…dann ist es ja oft am besten Stille zu bewahren – doch nicht in diesem Fall.
Ich bemühe mich bei meinen Konzertberichten objektiv zu sein und immer alles aus einer gewissen Distanz zu beurteil. Ich möchte ja keine verfälschte Meinung verbreiten, doch in diesem Fall kann ich weder objektiv sein, noch kann ich euch die folgenden Worte vorenthalten. Außerdem glaube ich, dass meine Meinung trotz Beeinflussung noch immer sehr nahe an der Wahrheit liegt.
Es geht um eine Band, die mich nun seit über 7 Jahren begleitet und jeder Österreicher, der ein bisschen Interesse an guter Musik hat, dürfte es kaum an ihnen vorbei geschafft haben. Es geht um die Band From Dawn to Fall, die nun – nach 10 Jahren gemeinsamer Bandgeschichte – gerade ihre Abschiedstournee zum Besten geben. Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen und mir Tickets für drei der fünf Österreich-Konzerte besorgt. Nach zwei Auftritten gibt es nun endlich ein paar Worte, da ich vermute, dass das allerletzte Konzert definitiv separat beurteilt werden muss.
19.09.2015 – stereo, Klagenfurt
Ich befinde mich auf dem Weg nach Klagenfurt. Keine zwei Stunden trennen mich von dem kleinen Club in dem ich nach viel zu langer Zeit endlich wieder auf diese Band treffe. From Dawn to Fall, die sowohl bei uns, als auch in Japan kein unbeschriebenes Blatt sind, haben mit der Veröffentlichung ihres dritten Albums „BLVRS“ entschieden getrennte Wege zu gehen – zumindest musikalisch wollen sie die gemeinsame Zeit hinter sich lassen. Wenn man die fünf Perchtoldsdorfer Stoffl, Jojo, Clemi, Dani und Philip schon einmal live erleben durfte, kann man sich das zwar nicht vorstellen, aber dazu später mehr.
Am Club angekommen fühle ich mich ziemlich alleine. Außer mir befinden sich nur zwei weitere Gäste vor dem Club. Den Andrang habe ich mir größer vorgestellt, aber das trübt meine Stimmung nicht. Ich bin voller Vorfreude, völlig aufgedreht und trotzdem bekomme ich kaum ein Wort heraus, da ich am ganzen Körper zittere. Ich bin mir noch immer nicht sicher, ob ich weinen oder lachen soll. So viele Jahre waren die Songs der Jungs mein Anker und haben mir Kraft geschenkt, wenn mir jegliche Hoffnung fremd war. Und nun soll das alles vorbei sein? Trotzdem versuche ich positiv in den Abend zu gehen. Ich will den Auftritt genießen, mit ihnen feiern und Spaß haben.
Doch zuerst warten noch drei Vorbands darauf gehört zu werden.
Stefan Thaler – der Sänger/Songwriter begeistert mit ruhigen Tönen, gefühlvollen Texten und sympathischen Auftreten. Man merkt ihm an wie dankbar er ist, heute auf dieser Bühne stehen zu dürfen und schon als er auf den Abschied der Band hinweist, sammeln sich Tränen in meinen Augen. Ich bin verunsichert, denn in meiner 15 jährigen Konzert-Geschichte in der ich unzählige Bands live erleben durfte, ist mir sowas noch nie passiert.
Die beiden anderen Vorbands Living Targets und Chaos Alarm lassen mich zum Glück wieder abkühlen. Auch wenn ich bei beiden Bands gute Ansätze finden kann, fällt es mir schwer Gefallen an den jungen Musikern zu finden. Wo der eine Sänger kein Wort ans Publikum verliert, zieht der andere mit skurrilen Reden, die Ernsthaftigkeit von emotionalen Texten ins lächerliche. Wirklich schade, aber man lernt ja mit den Jahren dazu.
Dann ist es also endlich soweit. Die Jungs von FDTF betreten die Bühne und schnell baut sich ein Haufen Gefühlschaos in mir auf. Nur mit viel Kraft kann ich mich halten und drücke all die Trauer auf die Seite. Es wäre nicht fair einen Auftritt dieser Band zum trauen zu verschwenden.
Die fünf Österreicher sind mit voller Energie und Leidenschaft bei der Sache. Sie legen jeden Atemzug in die Lieder und heizen dem kleinen Raum sofort ein – auch wenn man schnell merkt, dass auch den Musikern klar ist, dass das kein Konzert wie jedes andere ist. Man spürt etwas Erdrückendes, was sich auch immer wieder in den Gesichtern einiger Besucher erkennen lässt, doch alle reißen sich am Riemen, tanzen, singen und feiern so gut es geht. Auf der Bühne scheint ein Tornado unterwegs zu sein – oder besser gesagt gleich fünf davon. Gitarrist „Jojo“ legt wie gewohnt einen Kraftakt sondergleichen hin, denn sowohl seine instrumentalen Leistungen, als auch die „gesanglichen“ sind ein wichtiger Bestandteil dieser Band. Stoffl, der Sänger der Truppe zieht jeden einzelnen Gast in seinen Bann. Auch wenn es nicht unbemerkt bleibt, dass er manche Songzeilen, dann doch lieber an das Publikum abgibt, tut das der Stimmung nichts ab – im Gegenteil. Die Leute feiern jeden Song der gut gemischten Setliste. Klassiker der ersten Stunde wie „Farewell Scenery“, „Days Of Neon Grey“ und „Fightback“ werden begleitet von legendären Partynummern wie „Gossip“, „Beat of Harmony“ oder den Balladen „For Tonight“ und „Rome“.
Ich ärgere mich über den grauenhaften Sound, der mir schon bei den Vorbands aufgefallen ist und auch das viel zu dunkle Licht tut leider gar nichts für eine gute Konzertatmosphere. Da kann man nur von Glück sprechen, dass es dann auch mal ruhiger wird, denn als die beiden eben genannten Bandmitglieder plötzlich alleine auf der Bühne stehen, ist allen klar was jetzt komm. Prompt legt sich die Stimmung im Publikum von einer feiernden Partymeute, zu einer emotional geladenen Fangemeinde.
Der Akustik-Part des Konzertes steht also an, denn „es kann keine Abschiedstournee geben, ohne Akustik Nummern“ – so der Frontman der Band. Mit den ersten Tönen von „Words“ zeigt sich die Menge textsicher und dankbar. Als Jojo und Stoffl zum zweiten Song „Trip“ ansetzen kann ich meine Tränen dann endgültig nicht mehr halten und lasse einfach los. Zum ersten Mal erlebe ich was es heißt eine Band zu verlieren, die ich abgöttisch liebe – die mir seit Jahren den Rücken stärkt und ohne die ich nicht da wäre, wo ich heute bin. Ein Band, die ich gehört habe, als jede andere Musik für mich undenkbar war – als es mir nicht möglich war mit Menschen zu sprechen oder mich jemandem zu öffnen. Ich habe mich verstanden gefühlt. Nun war also der Moment gekommen, wo all das von mir fiel – und es war mir nicht peinlich oder unangenehm. Nein, es war einfach ehrlich.
Das Gefühl hielt eine Zeit lang an, doch irgendwann beschloss ich für mich selbst auch die letzten Nummern noch zu feiern – ihnen zu liebe. Zurück auf der Bühne überzeugt Schlagzeuger Clemens wieder mit geladener Drummer-Power, lacht mit seinen Bandkollegen und überzeugt mit musikalischer Leistung. Auch Gitarrist Dani und Bassist Philip ist es anzusehen wie jeder einzelne Ton von Emotionen getragen wird. Die Band spielt als gäbe es kein Morgen mehr, was zugegebener Maßen nichts Ungewöhnliches ist, diesmal jedoch nicht allzu Fern von der Wahrheit liegt.
Nach der letzten Zugabe tobt die Menge leider erfolglos. Ich sehe einige glasige Augen und viele verzweifelte Blicke, doch allen ist klar – nun ist es vorbei…
Es dauert nicht lange, da kommen die Jungs auch schon aus dem Backstagebereich, geben Autogramme, machen Fotos und tratschen mit ihren langjährigen Fans. Auch wenn mir kaum Worte einfallen, bin ich dankbar. Dankbar für jeden Moment, den mir diese Band geschenkt hat. Dankbar für einen wundervollen Abend.
Nach knapp zwei Wochen fühle ich mich stark genug das zweite meiner drei Konzerte zu besuchen. Mit voller Kraft starte ich in den Abend und mache mich mit einer Freundin auf den Weg zum Grazer p.p.c. Dort angekommen, stehen wir alleine vor der Halle – was mich nicht weiter stört. So passiert es auch mal, dass man persönlich von der Band begrüßt wird und schon vor dem Konzert ein paar Worte mit ihnen wechseln kann.
Eine Stunde später dürfen wir dann auch schon rein und begeben uns gleich in die Nähe der Bühne. Nur wenige Leute sind bisher im Raum, doch das ändert sich schnell.
Schon bei der Vorband A Different Story, ist der Raum gut gefüllt. Wie gewohnt, lassen sich auch die sympathischen Jungs von FDTF den Auftritt ihrer Vorgänger nicht entgehen und stehe mit im Raum. Leider habe ich nicht wirklich viele gute Worte für die jungen Musiker, die gerade versuchen den Besuchern einzuheizen. Man hat das Gefühl, als würden sie sich unwohl fühlen und merkt ihnen an, dass sie nicht wirklich bei der Sache sind. Ob sich da nicht doch einige Fehler eingeschlichen haben, lässt sich schwer sagen, da ich mir oft nicht sicher bin, ob sich jemand verspielt hat oder ob der Song einfach so klingen soll. Auch was die gesangliche Leistung betrifft, kann ich nur von Erleichterung sprechen, als es dann doch irgendwann dem Ende zugeht. Zumindest Soundtechnisch kann sich das p.p.c. wirklich hören lassen, was mich aufatmen lässt.
Schon kurze Zeit später geht es dann los. Ich bin gefasst, denn „ich weiß ja schon was auf mich zukommt“ – denke ich würde das alles diesmal viel cooler nehmen. Tatsächlich bleiben meine Augen beinahe das ganze Konzert tränenfrei – bis zu dem Moment, als die Jungs sich für 10 Jahre Bandgeschichte bedanken. Da kullern dann doch noch ein paar kleine Tränen.
Aber vorher noch zum Auftritt. Vieles würde sich natürlich mit dem bereits erwähnten wiederholen, doch einiges kann ich doch noch sagen. Schon bei den ersten Songs merke ich, dass die Band viel lockerer ist also noch zwei Wochen zuvor. Sie wirken gefasster und scheinen noch mehr Spaß zu haben. Auch der gesamte Auftritt wirkt stärker und man möchte meinen, die Fünf hätten über die zwei Wochen noch einmal eine ganze LKW-Ladung Energie geliefert bekommen. Vermutlich im Austausch gegen ihre CDs und Shirts, denn von denen ist nicht mehr viel übrig geblieben 😉
Ich bin hin und hergerissen und doppelt beeindruckt, denn FDTF beweisen nur, was ich schon immer gesagt habe: Diese Band ist eine der besten Live-Bands, die ich jemals erleben durfte! Und das zeigen sie in jeder Minute, die sie auf dieser Bühne verbringen. Sie suchen den Kontakt zu ihren Fans, Stoffl animiert die Menge in die Hocke zu gehen indem er selbst ins Publikum kommt und es uns vormacht. Sie reißen Witze und zeigen sich dankbar. Ich genieße die Show und freue mich nicht nur über den guten Ton sondern auch das viel bessere Licht. Es ist schon ganz schön, wenn man eine Band auch sieht, wenn sie direkt vor einem steht.
Statt vor der Zugabe die Bühne zu verlassen, da das in diesem Raum leider nicht möglich ist, meint Stoffl nur, sie würden diesen Teil überspringen, wollen sich aber trotzdem bedanken. Als sie sich vorne mittig versammeln tobt die Menge und überhäuft sie mit „Zugabe“-Rufen. Sie sollen schließlich wissen, dass wir weitere Songs hören wollen. Auch wenn sie so nicht damit gerechnet haben, freuen sie sich und spielen ihre Show wie versprochen zu Ende.
Nach dem Konzert werden wieder Komplimente und Danksagungen ausgetauscht und brav Fotos gemacht. Auch die eingepackten Mitbringsel werden unterschrieben und bestaunt. Nachdem wir die Jungs dann lange genug belästigt haben machen wir uns auf den Weg.
Wieso, aber konnte ich meine Emotionen heute im Griff halten? Ich habe darüber nachgedacht und verstanden, was heute Abend passiert ist. Mir ist klar geworden, dass ich eine meiner wichtigsten Bands „verlieren“ werde, doch mir ist auch klar geworden, dass es hier um keinen Abschied im herkömmlichen Sinn geht. Egal wie weh es tut diese Entscheidung hinzunehmen, es war eine unglaubliche Reise – und das kann mir niemand nehmen. Niemand kann mir die Erinnerung an die gemeinsame Zeit nehmen. Niemand kann mir die Musik nehmen, die sie uns hinterlassen haben. Niemand kann mir die Kraft nehmen, die mir diese Jungs gegeben haben, als ich sie am meisten gebraucht habe. Auch wenn für immer ein kleiner Teil fehlen wird und ich seit Wochen überlege, wie ich mit diesem Kapitel abschließen soll, ist das alles nicht wirklich wichtig. Drei grandiose Alben, begleitet von 7 Jahren Hochs und Tiefs, die durch ihre Musik schaffbar oder noch schöner geworden sind – das kann keine Band nachmachen und niemand ersetzen. Diesen Platz werden sie auf ewig behalten. Diese Band, die mir immer wieder durch knapp 3:40 Minuten wieder Hoffnung und Kraft geschenkt hat – ohne dass sie das wussten – wird immer in meinem Herzen bleiben. Ich bin unsagbar dankbar und kann all diese Worte voller Ehrlichkeit, Liebe und Dankbarkeit an die fünf Mitglieder dieser großartigen Band richten.
Stefan, Jojo, Clemens, Dani und Philip – DANKE, für diese einzigartige Zeit!
Ihr geht in die Geschichte ein – in meine Geschichte…
Hey, ihr da draußen! Mein Name ist Nina und lebe in Österreich. Schon seit früher Kindheit ist die Musik ein wichtiger Bestandteil meines Lebens – ein Bestandteil, den ich nicht missen will. Nichts macht mich so glücklich, wie in einer Menge von Menschen zu stehen, die das Gleiche fühlen und denselben Moment leben – glücklich sind während sie jeden Ton der Musik spüren und jedes Wort in sich aufnehmen, welches durch den Raum hallt. Immer wieder verschlägt es mich zu diversen Konzerten, die mich verzaubern und die mein Leben um einiges bunter und aufregender gestalten. Über diese Konzerte will ich euch berichten und freue mich, meine Erlebnisse mit euch teilen zu dürfen.
