Heute ist es also soweit. Unser Grazer Festival-Baby feiert sein Debüt. Das Nuke Festival vereint deutschsprachige Künstler aus verschiedenen Genres auf einer Bühne – und das gekoppelt mit hohen Temperaturen, den altbekannten Zipferzelten und noch vielen anderen Extras die das absolute Festivalfeeling zurück bringt und die Saison somit würdevoll abschließen lassen. Aber alles auf Anfang:
Punkt 15:00 finde ich mich vor der Grazer Stadthalle ein. Dass das Festival schon seit 3 Stunden läuft, stört mich herzlich wenig. Bei den übermäßigen Temperaturen zögere ich meinen Tagesstart also ein bisschen hinaus – genauso lange, bis es meines Erachtens notwendig ist, sich zum Soundportal Autogrammzelt zu begeben, denn dort wird um 16:30 CRO antanzen und den will ich auf keinen Fall verpassen. Vor der Halle reihe ich mich schnell in eine der 3 Sicherheitsschleusen „für Normalsterbliche“ ein und betrete nach 5 Minuten Wartezeit und dürftiger Leibesvisitation die Eingangshalle des Festivals. Dort schnapp ich mir noch schnell mein Festivalband und mach mich auf den Weg zum Autogrammzelt, wo mich schon eine Freundin erwartet. Diese steht jedoch noch für die „Vorband“ Wanda an, die in wenigen Minuten ihre Autogrammstunde haben. Schnell ist mir klar, dass ich diese Band auslassen werde, da die Schlange immer länger wird und ich aus Erfahrung weiß, dass so viele Leute nie an die Reihe kommen werden. Ich beschließe also vorne in der Schlange zu warten und die Wanda-Fans vorbeizulassen. So sichere ich mir auch wie erwartet den ersten Platz für CRO. Nachdem die Jungs von Wanda knappe 20 Minuten überziehen ist die Wartepause bis zu CRO sehr übersichtlich und kurz darauf geht es auch schon los. Der sportlich gekleidete Panda nimmt Platz und begrüßt mich, bevor er noch schnell 3 Shirts unterschreibt, die ihm vorgelegt werden. Dann geht es auch schon los. Ich frage nach einem Foto und habe Glück. Auch wenn der Mann hinter der Maske weiß, dass er sich beeilen muss, da viele Leute auf ihn warten willigt er ein – zumindest bei den ersten paar Besuchern. Ich freue mich, wünsche ihm einen schönen Auftritt und verabschiede mich auch schon wieder.
Danach machen wir uns geschlossen auf den Weg zum ersten Zipferzelt, wo uns nach knappen 15-20 Minuten Wartezeit mitgeteilt wird, dass es weder Mischungen, noch Bier, noch Radler gibt – nicht mal Wasser wird ausgeschenkt. Beim nächsten Zelt 10 Minuten später dasselbe Problem. Zusätzlich gibt es auch keine Becher mehr. Absolut unglaublich! Bei einer Hitze, bei der es kaum möglich ist tief durchzuatmen, gibt es keine Getränke. Erst beim 3. Stand und weiteren 15 Minuten Wartezeit gelingt es uns endlich Getränke zu bestellen. Völlig erschöpft machen wir uns auf den Weg zum bereits angelaufenen Bilderbuch Auftritt. Innerhalb kürzester Zeit sind unsere Abkühlungen ausgetrunken und wir versuchen nicht daran zu denken, denn etwa im gleichen Moment, haben wir die aufgenommene Flüssigkeit auch schon wieder ausgeschwitzt. So etwas darf bei einer Veranstaltung dieser Größe – immerhin sind es etwa 24.000 Gäste – einfach nicht passieren. Dass es nicht genügen Getränke gibt, bei solchen Temperaturen ist einfach unverantwortlich. Trotzdem lassen wir uns dadurch nicht den Tag verderben. Wer eine Veranstaltungskritik nur anhand dieses Aspekts abgibt, den kann ich nicht ernst nehmen. Also komme ich jetzt durchgeschwitzt aber motiviert zum positiven Teil meines Berichts – den Auftritten.
