So kam es auch dazu, dass ich mich gestern unerwarteter Weise am Schwarzlsee eingefunden habe um gerade noch rechtzeitig zum Hauptact „Judas Priest“ meinen Platz im ersten Wavebreaker einzunehmen. Aber nochmal schnell zurückgespult…
Als ich das Schwarzl-Gelände betrete packt mich sofort die Orientierungslosigkeit. Nichts ist wie die Jahre zuvor und das Festivalgelände des Seerock Festivals ist erheblich geschrumpft. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass der Veranstalter den gefeierten Event auf eine Eintages-Abfertigung heruntergeschraubt hat um seine Kraftreserven für Dupstep- und Techno-Veranstaltungen zu schonen. Trotzdem bin ich dankbar, dass wenigstens ein paar Acts heute im 10-Minuten-Takt die Bühne rocken durften. Gegen Ende wurde die Auftrittszeiten sogar verlängert.
Ich selbst finde mich jedoch erst nach Korn am Gelände ein, da es mein Zeitplan nicht anders ermöglicht. Ohne Ticket- oder Taschenkontrolle geht es dann ab durch die Schleuse – Securitypersonal ist weit und breit keines zu sehen. Auch auf dem Gelände herrscht ein chaotischer Betrieb. Nachdem dem Veranstalter das Bier ausgegangen ist, werden nun sogar Dosen verkauft, die quietschvergnügt durch die Gegend fliegen – was mich allerdings nicht weiter beschäftigt.
Dank des mittlerweile nur mehr spärlich besuchten Rockfestivals, ist es mir ohne jegliche Drängerei möglich im ersten Wavebreaker einen geräumigen Platz zu finden und auf Judas Priest zu warten, die auch schon kurze Zeit später ihre Show beginnen. Pünktlich um 22:45 betreten die Musiker die minimalistische Bühne, die allerdings völlig ausreichend ist. Mir ist es ohnehin lieber eine Band schafft es ohne viel Licht, Pyro und Videowallelementen eine gute Show abzuliefern. Ohne jegliche Erwartungen lass ich mich auf dieses Konzert ein und schon schnell merke ich, dass diese Legenden sehr wohl noch Pfeffer unterm Hintern haben.
Nicht nur dass Sänger Rob Halford sein modisches Können beweist, indem er alle 4 Minuten seine Jacken oder Mäntel wechselt – auch stimmlich erstaunt mich dieser anfangs eher suspekt wirkende Mensch durchaus. Töne, die ich einem menschlichen Wesen niemals zugetraut hätte fliegen durch das Areal und ich glaube meinen Ohren nicht trauen zu können. Auch die Musiker Glenn Tipton, Richie Faulkner, Ian Hill und Scott Travis überzeugen durchgehend mit hohem Niveau.
Schnell wendet sich auch das Bild der Band von „leicht irre“ zu „unglaublich sympathisch“. Rob kommuniziert unerwartet viel mit dem Publikum, was bei Bands solcher Größe wirklich nicht selbstverständlich ist und auch Gitarristen Richie und Glenn lassen es sich nicht nehmen durchgehend auf die Fans einzugehen. Immer wieder singen sie in die Menge und suchen die Nähe zu ihren Zuhörern.
Auch wenn ich ehrlich gesagt kaum Priest-Songs in meinem Leben gehört habe, reißt mich die Band in ihren Bann und macht die Show zu einem kurzweiligen und erfrischenden Erlebnis – und das ganz ohne großer Lichtshow oder aufregender Videowallbespielung. Das gibt es bei mir nicht oft! Bis 0:15 Uhr vergeht die Zeit wie im Flug und dann heißt es Abschied nehmen. Eine großartige Show, die wieder einmal beweist – spontan ist oft das Beste.
Warum ich einen Bericht über eine Band schreibe, die in meiner Playlist bisher nicht vertreten war? Weil diese Band von mir größten Respekt erhält – dafür dass sie trotz den vielen vielen Jahren Musikbusiness nicht vergessen zu haben scheinen woher sie kommen und wem sie das alles verdanken. Daumen hoch!
Hey, ihr da draußen! Mein Name ist Nina und lebe in Österreich. Schon seit früher Kindheit ist die Musik ein wichtiger Bestandteil meines Lebens – ein Bestandteil, den ich nicht missen will. Nichts macht mich so glücklich, wie in einer Menge von Menschen zu stehen, die das Gleiche fühlen und denselben Moment leben – glücklich sind während sie jeden Ton der Musik spüren und jedes Wort in sich aufnehmen, welches durch den Raum hallt. Immer wieder verschlägt es mich zu diversen Konzerten, die mich verzaubern und die mein Leben um einiges bunter und aufregender gestalten. Über diese Konzerte will ich euch berichten und freue mich, meine Erlebnisse mit euch teilen zu dürfen.