Heute ist es also soweit. Unser Grazer Festival-Baby feiert sein Debüt. Das Nuke Festival vereint deutschsprachige Künstler aus verschiedenen Genres auf einer Bühne – und das gekoppelt mit hohen Temperaturen, den altbekannten Zipferzelten und noch vielen anderen Extras die das absolute Festivalfeeling zurück bringt und die Saison somit würdevoll abschließen lassen. Aber alles auf Anfang:
Punkt 15:00 finde ich mich vor der Grazer Stadthalle ein. Dass das Festival schon seit 3 Stunden läuft, stört mich herzlich wenig. Bei den übermäßigen Temperaturen zögere ich meinen Tagesstart also ein bisschen hinaus – genauso lange, bis es meines Erachtens notwendig ist, sich zum Soundportal Autogrammzelt zu begeben, denn dort wird um 16:30 CRO antanzen und den will ich auf keinen Fall verpassen. Vor der Halle reihe ich mich schnell in eine der 3 Sicherheitsschleusen „für Normalsterbliche“ ein und betrete nach 5 Minuten Wartezeit und dürftiger Leibesvisitation die Eingangshalle des Festivals. Dort schnapp ich mir noch schnell mein Festivalband und mach mich auf den Weg zum Autogrammzelt, wo mich schon eine Freundin erwartet. Diese steht jedoch noch für die „Vorband“ Wanda an, die in wenigen Minuten ihre Autogrammstunde haben. Schnell ist mir klar, dass ich diese Band auslassen werde, da die Schlange immer länger wird und ich aus Erfahrung weiß, dass so viele Leute nie an die Reihe kommen werden. Ich beschließe also vorne in der Schlange zu warten und die Wanda-Fans vorbeizulassen. So sichere ich mir auch wie erwartet den ersten Platz für CRO. Nachdem die Jungs von Wanda knappe 20 Minuten überziehen ist die Wartepause bis zu CRO sehr übersichtlich und kurz darauf geht es auch schon los. Der sportlich gekleidete Panda nimmt Platz und begrüßt mich, bevor er noch schnell 3 Shirts unterschreibt, die ihm vorgelegt werden. Dann geht es auch schon los. Ich frage nach einem Foto und habe Glück. Auch wenn der Mann hinter der Maske weiß, dass er sich beeilen muss, da viele Leute auf ihn warten willigt er ein – zumindest bei den ersten paar Besuchern. Ich freue mich, wünsche ihm einen schönen Auftritt und verabschiede mich auch schon wieder.
Danach machen wir uns geschlossen auf den Weg zum ersten Zipferzelt, wo uns nach knappen 15-20 Minuten Wartezeit mitgeteilt wird, dass es weder Mischungen, noch Bier, noch Radler gibt – nicht mal Wasser wird ausgeschenkt. Beim nächsten Zelt 10 Minuten später dasselbe Problem. Zusätzlich gibt es auch keine Becher mehr. Absolut unglaublich! Bei einer Hitze, bei der es kaum möglich ist tief durchzuatmen, gibt es keine Getränke. Erst beim 3. Stand und weiteren 15 Minuten Wartezeit gelingt es uns endlich Getränke zu bestellen. Völlig erschöpft machen wir uns auf den Weg zum bereits angelaufenen Bilderbuch Auftritt. Innerhalb kürzester Zeit sind unsere Abkühlungen ausgetrunken und wir versuchen nicht daran zu denken, denn etwa im gleichen Moment, haben wir die aufgenommene Flüssigkeit auch schon wieder ausgeschwitzt. So etwas darf bei einer Veranstaltung dieser Größe – immerhin sind es etwa 24.000 Gäste – einfach nicht passieren. Dass es nicht genügen Getränke gibt, bei solchen Temperaturen ist einfach unverantwortlich. Trotzdem lassen wir uns dadurch nicht den Tag verderben. Wer eine Veranstaltungskritik nur anhand dieses Aspekts abgibt, den kann ich nicht ernst nehmen. Also komme ich jetzt durchgeschwitzt aber motiviert zum positiven Teil meines Berichts – den Auftritten.
– die Österreicher haben es wirklich geschafft. Nachdem sie viele Jahre unerkannt auf kleinen Bühnen gespielt haben, werden sie nun endlich gewürdigt. Maurice Ernst, Michael Krammer, Peter Horazdovsky und Philipp Scheibl haben es 2013 mit den Singles Plansch und Maschin geschafft sich einen Namen zu machen und sind seitdem in aller Munde. Amadeus Award, Frequency Festival und und und…
Auch der heutige Auftritt beim Nuke zeigt wieder ganz klar, dass sich die vier jungen Musiker einen Traum erfüllt haben. Unglaublich sympathisch reißen sie die Menge mit und feiern was das Zeug hält. Dass Sänger Maurice die Wasserflaschen der gesamten Band, sowie sämtliche noch in Reichweite befindlichen Backstagereserven an das Publikum verteilt und einfach klipp und klar verdeutlicht, was für eine absolute Frechheit es ist, dass hier kein Wasserschlauch zur Verfügung steht, steigert die Stimmung noch zusätzlich. Nach ihrer Show verlassen die Jungs durchgeschwitzt, aber sichtlich glücklich die Bühne und ernten einen tosenden Applaus.
Wir nutzen die kleine Pause um uns in den ersten Wavebreaker zu kämpfen und tatsächlich ergattern wir einen guten Mittelfeld-Platz. Zusätzlich zu den gewohnten Werbeeinschaltungen auf den Videowalls begeistert das Nuke in dem es regelmäßig den aktuellen Timetable einblendet. So ist man immer top informiert und muss nicht andauernd das Progammheftchen aus der Tasche kramen. Dann geht es auch schon los.
Der Wahl-Panda CRO betritt die Bühne und liefert eine Show sondergleichen. Das Publikum feiert den „King of Raop“ als gäbe es kein Morgen und zeigt sich trotz brechender Hitze tanzfreudig.
Der Rapper der seit 2011 nicht mehr aus der Medienwelt wegzudenken ist überzeugt mit seinen Hitsingles Easy, Traum, Kein Benz und Hi Kids und lässt sich auch zu einige Nummern seines neusten Albums Melodie feiern. So dürfen zum Beispiel Titel wie Meine Gang, Erinnerungen, Bad Chicks oder Hey Girl natürlich nicht fehlen.
Auch zum derzeitigen Radio-Evergreen Bye Bye zeigt sich das Publikum textsicher und es scheint dem Panda-Rapper sichtlich Spaß zu machen. Bis zu den Zugaben haben wir es geschafft uns bis in die 2. Reihe zu arbeiten und so können wir die brühend heiße Pyrotechnik zu Rockstar von ganz vorne bestaunen. Von der ersten Minute bis zur letzten ist der Auftritt einfach grandios und ich kann auch wenn ich wollte nichts bemängeln.
In der Pause ist es nun auch endlich soweit, dass wir an Wasser kommen, denn ein netter Security geht durch und versorgt die ersten Reihen dank Gartenschlauch mit Wasser. Auch wenn es ewig dauert, bis er endlich bei uns ankommt sind wir unendlich dankbar unseren Kreislauf endlich ein bisschen stärken zu können.
Plötzlich betreten jede Menge Leute die Bühne. Das ein oder andere Gesicht kennen wir und auch die Musiker die bereits aufgetreten sind versammeln sich auf der Bühne. Zuerst weiß ich nicht wirklich was das soll. Alle jubeln und freuen sich die Künstler wiederzusehen, doch schnell wird klar, dass die Acts nicht zum Feiern hier sind. Sie sind hier um ihr Mitgefühl gegenüber der 71 Flüchtlinge, die bei der Einreise nach Österreich verstorben sind, zum Ausdruck zu bringen. Plötzlich startet eine Rede – die Rede des Films „Der große Dikator“ von Charlie Chaplin. Mit jedem Wort wird uns mehr klar was die Message hinter dieser Aktion ist „Kein Mensch ist illegal“. Nick Tilstra, Sänger der Band Mono & Nikitaman wendet sich mit ein paar Worten an das Publikum und leitet eine Schweigeminute ein. 24.000 Menschen sind betroffen und schweigen. Nur ein paar wenige Idioten schreien durch die Menge, doch der Rest schweigt und gedenkt. Danach ist es auch wieder vorbei. Die Künstler verlassen die Bühne und das Programm geht wie geplant weiter – doch das was bleibt kann uns keiner nehmen.
Ich muss zugeben, dass ich die Band anfangs nicht am Schirm hatte. Ich kenne auch von der ganzen Show nur eine Nummer, allerdings spielte das keine Rolle. Bei den ersten zwei Nummern bin ich noch etwas skeptisch, doch danach geht es stetig bergauf. Auch wenn ich kein Freund von Electroswing bin, ist es Live ein absoluter Genuss. Das stetige Wechseln zwischen harten Electronicbeats und sanften Swingpassagen schafft richtig Bewegung im Publikum und bringt sogar die erste Reihe, in der wir uns mittlerweile befinden, zum Kochen.
Auch wenn mir die Songs nicht bekannt sind reißen sie mich mit und man kann einfach keine Sekunde stillstehen. Mit unglaublichen musikalischen Leistungen und einer beachtlich kraftvollen Stimme seitens Lilja Bloom begeistert und überzeugt mich die österreichische Band.
Dann ist es endlich soweit – S-3xE-D betreten die mächtige Holzbühne und sofort herrscht Ausnahmezustand. Die gewaltigen Bühnenelemente und Menge an Musikern erdrücken mich wie gewohnt – allerdings im Positiven. Ich habe ein bisschen das Gefühl als wäre ich wieder ein kleines Kind, das vorm Christbaum all die bunten Lichter anhimmelt. So viel gibt es zu sehen und trotzdem stehen nur Peter Fox (Pierre Baigorry), Boundzound (Demba Nabé) und Dellé (Frank Allessa Dellé) im Vordergrund und ziehen alle in ihren Bann.
Bei dieser unglaublichen Performance, den verrückten Bewegungen und großen Songs kann man einfach nicht anders als sich mitreißen zu lassen. Mit Hits wie Dickes B, Ding, Aufstehn!, Shake Baby Shake, Cherry Oh und noch vielen anderen Ohrwürmern im Gepäck verzaubern sie uns. Viele der Nummern sind zu Remix-Versionen verarbeitet und machen so noch mehr Lust auf tanzen und feiern. Als dann auch noch vier Ausnahmetalente der Cold Steel Drummers dazukommen explodiert das Ganze.
Wie gewohnt wird auch ein altbekanntes Publikumsspiel aufgefahren. Zu den Beats von Turn down for what bewegt sich das ganze Areal nach links und wieder nach rechts – schmeißt Kleidungsstücke nach oben und tickt völlig aus. Alles in allem ein gelungener Auftritt.
Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so viele Top-Auftritte hintereinander erlebt habe. Normalerweise gibt es immer etwas zu kritisieren. Entweder stimmliche Niederlagen, technische Fauxpas oder organisatorische Probleme, die den Konzertablauf erheblich aus dem Gleichgewicht bringen. All das begrenzt sich dieses Mal lediglich auf die Wasser- und Getränkeversorgung. Auch wenn ich gehört habe, dass es bei den Klos und Essenständen ebenfalls Probleme gab, kann ich darüber leider nichts berichten. Ich bin mir allerdings sicher, dass die Veranstalter bis zum nächsten Jahr richtig Aufrüsten und freue mich schon jetzt auf den Beginn eines neuen Festivals und auf viele kommende Veranstaltungen.
Vielen Dank NUKE FESTIVAL – Vielen Dank GRAZ
Vielen Dank an all die großartigen Künstler und alle die mitgewirkt haben, dass dieser Tag zustande kommen konnte.
Es war mir ein Fest.
Hey, ihr da draußen! Mein Name ist Nina und lebe in Österreich. Schon seit früher Kindheit ist die Musik ein wichtiger Bestandteil meines Lebens – ein Bestandteil, den ich nicht missen will. Nichts macht mich so glücklich, wie in einer Menge von Menschen zu stehen, die das Gleiche fühlen und denselben Moment leben – glücklich sind während sie jeden Ton der Musik spüren und jedes Wort in sich aufnehmen, welches durch den Raum hallt. Immer wieder verschlägt es mich zu diversen Konzerten, die mich verzaubern und die mein Leben um einiges bunter und aufregender gestalten. Über diese Konzerte will ich euch berichten und freue mich, meine Erlebnisse mit euch teilen zu dürfen.
So kam es auch dazu, dass ich mich gestern unerwarteter Weise am Schwarzlsee eingefunden habe um gerade noch rechtzeitig zum Hauptact „Judas Priest“ meinen Platz im ersten Wavebreaker einzunehmen. Aber nochmal schnell zurückgespult…
Als ich das Schwarzl-Gelände betrete packt mich sofort die Orientierungslosigkeit. Nichts ist wie die Jahre zuvor und das Festivalgelände des Seerock Festivals ist erheblich geschrumpft. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass der Veranstalter den gefeierten Event auf eine Eintages-Abfertigung heruntergeschraubt hat um seine Kraftreserven für Dupstep- und Techno-Veranstaltungen zu schonen. Trotzdem bin ich dankbar, dass wenigstens ein paar Acts heute im 10-Minuten-Takt die Bühne rocken durften. Gegen Ende wurde die Auftrittszeiten sogar verlängert.
Ich selbst finde mich jedoch erst nach Korn am Gelände ein, da es mein Zeitplan nicht anders ermöglicht. Ohne Ticket- oder Taschenkontrolle geht es dann ab durch die Schleuse – Securitypersonal ist weit und breit keines zu sehen. Auch auf dem Gelände herrscht ein chaotischer Betrieb. Nachdem dem Veranstalter das Bier ausgegangen ist, werden nun sogar Dosen verkauft, die quietschvergnügt durch die Gegend fliegen – was mich allerdings nicht weiter beschäftigt.
Dank des mittlerweile nur mehr spärlich besuchten Rockfestivals, ist es mir ohne jegliche Drängerei möglich im ersten Wavebreaker einen geräumigen Platz zu finden und auf Judas Priest zu warten, die auch schon kurze Zeit später ihre Show beginnen. Pünktlich um 22:45 betreten die Musiker die minimalistische Bühne, die allerdings völlig ausreichend ist. Mir ist es ohnehin lieber eine Band schafft es ohne viel Licht, Pyro und Videowallelementen eine gute Show abzuliefern. Ohne jegliche Erwartungen lass ich mich auf dieses Konzert ein und schon schnell merke ich, dass diese Legenden sehr wohl noch Pfeffer unterm Hintern haben.
Nicht nur dass Sänger Rob Halford sein modisches Können beweist, indem er alle 4 Minuten seine Jacken oder Mäntel wechselt – auch stimmlich erstaunt mich dieser anfangs eher suspekt wirkende Mensch durchaus. Töne, die ich einem menschlichen Wesen niemals zugetraut hätte fliegen durch das Areal und ich glaube meinen Ohren nicht trauen zu können. Auch die Musiker Glenn Tipton, Richie Faulkner, Ian Hill und Scott Travis überzeugen durchgehend mit hohem Niveau.
Schnell wendet sich auch das Bild der Band von „leicht irre“ zu „unglaublich sympathisch“. Rob kommuniziert unerwartet viel mit dem Publikum, was bei Bands solcher Größe wirklich nicht selbstverständlich ist und auch Gitarristen Richie und Glenn lassen es sich nicht nehmen durchgehend auf die Fans einzugehen. Immer wieder singen sie in die Menge und suchen die Nähe zu ihren Zuhörern.
Auch wenn ich ehrlich gesagt kaum Priest-Songs in meinem Leben gehört habe, reißt mich die Band in ihren Bann und macht die Show zu einem kurzweiligen und erfrischenden Erlebnis – und das ganz ohne großer Lichtshow oder aufregender Videowallbespielung. Das gibt es bei mir nicht oft! Bis 0:15 Uhr vergeht die Zeit wie im Flug und dann heißt es Abschied nehmen. Eine großartige Show, die wieder einmal beweist – spontan ist oft das Beste.
