Wer kennt sie nicht? Auch wenn man der Hip Hop Szene eher distanziert gegenübersteht gibt es kein Entkommen, denn wenn es eine Hip Hop Band geschafft hat auch in den kommerziellen Medien einen Platz zu erarbeiten, dann diese. Hits wie „Jein“, „Emanuela“ oder „An Tage wie diesen“ schafften es, mit Vorurteilen aufzuräumen und das Genre Hip Hop massentauglich zu gestalten. Schon 1992 findet sich die fünfköpfige Band Fettes Brot zusammen, doch kurze Zeit später reduzierte sich die Besetzung. Der harte Kern besteht aus Martin Vandreier (Dokter Renz), Boris Lauterbach (König Boris ) und Björn Warns (Björn Beton). Seit 1995 haben sie durch „Nordisch by Nature“ und „Jein“ die Tore zur Musikwelt geöffnet und sind seitdem nicht mehr aus der Branche wegzudenken. Auch wenn es zeitweise etwas ruhig um die drei Wahl-Hamburger geworden ist, sind sie wieder zurück – zum Glück.
…das beweisen die drei MCs von „Fettes Brot“ gekonnt. Denn auch wenn die gesamte Tour um ein Dreiviertels Jahr verschoben wurde, tut das der Stimmung nichts ab. Im Gegenteil, so war genug Zeit für ein neues Album und ich muss sagen – auf das hätte ich nicht verzichten wollen.
Wer die belegten Brötchen kennt weiß, dass man sie in keine Schublade stecken kann, denn immer wenn man gerade das Gefühl hat, man könnte sie einordnen, hauen sie wieder was Neues raus mit dem keiner rechnet. So geht es mir mit „Teenager vom Mars“. So viel Spaß und Lautstärke habe ich nicht erwartet und ich muss sagen, dass es mir gefällt. Allein diese Platte zeigt deutlich, dass die drei Männer sich nicht auf eine Schiene einlassen. Sowohl altbekannte Rap-Parts als auch experimentelle Synthesizer Effekte machen die Songs einzigartig. Nun komme ich aber endgültig zum Punkt – ich schweife ja schon wieder ab.
… so heißt nicht nur das neue Album, sondern auch die aktuelle Tour. Wie gewohnt finde ich mich schon eine Stunde vor Einlass an der Location ein und beobachte das Geschehen. Schnell stelle ich fest, wie unterschiedlich die Besucher sind. Sowohl junge Gäste die gleich durch Caps und weite Hosen erkennbar sind, als auch ältere Herrschaften die genauso gut in der Anwaltskanzlei ihr Brot verdienen könnten, finden sich langsam vor dem Grazer Orpheum ein. Die Stimmung ist gut und man merkt den Besucher die Motivation sofort an. Mit einem Getränk bewaffnet begebe ich mich kurz nach 19 Uhr in die Halle und sichere mir meinen Lieblingsplatz – erste Reihe Mitte. Nach ein paar netten Gesprächen mit dem Sicherheitspersonal geht es dann auch bald los.
Um Punkt 20 Uhr beginnt Fatoni sein Vorprogramm indem er die Bühne betritt und die Leute dazu auffordert, auszuflippen wenn(!) er gleich die Bühne betritt. Auch mal was Neues. Ohne Erwartungen lasse ich mich auf die Show ein und schnell finde ich Gefallen an dem selbstbewussten Rapper. Er begibt sich ins Publikum, geht auf die Leute ein und wärmt den Saal pflichtbewusst auf. Als er dann zu einem Freestyle ansetzt werde ich aufmerksam. Er stellt sich vor uns hin und bittet die Besucher im Dinge in die Hand zu drücken. Nun bin ich gespannt – so etwas kann schnell nach hinten losgehen. So nicht bei Fatoni, denn er findet souverän Übergänge von „stinkenden Sneakers“ zu „Schokolade“. Ich genieße die Show und bin überzeugt. Der Mann kann’s! Auch das restliche Programm ist gelungen und macht richtig viel Spaß.
Dann ist es soweit. Nach unendlichen langen Minuten verdunkelt sich das Saalicht pünklich um 21 Uhr und das Intro setzt ein. Schon stürmen die drei Rapper Björn, Boris und Martin auf die Bühne und hauen wie erwartet erstmal „Teenager vom Mars“ in die Menge. Es dauert keine Sekunde und die Menge bebt. Wer mich kennt, der weiß, dass das Orpheum für mich generell eine magische Wirkung hat. Ich weiß nicht woran es liegt, aber ich finde es einfach unvergleichlich, welche Stimmung sich hier jedes Mal aufbaut. Weiter geht es mit „Du bist the Shit“, „Erdbeben“ oder „Nordisch“ direkt gefolgt von „Jein“. Bei dem neuen Song „Meine Stimme“ kommt Rapper Fatoni noch einmal zum Zug und gibt noch einmal alles was geht.