– die Österreicher haben es wirklich geschafft. Nachdem sie viele Jahre unerkannt auf kleinen Bühnen gespielt haben, werden sie nun endlich gewürdigt. Maurice Ernst, Michael Krammer, Peter Horazdovsky und Philipp Scheibl haben es 2013 mit den Singles Plansch und Maschin geschafft sich einen Namen zu machen und sind seitdem in aller Munde. Amadeus Award, Frequency Festival und und und…
Auch der heutige Auftritt beim Nuke zeigt wieder ganz klar, dass sich die vier jungen Musiker einen Traum erfüllt haben. Unglaublich sympathisch reißen sie die Menge mit und feiern was das Zeug hält. Dass Sänger Maurice die Wasserflaschen der gesamten Band, sowie sämtliche noch in Reichweite befindlichen Backstagereserven an das Publikum verteilt und einfach klipp und klar verdeutlicht, was für eine absolute Frechheit es ist, dass hier kein Wasserschlauch zur Verfügung steht, steigert die Stimmung noch zusätzlich. Nach ihrer Show verlassen die Jungs durchgeschwitzt, aber sichtlich glücklich die Bühne und ernten einen tosenden Applaus.
Wir nutzen die kleine Pause um uns in den ersten Wavebreaker zu kämpfen und tatsächlich ergattern wir einen guten Mittelfeld-Platz. Zusätzlich zu den gewohnten Werbeeinschaltungen auf den Videowalls begeistert das Nuke in dem es regelmäßig den aktuellen Timetable einblendet. So ist man immer top informiert und muss nicht andauernd das Progammheftchen aus der Tasche kramen. Dann geht es auch schon los.
Der Wahl-Panda CRO betritt die Bühne und liefert eine Show sondergleichen. Das Publikum feiert den „King of Raop“ als gäbe es kein Morgen und zeigt sich trotz brechender Hitze tanzfreudig.
Der Rapper der seit 2011 nicht mehr aus der Medienwelt wegzudenken ist überzeugt mit seinen Hitsingles Easy, Traum, Kein Benz und Hi Kids und lässt sich auch zu einige Nummern seines neusten Albums Melodie feiern. So dürfen zum Beispiel Titel wie Meine Gang, Erinnerungen, Bad Chicks oder Hey Girl natürlich nicht fehlen.
Auch zum derzeitigen Radio-Evergreen Bye Bye zeigt sich das Publikum textsicher und es scheint dem Panda-Rapper sichtlich Spaß zu machen. Bis zu den Zugaben haben wir es geschafft uns bis in die 2. Reihe zu arbeiten und so können wir die brühend heiße Pyrotechnik zu Rockstar von ganz vorne bestaunen. Von der ersten Minute bis zur letzten ist der Auftritt einfach grandios und ich kann auch wenn ich wollte nichts bemängeln.
In der Pause ist es nun auch endlich soweit, dass wir an Wasser kommen, denn ein netter Security geht durch und versorgt die ersten Reihen dank Gartenschlauch mit Wasser. Auch wenn es ewig dauert, bis er endlich bei uns ankommt sind wir unendlich dankbar unseren Kreislauf endlich ein bisschen stärken zu können.
Plötzlich betreten jede Menge Leute die Bühne. Das ein oder andere Gesicht kennen wir und auch die Musiker die bereits aufgetreten sind versammeln sich auf der Bühne. Zuerst weiß ich nicht wirklich was das soll. Alle jubeln und freuen sich die Künstler wiederzusehen, doch schnell wird klar, dass die Acts nicht zum Feiern hier sind. Sie sind hier um ihr Mitgefühl gegenüber der 71 Flüchtlinge, die bei der Einreise nach Österreich verstorben sind, zum Ausdruck zu bringen. Plötzlich startet eine Rede – die Rede des Films „Der große Dikator“ von Charlie Chaplin. Mit jedem Wort wird uns mehr klar was die Message hinter dieser Aktion ist „Kein Mensch ist illegal“. Nick Tilstra, Sänger der Band Mono & Nikitaman wendet sich mit ein paar Worten an das Publikum und leitet eine Schweigeminute ein. 24.000 Menschen sind betroffen und schweigen. Nur ein paar wenige Idioten schreien durch die Menge, doch der Rest schweigt und gedenkt. Danach ist es auch wieder vorbei. Die Künstler verlassen die Bühne und das Programm geht wie geplant weiter – doch das was bleibt kann uns keiner nehmen.