Warum ich einen Bericht über eine Band schreibe, die in meiner Playlist bisher nicht vertreten war? Weil diese Band von mir größten Respekt erhält – dafür dass sie trotz den vielen vielen Jahren Musikbusiness nicht vergessen zu haben scheinen woher sie kommen und wem sie das alles verdanken. Daumen hoch!
Hey, ihr da draußen! Mein Name ist Nina und lebe in Österreich. Schon seit früher Kindheit ist die Musik ein wichtiger Bestandteil meines Lebens – ein Bestandteil, den ich nicht missen will. Nichts macht mich so glücklich, wie in einer Menge von Menschen zu stehen, die das Gleiche fühlen und denselben Moment leben – glücklich sind während sie jeden Ton der Musik spüren und jedes Wort in sich aufnehmen, welches durch den Raum hallt. Immer wieder verschlägt es mich zu diversen Konzerten, die mich verzaubern und die mein Leben um einiges bunter und aufregender gestalten. Über diese Konzerte will ich euch berichten und freue mich, meine Erlebnisse mit euch teilen zu dürfen.
One Direction – eine Band die seit einigen Jahren für Trubel sorgt und die weibliche Teenie-Fraktion völlig aufwirbelt. Das altbekannte Boyband-Prinzip lebt immer wieder auf – diesmal mit einer zusammengestöpselten Band, die sich durch die Castingshow „X Factor“ gefunden hat. Für mich persönlich war die Band von Anfang an ein gelungenes Projekt. Ihre Songs lagen mir tagelang im Ohr und haben mich motiviert. Ein guter Grund um sich das Phänomen mal live anzusehen.
Schon bei der Ankunft bin ich skeptisch. Das Wiener Ernst Happel Stadion ist überschaubar gefüllt und vor allem die Bühne zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich betrachte das Bühnenbild und stelle schnell fest, dass es mir viel zu voll ist. Überall ragen bunte Geländer, Sitzflächen oder Farbakzente aus dem mehrstöckigen Aufbau heraus. Man verliert sich völlig in den ganzen Ecken, Stiegen und Rampen und kommt schon jetzt mit der ganzen „Information“ nicht zu Recht. Auch wenn ich große und auffällige Bühnen liebe und es mir nie bunt genug sein kann, fühle ich mich von der Bühne erdrückt.
Bei der Vorband bestätigt sich mein Verdacht – die Künstler gehen völlig unter und man findet sich nur schwer zu Recht. Nur gut, dass McBusted nicht viel Wert auf großes Hin und Her legen und sich lieber auf die Musik konzentrieren.
So kann auch ich mich mit dem Zustand anfreunden und meine Stimmung bessert sich in Windeseile. McBusted, die sich aus den Bands McFly und Busted zusammengewürfelt haben, überzeugen sowohl stimmlich als auch musikalisch und bringen wirklich Stimmung in die Menge.
Leider ist dieser Spaß viel zu schnell zu Ende und es erwartet uns eine lange Pause, die mit One-Hit-Wondern wie Los del Rios „Macarena“ oder Partyklassikern wie Taio Cruz „Dynamite“ gefüllt wird. Dann geht es auch schon los.
Was soll ich sagen: Eine Boyband nach Qualität zu bewerten ist natürlich schwer. Das Grundprinzip einer Boyband ist ja weder gesangliche Leistung noch musikalisches Talent, von daher muss man das Ganze von einer anderen Seite betrachten. Wichtig ist, dass ein paar gut aussehende, sympathische Jungs vor der Kamera strahlend und auf der Bühne eine Show abliefern – das hat bei den Backstreet Boys funktioniert und das funktioniert heute. Da ich doch schon einige Boyband-Konzerte hinter mir habe, kann ich mir jedoch mittlerweile eine Meinung erlauben und über die „Qualität“ solcher Auftritte urteilen. Nimmt man zum Beispiel die Backstreet Boys her, die auch einige stimmliche Mängel zu verzeichnen haben, kann ich aus Erfahrung sagen, dass das live überhaupt keine Rolle spielt. Die alten Hasen überzeugen mit Charisma, Tanzeinlagen und Energie. Sie ziehen Fans von jung bis alt einfach in ihren Bann, sodass schiefe Töne einfach ignoriert werden können. Wenn die Mitglieder einer solchen Band schon nicht mit Stimme überzeugen können, sollten sie das wenigstens mit Performance, Persönlichkeit oder Entertainment – davon fehlt es One Direction leider an allen Ecken.
Die Jungs, die am Anfang ihrer „Karriere“ noch voller Freude und Neugier waren und ihre Fans mit Witzen und guter Laune in ihren Bann gezogen haben, sind nur noch ein Schatten ihrer Selbst. Eingefallene Gesichter, abgemagerte Körper und leere Blicke. Vier Jungs die von einem Ende der viel zu großen und überfüllten Bühne zum anderen Ende laufen und jegliche Freude verloren haben. Das strahlende Lachen liegt weit zurück – stattdessen versuchen die Jungs wie programmiert mit aller Kraft ihre Nummern zu präsentieren. Man sieht ihnen an, dass der Erfolg sie gebrochen hat. Auch wenn ein paar tausend Mädchen anderer Meinung sind und laut kreischend ihre Idole anhimmeln, bleibe ich objektiv. Und objektiv betrachtet kann ich leider nur wenige gute Worte verlieren.
Mädchenschwarm Harry Styles schafft es kaum sich auf den Beinen zu halten, torkelt mehrere Male in seine Bandkollegen rein und versucht mit abgedroschenen Rocker-Posen zu punkten, während seine Kollegen mit dünnen Stimmen versuchen professionell zu bleiben. Auch wenn die Jungs immer wieder ins Publikum Lächeln und mit ihren Fans reden, wirken sie unglaubwürdig und verloren. Viel Lichtshow und Bühnenbild hat schon oft geholfen, dass man über solche Zustände hinweg sehen kann, doch in diesem Fall haben sie sich damit ein Eigentor geschossen.
Würden sich die Jungs mehr auf ihre Leistungen konzentrieren, statt sich auf übertriebene Videowall-Projektionen zu verlassen, wären ein paar Nummern gar nicht so übel gewesen. Aber im Großen und Ganzen konnte mich der Auftritt nicht überzeugen. Auch die Lieder, auf die ich mich unglaublich gefreut habe, da ich einige ihrer ersten Songs wirklich ins Herz geschlossen habe, haben mich enttäuscht. Ich werde wohl in Zukunft lieber auf die ersten CD’s zurückgreifen, als mir Live-Videos anzuschauen, aber was soll man sagen – dabei sein ist alles, nicht wahr?
Außerdem muss man sagen, dass das „One Direction“-Publikum keine harten Kritiker sind. Die Mädchen feiern ihre Liebelinge, trotz schiefer Töne lautstark und brüllen sich die Seele aus dem Leib (Wobei vielleicht auch das dazu beiträgt, dass der ein oder andere schiefe Ton ungehört bleibt). Und so lang es so ein einfaches Publikum zu unterhalten gibt, kann sich die Band ja auch glücklich schätzen.
Hey, ihr da draußen! Mein Name ist Nina und lebe in Österreich. Schon seit früher Kindheit ist die Musik ein wichtiger Bestandteil meines Lebens – ein Bestandteil, den ich nicht missen will. Nichts macht mich so glücklich, wie in einer Menge von Menschen zu stehen, die das Gleiche fühlen und denselben Moment leben – glücklich sind während sie jeden Ton der Musik spüren und jedes Wort in sich aufnehmen, welches durch den Raum hallt. Immer wieder verschlägt es mich zu diversen Konzerten, die mich verzaubern und die mein Leben um einiges bunter und aufregender gestalten. Über diese Konzerte will ich euch berichten und freue mich, meine Erlebnisse mit euch teilen zu dürfen.
Heute ist es also soweit – der letzte Tag, den ich gemeinsam mit meiner neuen Familie erleben darf. Ich will das erste Mal seit langem einfach nicht aufstehen, denn allein der Gedanke daran lässt mich am ganzen Körper zittern. Wenn ich daran denke, dass diese Reise zu Ende geht und ich viele der lieb gewonnen Menschen nun gehen lassen muss, überkommt mich ein Tränenmeer. Trotzdem reiße ich mich zusammen, schmeiße mich „in Schale“ und versuche meinen Kopf erhaben zu halten. Heute kleide ich mich bewusst nicht im Volunteers-Look – für mich ein Zeichen, dass ich all die Menschen auch in mein „wahres Leben“ mitnehme. Viele davon werden für immer einen Platz in meinem Herzen haben. Mit einem Geschenkkorb bepackt mache ich mich auf den Weg zur Ottakringer Brauerei – ein letztes Mal. Dort angekommen erwarten mich schon viele bekannte Gesichter, die ich mittlerweile meine Freunde – meine Familie nennen darf. Schon beim Begrüßen fällt es mir schwer den Leuten ins Gesicht zu sehen. Ich weiß, dass ich sie zum letzten Mal begrüße und jeden den ich begrüße muss ich auch verabschieden. Mit jeder Minute wächst dieser Druck in mir, der meine Kehle aufbrennt – so kenne ich mich nicht. So kennt mich kaum jemand.
Bis zum heutigen Tag, habe ich es vermieden Namen zu erwähnen, doch manche von euch muss ich einfach namentlich nennen. Wenn ich irgendjemanden vergesse, dann tut mir das schrecklich leid und ich meine es nicht böse! Ihr wisst normalerweise eh alle selbst, wie wichtig ihr mir geworden seid!
Zu Beginn habe ich versucht, diesen Abend als Feier der schönen Zeit zu genießen, aber schon bei der offiziellen Ansprache fließen die ersten Tränen. Ich bin gerührt von den Worten unserer „Vorgesetzten“ – man sieht es Edgar Böhm und Pius Strobl tatsächlich an, wie dankbar und überwältigt sie von uns sind. Auch Andi Knoll und Benny Hörtnagl sind sprachlos – und das kommt selten vor.
Als dann Mami mit ihrer Rede dran ist, kullern meine Tränen in unzählbarer Menge. Die Abschlussvideos und Danksagungen der Künstler geben mir dann den Rest. Direkt nach dem offiziellen Teil hole ich mir das erste Getränk, flüchte mich ins Freie und schnaufe kurz durch.
Es dauert ein paar Momente bis ich mich wieder eingekriegt habe. Ein kurzer Gedanke, mich nach zu schminken verfliegt zum ersten Mal in meinem Leben sofort wieder – das ist meine Familie und es ist egal ob ich eine rote Nase habe! Diesen Gedanken kenne ich von mir nicht!
Es geht immer auf uns ab. Der ganze Abend ist wie eine Achterbahn und besteht aus tanzen, lachen, weinen und intensiven Gesprächen. Der erste der weinend auf mich zukommt ist unser Macho Arian – ein Mensch hinter dem vielmehr steckt, als man anfangs denkt. Er wirkt so cool und immer lustig und gelassen – dabei versteckt sich hinter dieser Fassade ein unglaublich liebenswerter Kerl, den ich kennen und lieben gelernt habe. In vielen Menschen hab ich mich getäuscht. Auch Gio, der mit seiner großen Klappe erstmal negativ aufgefallen ist, ist mir wirklich ans Herz gewachsen. Sein Humor ist einzigartig und man muss ihn einfach mögen. Auch bei Hüysen habe ich zuerst gedacht, ihm ginge es nur um den Spaß, doch zu sehen wie viel Herz er in die Sache steckt und wie liebevoll er mit uns allen umgeht hat mich überrascht.
All die Menschen, die ich diesen Abend womöglich das letzte Mal sehen werde, auch wenn wir uns immer wieder versprechen, dass wir einander nicht aus den Augen verlieren. Bei jedem Song, der über eine großartige Zeit erzählt oder über Freundschaft spricht, kommen mir die Tränen. Ich bin es nicht gewohnt, Menschen an mich ran zu lassen – wurde bisher immer nur verletzt, doch bei euch habe ich keine Sekunde gezögert. Ihr habt mich nicht gefragt wie es mir geht – ihr habt es gewusst und mich in die Arme geschlossen – sogar jene die Berührungen absolut nicht leiden können.
Kate, mit deinem Knuddel-Angebot, hast du mich schon in den ersten Tagen unglaublich berührt! Ich kenne sowas nicht! Das Gefühl geliebt und akzeptiert zu werden, ohne nachzufragen, ohne Fehler zu kritisieren – einfach zusammen den Moment leben. Und genauso ist auch dieser Abend verlaufen. Tränenreich, doch wir haben den Moment gelebt und geliebt. Ich habe schon lang nicht mehr so viel geweint, doch ich gehe auch mit einem lachenden Auge aus dieser Reise raus, denn die Erinnerungen und Freundschaften kann mir niemand mehr nehmen. Ihr seid zu meiner Familie geworden und Familie ist für immer! Ich werde für euch da sein, was immer ihr braucht und ich werde euch besuchen, wann immer ich kann. Mein Leben hat sich verändert, denn ich hab mich verändert und ihr habt mir gezeigt, was es heißt zu leben! – ein Gefühl, welches ich viele Jahre vergessen hatte.
Ich habe Menschen kennen gelernt, bei denen ich das Gefühl habe ich würde sie schon ewig kennen. Christian, der wie ein Vater, Freund und Bruder für mich geworden ist und der mir bei jeder Begegnung mit einem Lächeln oder ein paar netten Worten den Tag versüßt hat – du fehlst mir!
Herr Thomas, mit dem ich nicht nur unglaublich gut streiten kann, sondern der mich mit seiner intellektuellen Art und seinem Humor immer wieder zu interessanten Gesprächen gebracht hat – du hast einen bleibenden Eindruck hinterlassen und wirst mich so schnell nicht mehr los.
Alex, der mich seit dem ersten Tag begleitet hat und mir teilweise tierisch auf den Keks gegangen ist – auch dir habe ich unfassbare Momente zu verdanken. Unsere ersten Tage in der Halle oder unser Wienausflug. Danke für alles!
Anjuli – du weißt vermutlich, dass mir die Worte fehlen, um das zu beschreiben, was du für mich ausmachst. Du bist mir von der ersten Sekunde lang nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Dein Humor, dein Verstand, deine Art – ich bin so dankbar, dich kennengelernt zu haben und hab dich unglaublich lieb.
Ich könnte noch Ewigkeiten weiterschreiben, doch es muss auch einmal ein Ende nehmen. Trotzdem geht auch ein Dank an meine lieben Kollegen und Freunde Lea, Michi, Ben, Eli, Anna, Melly, Uschi, Otto, Leo, Carina, Karin, Rikki, Benni, Sevara, Maxy, Robert, Stephanie, Patrick, Andrea, Stefan, Ziga… Ihr habt diese Reise perfekt und vollkommen gemacht!!
Aber was wäre dieser Text und dieser Abschluss, wenn unsere Familienoberhäupter nicht darin vorkommen würden.
Thomas. Bis heute kann ich mich noch an unsere erste Begegnung erinnern, als wäre es gestern gewesen. In Graz, als du mein Führerscheinfoto sehen wolltest. Viele Wochen später, bin ich so dankbar, dass du Teil dieses Projekts warst. Vor allem an unser letztes Gespräch denke ich immer wieder gerne zurück. Du hast mich durchschaut und warst immer für mich da! Danke, für jeden Moment.
