenige gute Worte verlieren.
Mädchenschwarm Harry Styles schafft es kaum sich auf den Beinen zu halten, torkelt mehrere Male in seine Bandkollegen rein und versucht mit abgedroschenen Rocker-Posen zu punkten, während seine Kollegen mit dünnen Stimmen versuchen professionell zu bleiben. Auch wenn die Jungs immer wieder ins Publikum Lächeln und mit ihren Fans reden, wirken sie unglaubwürdig und verloren. Viel Lichtshow und Bühnenbild hat schon oft geholfen, dass man über solche Zustände hinweg sehen kann, doch in diesem Fall haben sie sich damit ein Eigentor geschossen.
Würden sich die Jungs mehr auf ihre Leistungen konzentrieren, statt sich auf übertriebene Videowall-Projektionen zu verlassen, wären ein paar Nummern gar nicht so übel gewesen. Aber im Großen und Ganzen konnte mich der Auftritt nicht überzeugen. Auch die Lieder, auf die ich mich unglaublich gefreut habe, da ich einige ihrer ersten Songs wirklich ins Herz geschlossen habe, haben mich enttäuscht. Ich werde wohl in Zukunft lieber auf die ersten CD’s zurückgreifen, als mir Live-Videos anzuschauen, aber was soll man sagen – dabei sein ist alles, nicht wahr?
Außerdem muss man sagen, dass das „One Direction“-Publikum keine harten Kritiker sind. Die Mädchen feiern ihre Liebelinge, trotz schiefer Töne lautstark und brüllen sich die Seele aus dem Leib (Wobei vielleicht auch das dazu beiträgt, dass der ein oder andere schiefe Ton ungehört bleibt). Und so lang es so ein einfaches Publikum zu unterhalten gibt, kann sich die Band ja auch glücklich schätzen.
Hey, ihr da draußen! Mein Name ist Nina und lebe in Österreich. Schon seit früher Kindheit ist die Musik ein wichtiger Bestandteil meines Lebens – ein Bestandteil, den ich nicht missen will. Nichts macht mich so glücklich, wie in einer Menge von Menschen zu stehen, die das Gleiche fühlen und denselben Moment leben – glücklich sind während sie jeden Ton der Musik spüren und jedes Wort in sich aufnehmen, welches durch den Raum hallt. Immer wieder verschlägt es mich zu diversen Konzerten, die mich verzaubern und die mein Leben um einiges bunter und aufregender gestalten. Über diese Konzerte will ich euch berichten und freue mich, meine Erlebnisse mit euch teilen zu dürfen.