Es ist kaum zu glauben wie textsicher die Grazer und Grazien (so die Neubenennung der 3 MCs) sind. Egal ob Hits wie „Emanuela“ oder die neuen Tracks wie „Mein Haus“ oder „Von der Liebe“ – jede Zeile sitzt und keine Minute wird pausiert. Als dann der Song kommt, auf den ich schon so lange gewartet habe, atme ich tief durch. „An Tagen wie diesen“ ist ein Lied dass mir seit 2005 – seit dem Auftritt beim Comet 2005 – unheimlich viel bedeutet. Es sind der Text und die Überzeugung, gemischt mit einer grandios gewählten Melodie, die mich einfach jedes Mal packen. Gänsehaut steigt auf und ich genieße den Moment.
Auch wenn Fettes Brot sehr viele lustige Partysongs im Gepäck haben, so steckt in einem Großteil der Texte unglaublich viel Message und Gefühl. Man muss jedoch zweimal hinhören und sich Zeit nehmen um das auch zu erkennen, denn nicht alle Nummern regen so offensichtlich zum Nachdenken an wie „An Tagen wie diesen“. Das letzte Lied auf der Party ist dann eben genau dieses. Bevor die Jungs die Bühne zum ersten Mal verlassen wird es noch einmal richtig laut. Danach folgt einen Moment Stille und mehrere Minuten laute Jubelrufe, Klatschen und Stampfen. Wir haben noch lange nicht genug!
Mit einem richtig gut gemischten Medley treten die drei Stimmungskanonen und ihr DJ noch einmal auf die Bühne. Doch auch danach wollen wir noch nicht gehen und schon kurze Zeit später ertönen die ersten Klänge von „Lauterbach“. Das es genau ihn trifft, grenzt dabei schon an Ironie, denn als die Rapper ein letztes Mal auf die Bühne laufen, rutscht der Namensgeber Boris (Lauterbach) in einer Bierlache aus und knallt auf den harten Boden. Eine Sekunde verstummt das Publikum. Besorgte Blicke sehen zu, wie die Bandkollegen Boris wieder auf die Beine helfen.
In genau diesem Moment wird mir klar wie professionell die drei wirklich sind, denn ohne eine Sekunde Pause setzt Boris zu seinem Part an und brettert die erste Strophe raus. Man sieht ihnen nichts an und trotz kurzfristigen Stimmungs-Stillstand geht die Show weiter. „Bettina“ und „Schwule Mädchen“ bilden den krönenden Abschluss und die Band verabschiedet sich dankbar um kurz vor 11 – nach fast 2 Stunden Spielzeit von ihrem geladenen Publikum.
Auch nach der Show macht das Publikum nicht den Eindruck gehen zu wollen. Während ein Teil der Menschenmasse bei der Garderobe abgefertigt wird, läuft der Barbetrieb gegenüber auch richtig an. Auch eine Stunde nach Konzertschluss herrscht noch Hochbetrieb. Erst kurz nach Mitternacht löst sich die Traube auf und übrig bleiben ein paar wenige, die noch in Gespräche vertieft sind oder wie ich auf die Band warten. Bis es dann tatsächlich so weit ist sind noch 5 Gäste da und als die Jungs einzeln aus dem Gebäude kommen freuen sie sich riesig.
Dankbar nehmen sie sich Zeit, machen Fotos mit uns und bedanken sich für die Geduld und den tollen Abend. Björn nimmt sich dabei am meisten Zeit. Ich schätze es waren etwa 20 Minuten die er bei uns verbracht hat. Er hat uns von seinem letzten Aufenthalt in Graz erzählt und mit uns über andere Themen gesprochen: Dabei ist mir aufgefallen wie interessiert er ist und wie wichtig ihm die Meinung seiner Zuhörer ist. Ich war überrascht wie informiert er über unsere Stadt, die derzeitige politische Lage und andere lokale Themen ist und muss sagen, dass ich das wirklich schätze. Dass man sich nach so vielen Jahren wirklich noch für die Orte interessiert, die man bereist ist bemerkenswert. Ich kann nur sagen, dass man allen dreien die lange Zeit im Musikbusiness nicht anmerkt – naja außer was die Professionalität betrifft.
Hut ab!
Danke, für den schönen Abend.
Hey, ihr da draußen! Mein Name ist Nina und lebe in Österreich. Schon seit früher Kindheit ist die Musik ein wichtiger Bestandteil meines Lebens – ein Bestandteil, den ich nicht missen will. Nichts macht mich so glücklich, wie in einer Menge von Menschen zu stehen, die das Gleiche fühlen und denselben Moment leben – glücklich sind während sie jeden Ton der Musik spüren und jedes Wort in sich aufnehmen, welches durch den Raum hallt. Immer wieder verschlägt es mich zu diversen Konzerten, die mich verzaubern und die mein Leben um einiges bunter und aufregender gestalten. Über diese Konzerte will ich euch berichten und freue mich, meine Erlebnisse mit euch teilen zu dürfen.