Tara, meine liebste Schwester. Wie oft habe ich mich gewundert, dass du nach einem 24 Stunden Tag doch immer wieder plötzlich neben mir im Club gestanden bist und wir miteinander angestoßen haben. Zusammen haben wir den Moment gelebt und diese Reise gefeiert. Trotz Schlafentzug und nervenaufreibenden Konflikten, hast du dein wundervolles Lachen nie verloren.
Anna – Lina, die Stimme, die ich immer wieder höre, wenn ich an den Anfang dieser Reise denke, denn du hast mich damals um meinen vorzeitigen Einsatz gebeten. Die Stimme, die ich aber auch höre, wenn ich an lange Partynächte, skurrile Taxifahrten und liebevolle Gespräche denke. Du hast etwas an dir, dass einfach schlagartig zu Vertrauen führt. Bleib so wie du bist!
Mara, die doch eigentlich als Volunteer in dieses Projekt gestartet und dank ihrer wundervollen Art sofort an die Spitze aufgestiegen ist – das sagt doch schon alles. Du hast dich immer um jeden gekümmert, auch wenn es Zeit gewesen wäre an dich selbst zu denken. So selbstlos und zielstrebig ist kaum jemand!
Bettina. Du warst der erste eures Teams, der mir über den Weg gelaufen ist und hast mir den Start in dieses Abenteuer möglich gemacht. Trotz all der stressigen Tage hattest du immer ein Strahlen im Gesicht und man konnte dich schon aus der Ferne erahnen. Du hast mich immer wieder zum Lächeln gebracht.
Marlene, die quasi Grundausstattung des Volunteers Center geworden ist. Ich vermute ja, dass du dort auch übernachtet hast, stimmt’s? Egal welches Problem wir hatten, du warst sofort zur Stelle und hast dein bestmöglichstes versucht. Tag und Nacht hast du für uns gekämpft!
Und zu guter Letzt unsere Mama „Michaela“. Dir habe ich es zu verdanken, dass ich dieses unglaubliche Erlebnis genießen konnte. Du warst die, die mich ganz früh aufgefangen hat und die mir dieses Gefühl von Familie vermittelt hat – die mich zu Tränen gerührt und mich schon bei unserem ersten Gespräch gebrochen hat. Du hast mir etwas gegeben, das mir seit vielen Jahren gefehlt hat und dafür kann ich dir nicht genug danken. Du bist jener Mensch, der nicht nur größten Respekt für all die Arbeit, sondern vor allem einen großen Dank für deine Persönlichkeit verdient hat. Liebe Mama, du wirst für immer in meinem Herzen sein und wenn du mir irgendwann wieder über den Weg läufst, wirst du mich nicht mehr los. Ich vermisse dich schrecklich!
Ihr ALLE habt dieses Projekt für mich zu etwas Unglaublichen gemacht und ich bin noch immer nicht vollkommen in der Lage, all die Erfahrungen zu verarbeiten. Jeden Morgen denke ich an euch und vor dem Einschlafen schau ich mir all die Fotos an. Ich denke viel an euch und an diese atemberaubende Zeit und ich bin jeden Tag dankbar, dass ich all das erleben durfte. Es war ein großartige Monat und ihr seid unglaubliche Menschen!
Ein weiser Mensch hat an unserem letzten Abend gesagt:
Ich sag nicht Tschüss, sondern auf Wiedersehen! Und genauso, werde auch ich mich verabschieden. Wir werden uns alle wiedersehen – irgendwann und irgendwo!
Ihr seid meine Familie und Familie ist für immer!
Ich liebe euch!
It’s THE FINAL today!! Ich kann es einfach nicht glauben. Ein Monat lang bin ich nun hier und habe auf diesen Tag gewartet und jetzt ist es endlich soweit. Finale heißt Ausnahmezustand und das merkt man in der ersten Sekunde, die man in der Stadthalle verbringt. Alles wuselt herum und niemand sitzt still. Einige Volunteers trauen sich sogar ohne Einsatz in den Backstagebereich um Fotos mit den Künstlern zu machen. Es ist mehr Personal denn je eingesetzt und alles geht drunter und drüber. Für den heutigen Tag wurden sogar zig Flaschen Red Bull gesponsert, die ausdrücklich NUR an Delegationen abgegeben dürfen. Nichts desto trotz ist die Stimmung unglaublich. Niemand ist schlecht gelaunt oder genervt. Die Nervosität äußert sich eher in positiver Richtung. Unser Goldboy „Nadav Guedj“ (Teilnehmer Israel) läuft wie schon mehrmals mit elendig lauter Musik unter dem Arm quer durch das Containerdorf, bevor es wieder still ist. Elnur Huseynov (Teilnehmer Azerbaijan) verbringt ungewöhnlich viel Zeit bei uns und auch mein Kamillentee-Fan John ist immer wieder bei uns anzutreffen. In einer ruhigen Minute bedanke ich mich für die CD „für das Tea-Girl“. Er freut sich riesig, dass er jetzt weiß, wer ihm den Tee gebracht hat und wir tratschen ein bisschen. Als es dann zum Thema „Selfies“ kommt, sage ich ihm, dass es uns nicht erlaubt ist, Fotos mit den Künstlern zu machen. John scheint völlig außer sich. Wieso wir das nicht dürfen und was das für ein Schwachsinn ist? Er hätte sich schon gewundert, warum ihn niemand fragt und ich solle jetzt sofort ein Foto mit ihm machen. Ich lache und versuche ihm die Situation kurz zu erklären. Natürlich lasse ich mich zweimal um ein Foto bitten und freue mich total darüber. Auch wenn mich das schlechte Gewissen plagt merke ich kurze Zeit später, dass es völlig okay ist. Einige Delegation-Host geben uns die Erlaubnis die Künstler um Fotos zu bitten, da es der letzte Tag ist und da sie sowieso alle kein Problem damit haben.
Ich freue mich riesig, denn bisher ist es mir nur in meiner Freizeit auf diversen ESC-Abendveranstaltungen gelungen Fotos zu machen. Da es davon keine mehr geben wird, bin ich wirklich dankbar und beschließe nach dem Finale noch ein paar Selfies zu schießen. Heute ist generell ein großartiger Tag. Auch wenn wir zwei Kolleginnen haben, die denken sie müssten uns erklären wie man Wasser in eine Karaffe füllt und wie man Müll wegwirft, so verstehe ich mich mit der restlichen Crew unglaublich und wir lachen so viel wie noch in keinem anderen Einsatz. Statt mich darüber aufzuregen, dass mir ein Mit-Volunteer eine Tee-Verpackung ins Gesicht schmeißt, statt mich einfach zu fragen, ob ich sie wegwerfen kann, lache ich nur, denn mich über solche Menschen aufzuregen würde mir die Stimmung verderben. Auch eine 16 Jährige Angestellte des Personals meint sie könne mit uns herumspringen, als wäre sie Gott. Mir von einer 16 Jährigen erklären zu lassen, wie man Chips-Packungen schlichtet und mir von ihr die Erlaubnis zu holen auf die Toilette zu gehen unterstützt meinen Dauer-Lachanfall nur noch mehr. Mit ein paar meiner Kollegen, die genauso wie ich schon ganz alleine wissen wie man Kaffeetassen auf einen Tisch stellt unterhalte ich mich prächtig und so vergeht der Tag in Windeseile.
Als dann die Show endlich beginnt müssen wir feststellen, dass wir nicht viel davon hören, da diverse Sänger und Sängerinnen noch ein letztes Mal ihre Songs üben. Dafür ist es bei der Entscheidung dann umso ruhiger. Gespannt starren wir auf die Bildschirme und warten auf die Punkte. Als ich sehe, dass Russland immer weiter nach vorne kommt explodiere ich beinahe. Es gibt für mich keinen unvorstellbaren Sieg als den von Russland. Aber darauf will ich nicht eingehen. Auf jeden Fall führt diese Tatsache dazu, dass ich über den Sieg von Herrn Måns Zermerlöw (Teilnehmer Schweden) wirklich glücklich bin.
Da meine Favoriten alle keine Anwärter für den Sieg waren, bin ich auch nicht überrascht, dass diese eher im Mittelfeld unterwegs sind.
Umso überraschter bin ich über die Österreich-Platzierung. Null Punkte sind für mich unerklärbar! Ich stehe hinter diesen Jungs und finde sie großartig! Nach dem Sieger-Auftritt kommen nach und nach alle Sternchen wieder zu uns. Einige Selfies, Pressekonferenzen und Gespräche später finde ich mich in einer quasi leeren Halle wieder.
Nachdem es heißt, dass alles was jetzt noch in den Kabinen ist weggeworfen wird, bedienen wir uns und packen Merchandise, Decken und anderen Krimskrams in unsere Taschen. Diese Dinge einfach wegzuwerfen wäre wirklich schade gewesen. Auch ein Stück der Gewinnertorte gönnen wir uns.
Nachdem alles „geleert“ ist, stößt das ganze Team noch mit einem Glas Sekt an und unser Chef hält eine kurze Ansprache. Er scheint wirklich zufrieden mit uns zu sein. Danach schnappe ich mir zwei Kollegen und wir machen es uns im Märzpark gemütlich. Erst gegen 10-11 Uhr vormittags komme ich zu Hause an und falle tot ins Bett.
Heute ist der vorletzte Tag und ich will gar nicht dran denken, dass diese unglaubliche Reise langsam zu Ende geht. Mit diesen unmöglichen Gedanken mach ich mich auf den Weg zur Stadthalle. Auch heute hab ich wieder einen Einsatz im Delegationsbereich. Dank meiner lieben Mama „Michaela“, die sich darum gekümmert hat, dass ich wenigstens die letzten Tage dort verbringen kann, freue ich mich jetzt wirklich auf den Einsatz. Heute ist wieder Juryshow angesagt. Auch wenn es dabei keine wirkliche Abstimmung gibt ist der Auftritt wichtig für die Künstler, denn aufgrund dieser Minuten bewerten die internationalen Juroren die Acts und vergeben ihre Stimmen für das Finale. Die Stimmung Backstage ist angespannt, aber trotzdem macht es richtig viel Spaß. Langsam merke ich wie die Künstler auch auf uns zugehen. Da sie mich vom Sehen her dank der letzten Tage und Partys schon kennen haben sie auch keine Scheue mich anzusprechen. John Karayiannis (Teilnehmer Cyprus) hat mir den Tag so versüßt, als er mit einer unglaublich kindlichen und liebevollen Art gefragt hat ob ich ihm vielleicht helfen könne, denn er hätte so gerne einen Kamillentee. Da ich es mir als Ziel gesetzt habe, alle „Kunden“ glücklich zu machen verspreche ich ihm, welchen zu besorgen und dass er nach seiner Show einen bekommen würde. Kaum ist John weg frage ich unsere „Lieferboys“ ob denn noch Kamillentee im Lager wäre. Keine zehn Minuten später hatte ich den Tee dann auch schon in der Hand. Nachdem ich die entzückende Delegationsbeauftrage von Zypern schon kenne gebe ich ihr gleich Bescheid und ernte dafür einen liebevollen Knuddler. Später am Abend bekomme ich von ihr noch eine CD in die Hand gedrückt: „Ein Dankeschön für das Teagirl. Er hat sich wirklich gefreut“. So geht es also auch 😉 Anstatt solche Dinge als selbstverständlich zu sehen, sind manche Künstler auch wirklich dankbar, wenn man ihnen hilft und sich um sie kümmert. Nun bin ich also das Teemädchen. Auch ein anderer Mann hat die Aufmerksamkeit von uns Mädels auf sich gezogen und da wir leider nicht wissen wie er heißt, nennen wir ihn untereinander einfach „Christian (Grey)“.
Wärend sich vor der Halle trotz Regen schon eine lange Schlange bildet, konzentrieren wir uns darauf, dass Backstage alles im Lot bleibt. Schon vor Showbeginn verlassen die Künstler unter Applaus den Raum, um für den Einzug in die Halle zu laufen. Kurze Zeit ist es also richtig ruhig hier hinten – solange bis einzelne Delegationen wieder zurückkommen und für ihre Auftritte üben. Überall wird gesungen und geprobt. Irgendwann ist aber auch das vorbei und ein Land nach dem anderen liefert auf der Bühne ab. Ich bin wirklich stolz und meine Vorfreude auf morgen steigert sich ins unendliche. Um fit zu sein lasse ich den Euroclub heute aus und fahre direkt nach dem Einsatz nach Hause. Ausgeschlafen lässt sich ein ESC-Finale sicher besser feiern.
Halbwegs ausgeschlafen mache ich mich auf den Weg zur Stadthalle um die Stunden vor der Show noch Backstage zu verbringen. Durch den Sicherheitscheck und ab zum Treffpunkt am Hinterhof, an dem wir einige Zeit warten bevor wir uns dann doch ins Warme stellen, bevor wir endlich eingeteilt werden. 2 Stunden an die Wasserbar und dann wieder in den Delegationsbereich – immerhin. Ich mache mich auf den Weg zur beliebten „Wasserbar“, die ein wenig abseits liegt und deshalb auch kaum besucht wird. Das führt natürlich zu großer Langweile.
Da freu ich mich umso mehr dass ich hin und wieder von Kollegen besucht werde und auch das ein oder andere nette Gespräch zustande kommt. Nach zwei Stunden geht es dann wieder zu meiner Lieblingsbar. Ich spüre sofort die angespannte Stimmung. Alle sind unter Strom und laufen wie verrückt durch die Gegend. Tschechien probt wie wild, da sie beide mit Krankheit und Heiserkeit zu kämpfen haben. Sie wissen nicht annähernd wie sie den Song schaffen sollen, doch wollen ihr Bestes geben. Ansonsten laufen alle wie verrückt im Kreis herum. Ich selbst lasse mich davon aber nicht beeindrucken und bleibe ruhig, auch wenn ich schon voller Vorfreude auf die Liveshow bin. Ich beobachte das Geschehen bis kurz vor 9, ziehe mich dann schnell um und mache mich auf den Weg in die Halle.
Das Personal schickt mich in den Stehplatzbereich, was mich zwar sehr wundert, da wir alle Sitzplätze bekommen haben, aber nicht stört, da ich sowieso lieber im Stehplatzbereich bin. Also beschwere ich mich nicht über den Fehler und lasse mich von der Menschenmasse mitzerren.
Dann geht es auch schon los. Das Gefühl in der Halle ist unbeschreiblich. Die Leute schwingen Fahnen, schreien und lachen. Sie toben und lassen sich von jeder Nummer mitnehmen. Man merkt sofort welche Songs bei dem Publikum richtig gut ankommen und ich freue mich über die Auswahl.
Als meine Semifinal-2-Favoriten antreten merke ich wie ich am ganzen Körper zittere. Tschechien macht das super. Marta und Václav sind trotz schwerer Krankheit beide tonsicher und ich bin begeistert. Stimmlich sowie musikalisch sehe ich die beiden ganz vorne.
Auch andere Acts überraschen mich sofort und ich genieße die Show. Als es dann aber zur Entscheidung kommt kann ich nicht mehr ruhig bleiben. Ich bin völlig aufgelöst und hoffe sehnlichst, dass Marta und Václav ins Finale kommen – vergeblich! Die zweit scheiden unverdienter Weise und ich kann es nicht fassen.