Ich muss zugeben, dass ich die Band anfangs nicht am Schirm hatte. Ich kenne auch von der ganzen Show nur eine Nummer, allerdings spielte das keine Rolle. Bei den ersten zwei Nummern bin ich noch etwas skeptisch, doch danach geht es stetig bergauf. Auch wenn ich kein Freund von Electroswing bin, ist es Live ein absoluter Genuss. Das stetige Wechseln zwischen harten Electronicbeats und sanften Swingpassagen schafft richtig Bewegung im Publikum und bringt sogar die erste Reihe, in der wir uns mittlerweile befinden, zum Kochen.
Auch wenn mir die Songs nicht bekannt sind reißen sie mich mit und man kann einfach keine Sekunde stillstehen. Mit unglaublichen musikalischen Leistungen und einer beachtlich kraftvollen Stimme seitens Lilja Bloom begeistert und überzeugt mich die österreichische Band.
Dann ist es endlich soweit – S-3xE-D betreten die mächtige Holzbühne und sofort herrscht Ausnahmezustand. Die gewaltigen Bühnenelemente und Menge an Musikern erdrücken mich wie gewohnt – allerdings im Positiven. Ich habe ein bisschen das Gefühl als wäre ich wieder ein kleines Kind, das vorm Christbaum all die bunten Lichter anhimmelt. So viel gibt es zu sehen und trotzdem stehen nur Peter Fox (Pierre Baigorry), Boundzound (Demba Nabé) und Dellé (Frank Allessa Dellé) im Vordergrund und ziehen alle in ihren Bann.
Bei dieser unglaublichen Performance, den verrückten Bewegungen und großen Songs kann man einfach nicht anders als sich mitreißen zu lassen. Mit Hits wie Dickes B, Ding, Aufstehn!, Shake Baby Shake, Cherry Oh und noch vielen anderen Ohrwürmern im Gepäck verzaubern sie uns. Viele der Nummern sind zu Remix-Versionen verarbeitet und machen so noch mehr Lust auf tanzen und feiern. Als dann auch noch vier Ausnahmetalente der Cold Steel Drummers dazukommen explodiert das Ganze.
Wie gewohnt wird auch ein altbekanntes Publikumsspiel aufgefahren. Zu den Beats von Turn down for what bewegt sich das ganze Areal nach links und wieder nach rechts – schmeißt Kleidungsstücke nach oben und tickt völlig aus. Alles in allem ein gelungener Auftritt.
Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so viele Top-Auftritte hintereinander erlebt habe. Normalerweise gibt es immer etwas zu kritisieren. Entweder stimmliche Niederlagen, technische Fauxpas oder organisatorische Probleme, die den Konzertablauf erheblich aus dem Gleichgewicht bringen. All das begrenzt sich dieses Mal lediglich auf die Wasser- und Getränkeversorgung. Auch wenn ich gehört habe, dass es bei den Klos und Essenständen ebenfalls Probleme gab, kann ich darüber leider nichts berichten. Ich bin mir allerdings sicher, dass die Veranstalter bis zum nächsten Jahr richtig Aufrüsten und freue mich schon jetzt auf den Beginn eines neuen Festivals und auf viele kommende Veranstaltungen.
Vielen Dank NUKE FESTIVAL – Vielen Dank GRAZ
Vielen Dank an all die großartigen Künstler und alle die mitgewirkt haben, dass dieser Tag zustande kommen konnte.
Es war mir ein Fest.
Hey, ihr da draußen! Mein Name ist Nina und lebe in Österreich. Schon seit früher Kindheit ist die Musik ein wichtiger Bestandteil meines Lebens – ein Bestandteil, den ich nicht missen will. Nichts macht mich so glücklich, wie in einer Menge von Menschen zu stehen, die das Gleiche fühlen und denselben Moment leben – glücklich sind während sie jeden Ton der Musik spüren und jedes Wort in sich aufnehmen, welches durch den Raum hallt. Immer wieder verschlägt es mich zu diversen Konzerten, die mich verzaubern und die mein Leben um einiges bunter und aufregender gestalten. Über diese Konzerte will ich euch berichten und freue mich, meine Erlebnisse mit euch teilen zu dürfen.