Acts die keinen Ton getroffen haben, oder einfach nur grausame Lieder mitnehmen kommen weiter und ich muss mich von meinen Favoriten verabschieden. Nach der Show sehe ich die beiden noch im Greenroom sitzen. Marta hält sich einen Schal vor ihr Gesicht und weint. Auch ich bin den Tränen nahe. Als sie mich sieht winkt sie mir mit tränenden Augen und ich forme mit meinen Händen ein Herz. Daraufhin bricht sie erst Recht zusammen und auch ich vergieße ein paar Tränen. Nie hätte ich gedacht, dass sie rausfallen.
Trotz getrübter Laune fahre ich zur Ottakringer Brauerei. Dort ist wie immer eine Aftershow Party und es ist geplant, dass Voltaj dort auftreten. Das könnte mir den Abend retten. Einen Menschen, die ich dort antreffe ist Ann Sophie (Teilnehmerin Deutschland). Sie lässt sich grad mit zig Leuten ablichten, also nutze auch ich die Chance. Dann wird auch schon getanzt und gefeiert, bis ich das nächste Sternchen erblicke – Eduard Romanyuta (Teilnehmer Moldawien). Er lehnt ganz lässig an dem Geländer des Zwischenstocks und beobachtet das Geschehen. Mit einer Freundin schleiche ich sofort nach oben und er lächelt als er uns sieht und ahnt schon, was wir ihn fragen wollen. Er kommt uns einen Schritt entgegen und wir bitten ihn um ein Foto. Er freut sich unglaublich darüber und kurz darauf wird uns auch klar, was er hier überhaupt macht.
Statt Voltaj wurde er für die heutige Show eingeladen, da diese abgesagt. Er betritt die Bühne und präsentiert uns ein paar seiner Songs. Dabei flirtet er so gekonnt mit uns und den restlichen Mädels aus der ersten Reihe, dass es mir schwer fällt ihn nicht anzuhimmeln. Seine Bühnenpräsenz ist wirklich toll und überspielt den ein oder anderen schiefen Ton. Danach wird weitergefeiert – bis in die frühen Morgenstunden.
Mit der Aussicht auf meinen ersten Einsatz im Delegationsbereich mache ich mich heute Abend auf den Weg zur Stadthalle. Ab 21 Uhr darf ich heute mithelfen und freue mich sehr darüber. So bekomme ich die Gelegenheit endlich einmal hautnah mitzuerleben wie es Backstage aussieht, wenn gerade eine Show läuft – auch wenn es sich dabei nur um eine Juryshow handelt. Voller Freude tapse ich in den Delegationsbereich, nachdem mein liebster Teamleader mir endlich ermöglicht hat dort eingesetzt zu werden. Dann geht es auch schon los. Die ersten Künstler laufen durch die Gänge und stärken sich an unserer Bar für den Auftritt. Ich merke schnell wie locker die Stimmung ist und wie dankbar alle Anwesenden über die Stärkungs-Station sind. Auch wenn hin und wieder einmal etwas fehlt, da manche Knaberreien eben schneller vergriffen sind, freuen sich alle über die Verpflegung. Ich drehe hin und wieder eine Runde um auch die Leute zu sehen, die nicht selbst zur Bar kommen und um zu sehen, ob soweit alles in Ordnung ist. Der Backstage Bereich ist ein kleines Containerdorf, in dem man sich dank Kabinennummern und Länderkennzeichnung ganz gut zurecht findet. Ich fühle mich unglaublich wohl und bin dankbar darüber hier eingesetzt zu werden – auch wenn ich lange darauf warten musste. Die Zeit vergeht wie im Flug und schon bald ist es auch wieder Zeit alles dicht zu machen. Doch was heißt das überhaupt? Im Prinzip ist es einfach nur wichtig, sobald die Delegationen aus dem Haus sind durch die Kabinen zu gehen und zu schauen ob alles in Ordnung ist. Das Personal kümmert sich dann darum, dass die Mini-Kühlschränke wieder mit Almdudler befüllt werden und dreckiges Geschirr abgeräumt wird. Es ist ein seltsames Gefühl in all die Kabinen zu schauen, in denen unsere Sternchen ihren Tag verbringen. Da erfährt man schon einiges über deren Lebensstil :P. Wir kümmern uns darum, dass unsere Bar für den nächsten Tag wieder startklar und sauber ist und verlassen dann die Halle. Dank Taxigutscheinen kommen wir alle gut nach Hause. Ich erkundige mich noch bei den Teamleadern von morgen, ob ich bis 21 Uhr mithelfen darf, da ich zwar danach bei der Liveshow dabei bin – davor aber noch nichts geplant habe. Glücklicherweise sind meine Kollegen noch munter und so kann ich noch einen Einsatz ergattern. Ich bin schon gespannt wie das zweite Semifinale morgen sein wird und schlafe voller Vorfreude ein.
Nach 3 Stunden Schlaf mache ich mich total verschnupft und ohne Stimme schnell auf den Weg zur Apotheke, bevor das Meeting im Volunteers Center beginnt und schaffe es dennoch eine halbe Stunde vor Beginn dort zu sein. Uns wird erklärt, dass es Probleme mit der App gibt, die uns über unsere Einsätze informiert. Deshalb werden wir jetzt quasi „händisch“ eingeteilt. Außerdem macht uns unsere Mama klar, dass sie erkannt hat wie fleißig wir mithelfen und dass unsere Aufgaben nicht so ohne sind. Als Dankeschön dürfen wir bei einer Semifinale Liveshow dabei sein. Wir tragen uns in die Liste ein und platzieren uns dann wieder im Aufenthaltsraum. Ich hoffe auf einen Einsatz, doch da nach fünf Stunden noch immer niemand so wirklich gebraucht wird und mir die Augen ständig zufallen beschließe ich noch einen Sprung nach Hause zu fahren, bevor das 1. Semifinale beginnt. Dieses will ich mir zusammen mit meinen Kollegen aus dem Volunteers Center aus ansehen. Gesagt getan – nach ein paar Stunden Schlaf fühle mich mich wieder fit und eile zurück um mir einen gemütlichen Sitzplatz zu sichern. Nach anfänglichen Sound-Problemen schaffen wir es nach einiger Zeit doch noch, dass die Übertragung klappt und genießen die Show vom Nebengebäude der Stadthalle.
Wir fiebern mit, singen und klatschen und rufen fleißig für unsere Lieblinge an. Meine Handyrechnung wird leiden, aber der ESC ist ja nur einmal im Jahr 😉 Bibbernd drücke ich alle Daumen für Rumänien und springe auf als sie ins Finale einziehen. Für meinen zweiten Favoriten „Dänemark“ klappt das leider nicht so gut und sie scheiden aus. Schade, denn die Jungs machen nicht nur richtig tolle Musik, sondern sind auch unglaublich sympathisch.
Nach der Show wollen wir natürlich anstoßen und machen uns auf den Weg zur Ottakringer Brauerei alias Euroclub. Dort ist es noch ziemlich leer, aber das ändert sich schnell. Auf der Bühne sorgen „The Rats Are Back“ für Stimmung und mit der Zeit erscheinen sogar diverse Künstler. Martha (Sängerin des Duos „Tschechien“) performt sogar zwei Songs live und entschuldigt ihren Kollegen, der krank im Bett liegt.
Außerdem sind noch Uzari & Maimuna (Teilnehmer Weißrussland), Elhaida (Teilnehmerin Albanien), Elina und Stig (Teilnehmer Estland) und die Jungs von Anti Social Media (Teilnehmer Dänemark) auf der Party vertreten. Weißrussland sieht man die Trauer auf jeden Fall an.
Nach einer kurzen Frage wie es ihnen gehe, war mir sofort klar, dass sie sehr darunter leiden und ich beschließe ihnen nur schnell zu sagen, dass ich den Auftritt großartig fand und dann auch wieder zu verschwinden. Uzari scheint sehr dankbar zu sein und sich über die Worte wenigstens ein kleines bisschen zu freuen. Die Dänen hingegen scheinen mit dem „Verlust“ besser klar zukommen.
Als Band die gerade einmal seit wenigen Monaten existiert haben sie ja auch so schon genug erreicht. Sie machen Foto, quatschen mit Journalisten und Fans und haben sichtlich Spaß. Auch wenn man merkt, dass sie gerne ins Finale gekommen wären sind sie dankbar und feiern den Abend mit uns gemeinsam. Die Albanerin Elhaida schaut gegen halb 3 auch noch vorbei – überglücklich und mit einem Lächeln im Gesicht. Ebenso die Estländer Elina und Stig, die sich den Aufstieg auch wirklich verdient haben. Ich bin ganz froh, dass trotz der späten Uhrzeit und dem aufregenden Tag noch so viele Künstler den Weg hierher geschafft haben. Um halb 4 verlasse jedoch auch ich die Brauerei, denn langsam löst sich auch hier die Masse ein bisschen auf
AUFSTEIGER DES 1. SEMIFINALES
AUSGESCHIEDEN IM 1. SEMIFINALE
Los geht’s – Motiviert mach ich mich auf den Weg zum Volunteers Center. Ich will unbedingt eingesetzt werden und hoffe darauf, dass noch Leute gebraucht werden. Nach langem Warten werden wir gebeten als „Security-Support“ zu helfen. Die Leute sollen nur einen bestimmten Eingang im Märzpark verwenden um in die Halle zu gelangen. So wollen wir verhindern, dass jemand sich vordrängt oder völliges Chaos ausbricht. Leider müssen wir schnell feststellen, dass die geplante Taktik nicht wirklich zielführend ist und außer verärgerten Zuschauern nicht viel mit sich bringt. Die „Aktion“ wird abgebrochen und wir ziehen uns zur „Krisensitzung“ zurück. Nachdem wir vorerst auf keinen grünen Zweig kommen teilen wir uns wieder auf. Durch Glück treffen wir auf jemanden der noch Karten für die Familienshow abgibt. Da wir sowieso gerade nichts zu tun haben nehmen wir diese natürlich dankbar an und gönnen uns eine Auszeit.
Wir betreten die Halle wie jeder andere Zuschauer auch durch die Sicherheitsschleusen am Eingang, geben unsere Deos ab und schauen uns im Eingangsbereich um. Dort besorgen wir uns Herzanstecker von unseren Favoritenländern. Mein Rumänien-Stecker ist mir nun heilig! Quietschvergnügt machen wir uns auf den Weg in die Halle und stellen uns neben die „Magic Bridge“ – ein abgesperrter Gang der von der Bühne zum Greenroom führt. Dort läuft kurze Zeit später auch schon Conchita an uns vorbei und eröffnet die erste große Show. Im Großen und Ganzen verläuft die Show sehr souverän – der ein oder andere Fehler sollte bis zur Liveshow zwar noch behoben werden und die Moderatorinnen müssen sich noch ein bisschen abstimmen. Ansonsten bin ich begeistert.
Der Bühnenumbau erfolgt in wenigen Sekunden. Wenn man seit Wochen zusieht, was da eigentlich für eine Arbeit dahinter steckt, dann ist man glaub ich erst so richtig begeistert, wie schnell unsere Stagehands heute handeln. Allein dafür „Chapeau“. Auch die Künstler scheinen heute auf Höchstleistung eingestellt zu sein. Allein Conchita wirkt ein wenig nervös – was bei mir auf großes Verständnis trifft. Ansonsten läuft alles reibungslos und ich genieße es, endlich Ergebnisse zu sehen.
Danach treffen wir uns im Volunteers Center und helfen wieder wo wir können. Es fallen ja immer wieder Kleinigkeiten an. Ganz spontan werden ich und eine Freundin dann einige Zeit später von Kollegen eingeladen noch einmal mit zur Show zu kommen.
Zwei Volunteers seien spontan abgesprungen und sie wollen die Karten nicht verfallen lassen. Trotz schlechten Gewissen nehme ich die Karte gerne an. Ich würde sie zwar lieber jemandem geben, der die Show noch nicht kennt, aber all jene sind selbst schon mit Tickets ausgestattet. Ich begleite also dankbar unsere kleine Gruppe und treffe in der Halle auf einige, die genau wie ich auch schon bei der ersten Show dabei waren. Erleichterung macht sich breit. Von unseren Sitzplätzen hat man eine tolle Aussicht auf die Halle und ich erlebe die Show völlig anders.
Diesmal schaffe ich es sogar, meine Kamera hin und wieder wegzupacken und die Show zu genießen – das kommt bei mir eigentlich nie vor! Ich lasse die Stimmung auf mich wirken und erlebe wie das Publikum objektiv durch ihren Jubel die verschiedenen Acts bewertet. Vor allem bei Serbien tobt die Menge, was mich wirklich überrascht. Gespannt warte ich auf Rumänien und kann mir dann ein Kreischen nicht verkneifen. Ich bin mittlerweile schon ein kleiner großer Fan.Das lässt sich kaum verbergen 😉 Nach der Show sehe ich, dass wieder eine neue Mail bei mir angekommen ist, die mich über ein Volunteersmeeting am nächsten Morgen informiert. Also schnell nach Hause unter die Decke, damit ich am nächsten Morgen fit bin – denkste! Da ich immer am „neusten Stand“ sein möchte schreibe ich noch bis 4 Uhr morgens an diesem Blog und wickle mich dann mit der Aussicht auf 3 Stunden Schlaf in meine Decke ein.
Heute ist ein besonderer Tag. Der Einzug ins Rathaus findet statt. Ich mach mich also auch ohne offiziellen Einsatz auf den Weg zum Volunteers Center. Geh noch schnell mit Kollegen um die Ecke um etwas Essbares zwischen die Zähne zu bekommen und dann geht es auch schon los. Ab zum Rathausplatz. Dort geht es drunter und drüber.
Keiner weiß wo wir hin müssen – keiner kann uns weiterhelfen. Schlussendlich stehen wir nach ewigen Herumgerenne irgendwo im Nirgendwo und begutachten die Leinwand. Dir Organisation ist einfach schrecklich. Links neben dem roten Teppich steht kaum jemand, da dieser Bereich nur für bestimmte Leute gedacht war – die allerdings nur spärlich erschienen sind. Rechts neben dem Teppich haben sich massenhaft Presseleute angesammelt – hinter dem Pressegraben stehen wir.
Wenn die Künstler also am Teppich entlang gehen sehen sie nur Presse – und Leere. Einfach ein enttäuschendes Gefühl für jeden Künstler, wenn man glaubt, es würde sich niemand für den Event interessieren. Erst wenn sie die große Bühne in der Mitte erreichen, wird ihnen klar, dass dort noch hunderte Menschen stehen. Auch die Stimmung ist dank der anfangs (ca. 45min) fehlenden Moderation und den immer wiederkehrenden 4 Liedern, die das Orchester vorbereitet hat und in Dauerschleife von sich gibt, alles andere als positiv. Nach guten eineinhalb Stunden verlasse ich die Eröffnung, da man als Zuschauer kaum ein Gefühl vermittelt bekommt, wie wichtig dieser Einzug eigentlich ist.
Ich steige in die U-Bahn und mache mich auf den Weg zur Ottakringer Brauerei, wo heute die offizielle Eröffnung der Euroclubs* stattfindet.
Sehr verloren irre ich in der Gegend herum, rufe mir ein Taxi und lasse mich eine Straße weiter wieder absetzen. Sinnvoll ist etwas anderes, aber ich wäre ansonsten vermutlich noch eine Stunde im Kreis gelaufen. Bis ich mich halbwegs in dem Club zu Recht gefunden habe vergeht knapp eine Stunde und dann beginnt auch schon das „Abendprogramm“. Moderator, Ex-Starmaniac und –Songcontestteilnehmer Eric Papilaya führt durch die heutige Show, was mich natürlich riesig freut. Ich war seit Beginn an, ein großer Fan seiner Stimme. Eine Liveband versucht für Stimmung zu sorgen – was nur mäßig gelingt.
Dann geht es aber richtig los. Unsere Delegationen liefern ab! Heute vertreten sind:
Und bei der Eröffnung darf natürlich unsere Queen of Austria “Conchita Wurst” auch nicht fehlen. Diese performt gleich vier ihrer Songs, begrüßt uns herzlich und beantwortet ein paar Fragen von Eric. Sie wirkt sehr entspannt und es ist wirklich toll sie einmal von so nahem live erleben zu dürfen.
Auch die Makemakes lassen es sich nicht nehmen und geben „verbotener Weise“ gleich mehrere Songs zu ihrem Besten. Der Rest der Delegationen präsentiert uns das Lied, mit dem sie zum ESC antreten werden. Und ich bin wirklich begeistert. Ich muss sagen, dass Spanien mich absolut umgehauen hat. Diese Frau ist nicht nur atemberaubend schön (und wenn ich das über eine Frau sage, heißt das was), ihre Stimme ist einfach grandios! Gänsehaut pur! Auch Der Rest der Künstler macht einen tollen Job.
Guy Sebastian punktet für mich vor allem mit seinem Strahlen – natürlich aber auch mit dem Song und Auftritt. Nachdem alle Delegationen von der Bühne verschwunden sind und sich wieder die Liveband dort eingefunden hat leert sich der Raum in Windeseile. Ich bin jedoch noch nicht fertig. Da ich schon die ganze Zeit einen gewissen Menschen im Publikum beobachte der wirklich alle Songs mitfeiert, muss ich es einfach tun.
Ich gehe auf Călin Goia (Sänger von Voltaj = Rumänischer ESC Beitrag) zu und spreche ihn an. Ich will mich dafür bedanken, dass sie den ESC dazu nutzen ihre Kampagne „De La Capat“ (wie schon berichtet setzt sich diese in Rumänien dafür ein Kinder, die von ihren Eltern aus arbeitstechnischen Gründen alleine gelassen werden mussten, aufzufangen) und die damit verbundene Botschaft in die Welt zu tragen. Diese Geste und der Einsatz von ihnen haben mich einfach so berührt, dass ich ihm das mitteilen muss. Er ist wirklich gerührt und dankbar darüber und nimmt mich gleich in den Arm. Daraufhin entsteht natürlich auch ein Foto, welches ich unter den Umständen des absoluten Ausnahmezustandes einfach mit euch teilen muss ;). Călin springt kurz darauf sogar noch einmal auf die Bühne und unterstützt die Liveband bei einem Song. Danach mach ich mich aber auch schon auf den Weg. Die Partylaune ist bei den wenigen Leuten eh nicht mehr wirklich vorhanden und Schlaf ist mir derzeit heilig.
*Der Euroclub ist eine Partylocation (Ottakringer Brauerei) in der für die Delegationen (Künstler + Begleitung) und Journalisten geschlossene Veranstaltungen stattfinden. Diese dienen für Künstler dem Zweck Promotionenauftritte abzuliefern, Interviews zu geben oder einfach nur präsent zu sein. Für die Presse ist es natürlich gut zu sehen wer aktiv an seiner Show und dem Rundherum arbeitet. Der Zutritt ist streng geregelt und nur Akkreditierte Besucher dürfen den Euroclub betreten.
Voll motiviert geht es heute gegen Mittag ins Volunteers Center. Mein Ziel: Häkeln lernen! Richtig gelesen. Da bei uns derzeit im Sinne der „Tiefenentspannung“ das Häkeln wieder Mode geworden ist, will auch ich mich dran versuchen. Gesagt getan, lasse ich mich von meinen lieben Kollegen einschulen – leider erfolglos. Ich schaffe es zwar, mich knapp zwei Stunden mit meinem Wollstück zu beschäftigen – mein Ergebnis ist jedoch eher … ausbaufähig. Doch der Wille zählt.
Außerdem werde ich auch schon als Springer zum nächsten Einsatz gebeten. Es wird im Refreshment Unterstützung gebraucht und da ich meine Hoffnung ENDLICH EINMAL im Delegationsbereich mitzuhelfen noch nicht aufgegeben habe, mache ich mich auf den Weg Richtung Pressehalle. Natürlich werde ich wieder an die Pressebar gestellt, obwohl es geheißen hatte, wir würden durchtauschen sodass jeder einmal in jeden Bereich kommt. Naja was soll ich sagen. Dadurch dass ich von Anfang an auf den Delegationsbereich eingestellt war und enorme Vorfreude aufgebaut hatte, sitzt die Enttäuschung jetzt doch ein bisschen tiefer als sie sollte. Nicht dass mich jemand falsch versteht. Auch der Pressebereich macht mir wirklich viel Spaß, aber wenn man sich so unglaublich auf etwas freut, dann ist das eben doch ein bisschen traurig. Der Einsatz verläuft sehr anstrengend, obwohl ich immer wieder merke, dass mir hier die eine oder andere Kollegin ans Herz wächst. Dadurch vergeht die Zeit dann doch sehr schnell. Nach dem Einsatz sind wir jedoch völlig erschöpft und ich muss meinen „Partymarathon“ abbrechen. Auch wenn ich euch gerne von den neusten Neuigkeiten und von überall berichte – ich merke, dass meine Gesundheit „langsam“ darunter leidet und deswegen habe ich den heutigen Besuch beim Lifeball-Viewing in der Pratersauna leider auslassen müssen.
Nachdem ich gehört habe wie viele Delegationen heute Abend bei der „Nordic Night“ im Chaya Fuera anwesend sein sollen, kann ich nicht länger warten und setze mich sofort wieder ins Auto um pünktlich zur Eröffnung vor Ort zu sein. Auch wenn auf der Facebook-Seite des Lokals groß freier Eintritt bis 23 Uhr versprochen wird, steht man vor dem Lokal ziemlich hilflos herum, denn bis 22 Uhr ist der Club nur für Delegationen und Presse geöffnet. Würde mich nicht zufällig eine Gruppe mit ins Lokal ziehen, wäre mir vor der Türe ganz schön langweilig geworden. Ich ziehe mich in den Gang vors WC zurück, da ich bei den Interviews und Fotoshootings nicht stören will und erledige ein paar Telefonate, bevor die Türen dann endlich geöffnet werden.
Ich freue mich über kurze Zusammenstöße mit Beatboxer Michael Krappel, Youtuber „Freshtorge“ und Andi Moravec, der mich mit seiner netten Art wirklich überwältigt.
Dann geht die Show auch schon los und die verschiedenen Delegationen rocken die Bühne. Alle Länder performen 2-3 Lieder – oft covern sie ihre „Lieblings-ESC-Songs“, manchmal spielen sie einfach andere ihrer eigenen Songs, was ich auch sehr interessant finde.Heute mit dabei sind folgende KünstlerInnen:
Außerdem ist zusätzlich auch noch die finnische Delegation anwesend.
Die Sängerin Elina Born aus der Delegation „Estland“ präsentiert uns außerdem eine „Weltpremiere“ ihrer ersten Single, welche ich für wirklich gelungen halte.
Dann tritt wieder unsere altbekannte Jam Session Band auf, die mir noch aus dem U4 in Erinnerung geblieben ist und trällert dieselben Songs ein weiteres Mal. Anti Social Media nehmen den Aufruf „einfach mitzumachen“ sehr ernst und betreten ein weiteres Mal die Bühne. Eine unglaublich sympathische Geste, nachdem die meisten ihrer Kollegen schon längst die Flucht ergriffen haben. Die Dänen stellen ihre freundliche Art auch später noch zu Schau, denn sie feiern wie jeder andere auch an der Bar die darauffolgenden Songs. Einfach total coole Jungs. Um das zu „küren“ gibt es jetzt noch ein paar Facts zu „Anti Social Media“.
Dänemark | Anti Social Media (Song: “The Way You Are”)
Die dänische Rockband hat sich erst 2014 zusammengefunden und trat beim Dansk Melodi Grand Prix das erste Mal in die Öffentlichkeit. Das Voting für den ESC Vorentscheid gewannen sie dank der Jurybewertung vor der Zweitplatzierten Anne Gadegaard. Damals gab es die Band erst seit kanpp 3 Monaten. Die Band besteht aus dem Sänger Philip Thornhill, dem Gitarristen Nikolaj Tøth, dem Bassisten David Vang und dem Schlagzeuger Emil Vissing. Was die Jungs wissenswertes über sich zu erzählen haben? „we are actually active on social media! Despite our name…“
Nachdem ich ja – wie viele bereits wissen – an Tag 18 eine kurze Pause eingelegt habe um von Wien nach Graz – Spielberg – Spielberg – Graz zu fahren und mir ACDC anzusehen habe ich mir für euch als kleine Entschädigung einen ganz besonderen Eintrag überlegt. Ich werde euch zuerst drei ESC-Künstler vorstellen, da ich bemerkt habe, dass manche von uns sich noch überhaupt nicht erkundigt haben. Anschließend gibt’s noch ein kleines „Dos and Donts“, was mir persönlich sehr am Herzen liegt.
Czech Republic / Marta Jandová und Václav Bárta / „Hope Never Dies“
Marta und Václav sind in ihrer Heimat große Rockstars und für mich einfach der Act, der mich bisher am meisten mitgerissen hat. Ich hab keine Ahnung warum, aber seit ich die beiden auf der Bühne erlebt hab, haben sie mein Herz erobert.
Marta ist übrigens auch im deutschsprachigen Raum sehr bekannt. Sie trat schon zweimal beim Bundesvision Song Contest an und war Jurymitglied bei der Castingsendung „Popstars“. Außerdem sang sie in der deutschen Band „Die Happy“, war fünf Jahre mit dem deutschen Sänger Sascha liiert und beteiligte sich an dem Revolverheld Hit „Halt dich an mir fest“. Sie sammelte auch im Musical-Bereich („Mona Lisa“) und als Moderatorin der Sendung neoMusic Erfahrungen.
Václav ist Frontman der Rockband Noid, sang aber auch schon für Musicals wie „Aida“ oder „Jesus Christ Superstar“. Auch wenn der Titelsong „Hope Never Dies“ getrennt von den beiden Künstlern ausgewählt wurde, handelt es sich bei dem Song um eine Kompensation von Václav selbst. Er beherrscht Instrumente wie Klavier, Flöte, Klarinette, Gitarre, Bass und komponierte die Musik für das Musical „Němcová“ und den Film „Kajínek“.
Schweden / Mans Zelmerlöw / „Heros“
Natürlich darf der umstrittene Favorit „Mans“ hier nicht fehlen. Der Schwede überzeugt mit seinem hübschen Aussehen – allerdings muss ich sagen, dass er damit auch ganz gekonnt von seinen stimmlichen Problemchen ablenkt. So ganz auf den Punkt ist der liebe Mann nämlich nicht immer. Warum er also als Favorit gehandhabt wird? Ich hab keine Ahnung. Trotzdem ein paar Fakten zu seiner Person.
Mans nahm 2005 an einer Castingshow teil und belegte dort den 5. Platz. Im selben Jahr trat er bei der schwedischen Version von „Let’s Dance“ an und gewann den Contest. Er spielte sowohl in der schwedischen Version von „Grease“ wie auch „Footloose“ mit. Seit 2011 ist er Moderator der Sommer-Singshow „Allsang pa Skansen“.
Bei den Votings für den Eurovision schlägt Mans seine Konkurrenz im Heimatland dieses Jahr mit Abstand. Nachdem er bereits 2007 auf den dritten und 2009 auf dem vierten Platz des nationalen Vorentscheids für den ESC gelandet war, war dieser Sieg sehr hart erarbeitet.
Rumänien / Voltaj / „De la capat“
Warum ich diesen Beitrag ausgewählt habe? Abgesehen davon, dass ich es schätze wie präsent die Band ist – sie sind beinahe bei jeder ESC-Veranstaltung anwesend – will euch die Thematik ihres Songs näherbringen.
Das Lied mit dem die rumänische Rockband „Voltaj“ dieses Jahr beim ESC antreten wird ist Teil einer Kampagne, mit der sich die Band für vernachlässigte und traumatisierte Kinder einsetzt. Dabei handelt es sich um Kinder die in jungen Jahren von ihren Eltern alleine gelassen werden, weil diese zum Arbeiten ins Ausland gehen müssen. Sie wollen mit dem Lied auf diese heikle Situation aufmerksam machen und haben den Text deshalb auch auf Englisch übersetzt. „…wir haben nicht viele Möglichkeiten und Transparenz in der Öffentlichkeit, um über das Problem von Kindern in Rumänien im Allgemeinen zu sprechen“, sagen die Jungs in einem Interview und erklären dann um was es in ihrem Song eigentlich geht: „There are many dramatic cases in which Romanian children are involved. They live a trauma as they are deprived of their parents’ affection, although they receive gifts from their parents who work abroad. Our message for the Europeans is to see Romanians not as lazy people, but as hard-working and honest, making enormous sacrifices (and I speak about the majority of them here). Therefore, Romanians must be respected, appreciated and not discriminated because of their efforts and search for a better life.“
Die Band besteht aus Sänger „Calin Goia“, aus den zwei Gitarristen Gabi „Porcus“ Constantin und Valeriu „Prunus” Ionescu sowie dem Keyboarder Adrian Cristescu und dem Drummer Oliver Sterian und ist in ihrem Heimatland schon mit diversen Preisen ausgezeichnet worden.
DOs and DONTs
Und zwar zerren in letzter Zeit vor allem zwei Dinge an meinen Nerven, die ich jetzt auch hier noch einmal ansprechen möchte.
Der erste Punkt ist der Umgang mit KünstlerInnen an deren „Arbeitsplatz“. Und zwar ist es nun einige Male vorgekommen, dass Volunteers Backstage auf KünstlerInnen zugegangen sind, um mit ihnen Fotos zu machen, die Proben mit Gekreische oder anderen Geräuschkulissen gestört haben, oder die KünstlerInnen von anderen Tätigkeiten abgehalten haben. Ich finde sowas einfach respektlos! Wegen Leuten wie euch, die keinen Anstand haben und die KünstlerInnen einfach bei der Arbeit stören und somit verärgern, wurden nun diverse Einschränkungen vorgenommen. Alleine wenn ich sehe wie schwer es uns jetzt gemacht wird in unserer Freizeit und in Privatkleidung auf Abendveranstaltungen Fotos mit den Künstlern zu bekommen, könnte ich in die Luft gehen. Menschen wie ich, die sich still schweigend in den Pausen Proben angesehen haben oder bei Abendveranstaltungen in angebrachten Situationen nach einem Foto gefragt haben können nun all das nicht mehr machen! Dank euch wurden uns viele Dinge gestrichen! Und das nur weil manche von euch anscheinend nicht einmal ansatzweise darüber nachdenken was sie tun.
DOs: Wartet doch einfach ab! Wenn ein Künstler/eine Künstlerin Fotos machen will, dann wird er/sie bei offiziellen Veranstaltungen auch offen dafür sein.
DONTs: Absolutes „No Go“ ist für mich KünstlerInnen bei der Arbeit zu stören! Egal ob das In-Ear Rehearsals, Proben oder Interviews sind – das ist ihr Job und dabei müssen sie sowohl konzentriert als auch ungestört sein!
Der zweite Punkt betrifft im Prinzip auch die Arbeitsmoral. Ich finde es schade, dass manche Volunteers einfach mit der Einstellung „Ich schau mir eine Live-Show gratis an – genieß die Übertragung und s****** aufs mithelfen“ hier her kommen. Einfach nur rumstehen, meckern dass man früher heim will oder gar nichts erst zum Einsatz auftauchen sind für mich Dinge, die einfach gar nicht gehen. Wir haben hier so liebe Leute, die Tag für Tag ihre ganze Energie und Liebe in dieses Projekt legen – Leute die diesen ESC für mich zu einem großartigen Erlebnis machen. Wenn man dann jeden Tag solche Dinge mitbekommt, dann tut das einfach weh und bricht diese Stimmung. Ich merke selbst wie es mich runterzieht, dass manche dieses Miteinander einfach mit Füßen treten – denn wir können was Unglaubliches schaffen!! Wenn ihr keine Lust auf das Alles habt, dann bleibt doch bitte zu Hause – ich kann und will mir diese Zeit nicht mehr verderben lassen.
DOs: Lebt dieses Event! Es ist nicht einfach nur eine Fernsehshow – es ist ein unglaubliches Erlebnis, an dem wir hier alle wachsen!
DONTs: Versaut nicht anderen Volunteers den Tag oder die Wochen, nur weil euer Ziel eigentlich „Gratis-Tickets“ ist. Bleibt zu Hause oder reißt euch zusammen!
Nachdem ich mich zum ersten Mal seit knapp einer Woche einmal wieder ein bisschen länger als 3 Stunden in meinem Bett befunden habe – was natürlich sofort mit Kritik bestraft wurde – mache ich mich auf den Weg zur Halle. Stillschweigend schaue ich mir die Proben von Portugal (Interpret: Leonor Andrade, Song: „Ha Um Mar Que Nos Separa“) und Tschechien (Interpet: Marta Jandová & Václav Noid Bárta, Song: „Hope Never Dies“) an und verliebe mich augenblicklich in die Stimme des Sängers – so gefühlvoll und trotzdem so rauchig und männlich – einfach wunderschön. Auch Martas Stimme, die man im deutschsprachigen Raum durch ihre Zusammenarbeit mit Revolverheld schon kennt, ist wirklich großartig und zusammen mit dem großartigen Song werden sie kommentarlos zu meinem Lieblingsact. Dann laufe ich schnell zum Volutneers Center. Heute ist der Geburtstag von Papa „Ha-Jü“ und der gehört ordentlich gefeiert.
Also versammelt sich der „engste Familienkreis“ im Center um ihn zu überraschen. Um Süßes und Flüssiges hat sich unsere Volunteersmami schon gekümmert und als das Geburtstagskind dann von uns allen empfangen, mit einem Video überrascht und mit ganz viel Liebe überhäuft wurde kommen ihm fast die Tränen. Man sieht ihm gleich an wie sehr er damit zu kämpfen hat. Ich tippe ein paar Zeilen in meinen Laptop und dann geht es auch schon wieder weiter – heute in die Albertina, denn auch dort findet eine ESC-Party statt. Allerdings will ich heute nur eine Runde drehen, alle Künstler kurz begrüßen und dann auch schon wieder fahren, denn abgesehen davon, dass die letzte Nacht sowohl an meinem Kreislauf als auch in meinem Magen zerrt, muss ich morgen früh raus um nach Graz zu fahren. Gesagt getan.
In der Albertina genieße ich die Anwesenheit verschiedenster Künstler. Heute vertreten sind
Die Delegationen Weißrussland, Albanien, Georgien und Tschechische Republik treten sogar jeweils mit ein oder zwei Songs auf und ernten nicht nur viel Aufmerksamkeit von der Presse sondern auch völlige Begeisterung unsererseits.
Vor allem über den Auftritt von Tschechien freue ich mich unglaublich, da ich ihren Song seit dem Nachmittag nicht mehr aus dem Ohr bekommen habe und sie unbedingt noch einmal hören wollte. Ich bin überrascht wie professionell alle Delegationen mit der ungewohnten „Spontan-Performance“-Situation umgehen und wie gelassen und dankbar sie wirken.
Auch die stimmlichen Leistungen finde ich wirklich lobenswert. Ich bin wirklich froh die Auftritte gesehen zu haben, verlasse das Lokal dann aber auch schon wieder und beende den Tag verhältnismäßig früh gegen halb 2.
Nachdem ich mich für heute gegen einen Einsatz und für gemeinsame Zeit im Volunteers Center entschlossen habe, mache ich mich am frühen Nachmittag mit meinem Laptop auf den Weg zu meinen Mit-Volunteers. Ich will es einmal schaffen einen Blogbeitrag aus dem Center zu schicken, da ich das Feeling dort festhalten will. Leider Fehlalarm. Schon kurze Zeit später werden ein paar Leute für den Refreshment Bereich gebraucht und ich kann leider nicht ‚Nein‘ sagen. Wenn Hilfe gebraucht wird, dann bin ich natürlich gerne zur Stelle. Diese Entscheidung bereu ich aber wenig später, denn an der Pressebar geht es drunter und drüber. Dinge, die mir als selbstverständlich erscheinen, müssen mehrmals erklärt werden und sorgen dafür, dass manch einer von uns schon mal hinterher räumen muss. Ich hätte nicht gedacht, dass man einem jungen Erwachsenen erklären muss, dass Milch, wenn sie offen – an der Luft – in einem heißen Raum steht, relativ schnell ungenießbar wird und man deshalb die 2Liter-Karaffen nicht bis zum Anschlag vollfüllt. Außerdem war es für mich klar, dass ein Barbereich sauber sein muss und die Gläser (bzw. Becher, Karaffen und Tassen) in den Regalen und auf den Tischen schön aufgestellt gehören und mit der Etikette nach vorne zu stehen haben. Dinge die mehrmals erwähnt werden müssen und für schlechte Stimmung sorgen. All die restlichen Punkte, die mir heute auffallen will ich gar nicht erwähnen, denn ich möchte weder jemanden bloßstellen, noch über irgendjemanden schlecht schreiben. Jeder weiß selbst ob er fleißig ist, oder ob er sich lieber fotografieren und interviewen lässt.
In der Pause will ich einen Sprung ins Volunteers Center schauen. Dort werden wir von einer Herde wilder VolunTIERS begrüßt. Mami hat ihre Schätze mitgebracht und bereitet sie fürs Gruppenfoto vor. Einfach zum anbeißen.
Danach geht es wieder zum Einsatz und nach mehreren sehr langen Stunden und höchst angespannten Nerven verlassen wir die Halle dann auch kurz nach Sperrstunde und machen uns in einer kleinen Gruppe auf den Weg zum U4. In der U-Bahn treffen wir auch schon auf die rumänische Delegation und ihren Vertreter Voltaj (Song: „De La Capăt / All Over Again“). Gut gelaunt machen wir uns also gemeinsam mit der Delegation auf den Weg zur Abendlokation, wo wir auch schon die nächsten Künstler antreffen. Elina Born & Stig Rästa, die dieses Jahr mit ihrem Song „Goodbye To Yesterday“ für Estland antreten werden, haben schon ein bisschen vorgefeiert und begrüßen uns mit ihrer guten Laune herzlich. Nachdem wir uns etwas zu trinken geholt und alle Bekannten begrüßt haben, stellen wir uns zur Bühne, wo gerade eine Live-Band performt. Unsere Stimmung steigt, dank der gelungenen Liederauswahl schnell und der anstrengende Einsatz ist schon wieder vergessen. Als dann auch noch Voltaj auf die Bühne kommt und einen Song live zu seinem besten gibt, ist die Stimmung auf dem Höhepunkt.
Er animiert uns bei dem Refrain lauthals mitzusingen und macht richtig Stimmung. Ein sehr sehr sympathischer Künstler. Sogar der Sänger von Anti Social Media „Philip Thornhill“, der dieses Jahr mit seiner Band und dem Song „The Way You Are“ für Dänemark antritt, schaut noch einen Sprung vorbei. Ein ganz süßer Typ, der irgendwie auf die schnelle an Oliver Pocher erinnert. Wir ziehen uns zurück und feiern den gelungenen Abend in vollen Zügen. Um 5 Uhr Morgens ist dann aber auch für uns Schluss. Die Müdigkeit siegt einfach.
Auch heute steht wieder ein Einsatz an. Um 15 Uhr geht es los. Davor geht es für mich noch zur Erstkommunion von dem Sohn meiner Stiefschwester – also wieder um 7 raus und nach knapp 3 Stunden Schlaf in den Tag gestartet. Danach geht es nach einem kurzen Besuch im Volunteers Center direkt zu meinem Einsatz in den Pressebereich. Dort herrscht schon völliges Chaos und einige der Volunteers müssen noch eingeschult werden. Das dauert bei manchen dann schon den ganzen Tag, da für den einen oder anderen Hausverstand wohl ein Fremdwort ist. Ansonsten verläuft der Tag ganz ruhig. Wir wurden von Dominic Heinzl und Kathi Bellowitsch besucht und einige Presseleute fanden uns auch ganz schön interessant. Wir wurden fotografiert und interviewt – so hatten sogar die etwas zu tun, die sonst nichts taten 😉
Nach dem Einsatz machen wir uns trotz Erschöpfung und Schlafentzug zu zehnt auf den Weg zum Cafe Leopold, wo eine ESC Start Up Night stattfindet. Mit unserem Volunteersdress fallen wir sofort auf und finden auch sofort Gleichgesinnte. So findet man auch Freunde. Nach den ersten Gesprächen will ich einen Sprung nach draußen und sehe sofort die lange Schlange die sich vor dem Lokal gebildet hat. Da merke ich zum ersten Mal, dass es ein riesen Vorteil ist auch in der Freizeit mit Volunteersgewand und Akkreditierung herumzulaufen. Nur die, die ihren Ausweis dabei haben dürfen ins Lokal. Der Rest muss warten bis sich das Lokal leert. Zu mindestens am Anfang, denn irgendwann müssen sie die Leute reinlassen, da sie „nicht genug Personal haben, um die Schlange halten zu dürfen“. Der Abend verläuft ganz ruhig, woran meiner Meinung nach vor allem der DJ Schuld ist. Ich kann es einfach nicht leiden, wenn man stundenlang den gleichen Takt im Ohr hat, keinen Gesang hört und nur halbstarke Betrunkene in der Ecke rumlallen sieht. Bis kurz nach 3 halte ich es jedoch trotzdem durch und falle dann nach einem ewig langen Tag wie ein Stein ins Bett.
Unser aller erster Tag, an dem wir gemeinsam im Einsatz sind. Um 15 Uhr geht’s los und ich bin mega aufgeregt. Zuerst schau ich aber noch einen Sprung im Volunteers Center vorbei. Ich will unserer Mama doch zum Muttertag gratulieren. Mit einer kleinen Schoki und einem Anti Stress Tee überrasche ich sie und ernte dafür viel Freude. Anschließend rolle ich einige Themen auf, die in den letzten Tagen Gesprächsthema waren, um auch die Heads über die derzeitige Stimmung aufmerksam zu machen. Alles bekommen sie ja auch nicht mit 😉
Dann geht es los. Ab durch den Sicherheitscheck, bei dem mein Gürtel zur vorzeitigen Verzögerung führte und dann zum geplanten Treffpunkt am Lagerzelt – oder doch nicht, denn der Bereich ist abgesperrt. Ziemlich verloren laufe ich wie eine betrunkene Hummel durch die Gegend, bis ich kurz darauf unseren „Chef“ den Michael sehe und sofort anspreche. Dieser wusste gar nicht dass noch wer vorbeikommt und schickt mich gleich zu meinen Kollegen weiter. Nach einer kurzen Einschulung in Sachen „Karaffen mit der schönen Seite nach vorne hinstellen“, „Knabbereien immer nachfüllen“, „Barbereich sauber halten“ und „Hausverstand verwenden“ geht es dann auch los. Es ist schön zu sehen wie dankbar die Presseleute auf die Erfrischungen reagieren, die wir ihnen zu Verfügung stellen. Manner-Schnitten, Kelly’s Chips, Minikornspitz, Popcornchips und Zigeunerräder, Casali Crispies Cranberry und Banane, frische Tomaten und Äpfel aus dem Burgenland und Getränke wie Kaffee, Wasser und verschiedene Sonnentor-Tees werden unsere Presseleute und Delegations die nächsten Tage versorgen.
Wir haben uns angewöhnt die Leute direkt auf Englisch anzusprechen, da sehr viele Presseleute anwesend sind, die uns dafür wirklich dankbar sind. Unser Team arbeitet wirklich unglaublich zusammen. Nur unsere Teamleaderin macht es uns wirklich nicht einfach. So schnell wie wir hier hin und her geschickt werden kann man gar nicht reagieren, aber das wird sich auch noch klären. Wir nehmen uns vor noch ein Gespräch mit ihr auf die Tagesordnung zu setzen.
Nach dem Einsatz schauen wir noch einen Sprung im Volunteers Center vorbei und finden uns dann noch in einer größeren Gruppe in unser „Stammlokal“ um die Ecke. Ein ereignisreicher Tag geht langsam zu Ende und mit der Aussicht auf wenig Schlaf falle ich in mein Bett.
Nach einer langen Nacht mit wenig Schlaf, bekomme ich zwar meine Augen kaum auf, doch die Neugierde siegt und ich mache mich auf den Weg zur Stadthalle. Dort sind schon viele der 800 Volunteers versammelt, denn heute ist die große Einführungsveranstaltung. Wir bekommen alle Informationen auf die wir schon so lange gewartet haben und dürfen endlich in unsere Bereiche schnuppern.
Um 9:15 treffen wir uns vor dem Eingang Halle F, um kurz darauf einzutreten und in der Eingangshalle Platz zu nehmen. Nach einer weiteren halben Stunde geht es nun endlich los. Wir füllen die Halle und finden dort auf jedem Platz eine Trommel vor – ja richtig gehört. Dieses Ding wo man drauf rumschlägt. Die erste Stunde werden wir von „Drum Cafe“ und dem Motivationstrainer Matthias Jackel in die hohe Kunst des Trommelns eingelernt.
Es soll dazu dienen verschiedene Grundprinzipien des Miteinanders zu veranschaulichen und uns gegenseitig zu puschen. Auch wenn ich noch sehr müde bin und das Programm mich nicht wirklich begeistert, lasse ich mich auf das Experiment ein und finde es zu guter Letzt eigentlich auch ganz gut.
Danach begrüßt uns Benny Hörtnagl, den wir schon vom Vorabend kennen und bittet unsere Volunteers-Mama „Michaela“ auf die Bühne. Ihr Strahlen hat sofort Wirkung auf den gesamten Raum und alle hängen gespannt an ihren Lippen während sie uns erklärt was unsere Aufgaben sind, wie die nächsten Wochen aussehen und was auf uns zukommt.
Das Programm geht weiter mit Einführungen in den Bereich „Green Event“, einem Crash-Kurs in „Wie gehe ich mit körperlich eingeschränkten Personen richtig um“ und diversen Auftritten von unglaublich wichtigen Organen des Eurovision Song Contests und des ORFs.
Auch Ann Sophie (die diesjährige Teilnehmerin für Deutschland) erweist uns die Ehre mit einem kurzen Besuch und einer a capella Version ihres Titels „Black Smoke“. Außerdem spricht auch Andi Knoll einige Worte zu uns und das „Head of Volunteers“ Team wird uns offiziell vorgestellt. Kennen tun wir die Hübschen ja eh schon alle ;).
Nachdem allen der Magen knurrt nehmen sich einige einfach das Recht während der Veranstaltung den Raum zu verlassen und sich am Catering zu bedienen. (Davon musste eben einfach ein Foto gemacht werden, sonst glaubt ja auch keiner, dass sowas möglich ist :P)
Der Rest wartet bis Schluss und versammelt sich dann in der Eingangshalle und isst gemeinsam. Nach dem Essen bekommen wir in Kleingruppen eine Einführung in unsere Tätigkeiten. Uns wird das Pressezentrum und der Delegationsbereich vorgestellt und schon wissen wir wo wir in den nächsten Tagen sowohl die Künstler und ihre Begleitung, als auch die wichtigen Vertreter der Presse betreuen werden. Eine sehr wertvolle Aufgabe, wie mir mittlerweile auch bewusst geworden ist. Auch wenn ich bei der Einführung hin und wieder einmal die Augen verdrehen muss, da einige Kollegen mit ihren Fragen einfach meine Vorstellung von Hausverstand umdefinieren ist es interessant zu sehen was auf uns zukommt. Danach schauen wir noch einen Sprung in der Halle D vorbei, wo die Vorbereitungen auf Hochtouren laufen. Ich begrüße meine Lieblings-Stand Ins und schaue mir die Einzugsproben des Finales an. Hier bekomme ich das erste Mal die Gelegenheit Conchita im Auftrag des Songcontests in Aktion zu erleben.
Die Ausstrahlung, die sie hat ergreift jeden und ich weiß sofort, die Show wird besonders werden. Nach ein paar sehr unangebrachten Worten und Versuchen einige von uns aus der Halle zu verbannen, werden wir von dem Director gebeten als Lichtdoubel für die Probeaufnahmen zu agieren und uns in den Green Room zu setzen.
Ein Wahnsinns Gefühl, da man von dort auch wirklich erst die Effekte und die Wirkung der Bühne so richtig mitbekommt. Unsere Moderatoren proben ihren Auftritt und dann heißt es „Feierabend“. Wir ziehen uns in einer kleinen Gruppe in ein Lokal in der Nähe zurück und ich genieße jede Sekunde. Diese Momente bleiben für immer unvergesslich!
Der Tag auf den alle gewartet haben – heute geht es los. Für alle 800 Volunteers startet das große Abenteuer. Punkt 10:30 wurden wird zum Volunteers Center gebeten. Dort sollen wir heute unsere restlichen Sachen bekommen. Sowohl die selbst bepackten Goodie-Bags und die Adidas Superstars Schuhe, als auch das neue Handy fehlen mir ja noch in meiner Sammlung. Wir „Refrehsment Team“-Leute, treffen uns schon eine halbe Stunde vorher an der U-Bahn Station und gehen gemeinsam zur Ausgabe. Schon hier fällt mir auf, dass einige das Motto „Brückenbauen“ wohl nicht so gut finden, denn statt einander zu grüßen oder freundlich nach dem Namen zu fragen, werden misstrauische und abwertende Blicke ausgetauscht. Ich lasse mir doch vorerst nicht die Stimmung verderben und schiebe das Verhalten auf mögliche Aufregung oder Unsicherheit.
Am Center angekommen blicke ich dann wieder in vertrautere Gesichter. Ein schönes Gefühl meine 7 Lieblings Heads wieder zu sehen. Auch Menschen, die ich noch nie zuvor gesehen habe erkennen mich, allein dadurch, dass ich euch diese Zeilen schreibe. Ein seltsames Gefühl. Natürlich ist es schön gelobt zu werden und ich freue mich dass du diesen Blog liest – ja genau du! – aber es verunsichert mich. Ich war mir auch lange nicht sicher, ob ich hier auch Negatives erwähnen soll, aber ich will mich ja nicht verstellen also bleibt meine eiskalte Ehrlichkeit erhalten ;). Nach der Ausgabe aller Goodies und Ausstattungen gesellen wir uns zu unseren neuerworbenen Park-Freunden in ein Lokal um die Ecke. Meine Stimmung ist allerdings aus diversen Gründen ein bisschen gedämpft, trotzdem versuche ich mich zusammenzureißen. Einmal tief geschluckt und den restlichen Tag mit meinen Mit-Volunteers in schwindelerregenden Höhen verbracht. Wir haben uns auf die Terrasse über der Stadtbibliothek verzogen und genießen die Sonne – allerdings zu viel davon. Einige Zeit später merke ich, dass mein Kreislauf verrücktspielt und mein Kopf anfängt zu pochen. Leider ist an Pause nicht zu denken, denn nach einem kurzen Sprung in die Halle D in der wir bei der Intro Probe des Finales zuschauen durften müssen wir uns schon darauf vorbereiten, dass wir heute bei der Kick Off Party eine lange und laute Nacht vor uns haben.
Noch genießen wir aber die elegante und aufregende Atmosphäre der Stadthalle und schauen unseren Moderatorinnen Mirjam Weichselbraun, Arabella Kiesbauer und Alice Tumler bei der Arbeit zu. Dann machen wir uns aber auch schon auf den Weg zur EMS-Lounge. Dort findet mit beinahe allen 800 Volunteers eine Starter-Party statt. Zu Beginn gibt es einen Live-View von der „Großen Chance der Chöre“, bei dieser auch unser Volunteers Chor im Finale vertreten ist. Allerdings fliegen diese bereits bei der ersten Entscheidung raus. Daraufhin wird der Live-View beendet und die Party beginnt. Leider trifft diese nicht so mein Geschmack, was auch an meiner miesen Stimmung liegen könnte. Nicht nur die zu kleinen Schuhe, sondern auch diverse andere Themen gehen mir durch den Kopf – zusätzlich quälen mich ein Sonnenbrand und mein stechender Kopf. Um niemandem den Abend zu verderben verziehe ich mich weit weg vom Geschehen und betrachte dieses über einen langen Zeitraum von außen. Ich muss sagen, dass mir die Musik und Stimmung vor einigen Jahren sicher zugesagt hätte, aber irgendwie fühlte ich mich fehl am Platz. Als dann unser Chor eintrifft, wird dieser feierlich begrüßt und macht sich bereit uns ein paar Lieder vorzutragen. Danach klingt die Party schnell ab.
Überrascht bin ich, als mich plötzlich jemand mit sich zieht, der mich kaum kennt, aber sofort merkt, dass etwas nicht stimmt. Das Gespräch mit einer der herzlichsten Volunteer-Mädels zaubert mir dann doch noch ein Lächeln ins Gesicht, wofür ich sie in Gedanken noch immer knuddle. Als dann alle Partymäuse weg sind, greifen wir dem Team noch schnell bei den Nacharbeiten unter die Arme und um punkt 3 Uhr komme ich dann auch zu Hause an. Ein langer Abend, über den ich erst einmal schlafen muss. Allerdings kaum 4 Stunden.
Hach herje, endlich ist es soweit und ich kann euch endlich wieder von meinem Abenteuer berichten. Nachdem mir jetzt schon ein paar Mal auf die Finger geklopft wurde, nehme ich mir, trotz fehlenden Schlaf die Zeit um euch auf den neusten Stand zu bringen. Wer es mitbekommen hat, der verzeiht mir die kurze Schreibpause – wer nicht, denen kann ich nur sagen, dass es mir einerseits in den letzten Tagen nicht wirklich gut ging und andererseits ich wirklich kaum mehr als 8 Stunden zu Hause verbracht habe (inklusive duschen und schlafen)! Also dafür schon mal ein dickes „Sorry“. Seid ihr trotzdem gespannt was so passiert ist? Dann geht es jetzt weiter.
Tag 11 und ich freue mich nach meiner eintägigen „Pause“ wieder in die Fluten des ESC’s zu springen. Schon früh stell ich mir den Wecker um noch das Backrohr anzuschmeißen und Kekse zu machen. Für den ersten Eindruck, den ich bei einem spontan organisierten Volunteer Get Togethermachen will, möchte ich mit Toffifee-Keksen punkten. Als diese endlich fertig sind mach ich mich auch schon auf den Weg zum Burggarten – ich will früher dort sein, damit keiner der Neuankömmlinge sich verirrt oder denkt er hätte das getan. In der Straßenbahn kam es dann zu einem Zitat, dass ich hier einfach wiedergeben muss. Wir passieren gerade den Wiener Rathausplatz, wo schon lauter Plakate und Gerüste für das ESC:Public Viewing stehen, da meint ein Mädel verwirrt zu ihrer Begleitung: „Alter sind die bekloppt? Was wollen die da Brücken bauen?“ – Naja, man muss ihr lassen, dass sie unser Motto „Building Bridges“, wenigstens übersetzen kann. Mit Getränken und Keksen bewaffnet warten einige von uns noch vor dem Park zusammen, bevor wir uns ein Plätzchen im Grünen suchen. Schnell wird mir klar, dass meine Idee eines „Picknicks“ eine tolle war, denn es kommen immer mehr Leute, sodass ich sehr schnell den Überblick verliere und mich statt auf die große Menge, immer nur auf kleine Grüppchen konzentriere. So kann man wirklich jedem soweit auch gerecht werden. Nach kurzer Zeit fällt mir auf, dass auch hier die Gespräche sehr offen und liebevoll sind. Wir quatschen über Gott und die Welt, teilen unser Mitgebrachtes und vertreiben uns die Zeit mit Fotos und zu späterer Stunde sogar mit Kennenlern-Spielen.
Mit Running Gags wie „Stripps4Free“ statt dem eigentlichen Aufgaben Bereich „Trips4Free“ oder dem Motto „Heute Abend sind wir VOLLunteers“ hebt sich die Stimmung immer wieder aufs Neue. Es macht unglaublich viel Spaß und ich entdecke sofort ein paar Charaktere an denen ich Interesse entwickle – bitte nicht falsch verstehen. Es gibt doch hin und wieder diese Menschen wo man relativ schnell merkt, dass die Chemie stimmt. Das war auch an diesem Tag – und Abend – der Fall. Ich habe selten mit so vielen unterschiedlichen Menschen geredet und so viel gelacht. Man hat sofort wieder das Gefühl, dass man sich ewig kennt und ich wünsche mir, dass dieser Moment nie vergeht. Zu späterer Stunde allerdings, verlässt uns – wie das nun mal so üblich ist – die Sonne und wir müssen uns in ein Irish Pub ein paar Straßen weiter zurückziehen. Sobald es dunkel wird ist es dann doch wieder sehr kühl.
Erst irgendwann um die Mittags – ähm Mitternachtszeit machen wir uns auf den Weg nach Hause und ich blicke auf einen schönen Tag zurück. Auch wenn man sowas wohl nicht sagt, denke ich, dass sich aus diesem Treffen wahre Freundschaften entwickeln könnten. Und wenn ich(!) das sage, dann heißt das was, denn jeder der mich kennt weiß, dass ich eher nicht so der Mensch bin der sich da schnell öffnet.
Alles in Allem muss ich sagen, dass der Tag mir unglaublich viel bedeutet hat und ich in diesem Park Menschen kennengelernt habe, die mir bereits jetzt wirklich am Herzen liegen. Dafür bin ich unglaublich dankbar. Ihr wisst auf jeden Fall wer gemeint ist und das ist mir das Wichtigste :*
Tag 10 – also quasi Geburtstag – oder Jubiläum? Oder was weiß ich. Jedenfalls ein Grund zu feiern 😉
Heute ist eine kleine Auszeit angesagt. Ich hoffe die wird mir auch gegönnt 😉 Da sich schon früh morgens einige unangenehme Stimmen in unser ESC System einschleichen, tu ich mir heute ein wenig schwer die richtigen Worte zu finden. Wie macht man es 800 Leuten recht? Eine Frage die bei mir ein dickes Fragezeichen hervorruft. Ich war noch nie ein Mensch, der sich verstellt hat, nur um besser in eine Gruppe zu passen und das werde ich auch die nächsten Wochen so handhaben. Ich schreibe diesen Blog nicht, weil ich „Fans“ haben will oder weil ich erkannt werden will – ich schreibe ihn um meine Erfahrungen mit euch zu teilen. Ich schreibe die Zeilen jeden Tag um EUCH zu zeigen was hier alles passiert – was hinter den Kulissen passiert und nicht weil ich eine Bestätigung brauche. Und ich meine jedes meiner Worte ernst. Wir haben bisher ein Team, das nicht nur ehrgeizig und zielorientiert ist, sondern ein Team mit Humor, Verstand, Liebe und einem großen Sinn für respektablen Umgang. Deshalb funktioniert das Ganze! Ich hoffe dass dieser Spirit auch weiterhin transportiert werden kann, denn wir sind dabei Großes zu schaffen. Ich denk, dass viele Kritiker und Nörgler spätestens vor Ort – sei es bei den live Shows, oder bei dem Volunteers-Einsatz von diesem Gefühl angesteckt werden und dann auch verstehen, was dieses Projekt mit sich bringt und dass es nicht einfach nur etwas ist was so an einem vorbeigeht.
Soviel zum Wort des Tages. Jetzt will ich mich um eure Fragen kümmern, die anscheinend noch offen sind. Allerdings nur um diese, die auch wirklich wichtig sind 🙂
Eure Fragen – Meine Antworten
Wie sieht es mit der Sicherheit in der Halle aus? Da der ESC ein Treffpunkt von Menschen aus der ganzen Welt ist, ist es auch ein Punkt an dem sehr viel Sicherheit gefragt ist. Darum kümmern sich derzeit unzählige Menschen. Ab dem 9.5. wird die Sicherheitsstufe 1 einsetzen. Da findet der sogenannte „Lock down“ statt. Polizeiteams, werden mit ihren Hunden, jede noch so kleine Ecke der Stadthalle nach jeder Art Gefahr durchsuchen, die für diese Show entstehen könnte. Danach ist das Gebiet „Stadthalle“ sehr streng überwacht. Insofern hab ich ein gutes Gefühl, dass die Sicherheit beim Songcontest gegeben ist.
Was sind eigentlich Volunteers? Dass das Thema Volunteers so heikel ist, haben wir nie geahnt. Seit wir hier im „Einsatz“ sind wurde uns das aber bewusst, denn Ansagen wie „Ihr seid der Untergang unserer Gesellschaft“ sind Dinge über die wir so nie nachgedacht hätten. Dabei ist das völliger Blödsinn. Wir sind auf keinen Fall ein Vorreiter der gehaltslosen Arbeiterschaft. Die Volunteers sind seit Jahrzehnten eine Tradition beim Eurovision Songcontest. Wir arbeiten nicht!! Wir helfen nur dort, wo unsere Hilfe gebraucht wird und stärken so die Gemeinschaft. Der Songcontest ist keine Veranstaltung wie jede andere, er wird vor allem von dem Feeling getragen und dieses vermitteln wir ganz gut. Wir sehen das wie ein großes Abenteuer und fühlen uns nicht gedrängt etwas zu tun. Müssten wir den ganzen Tag Kisten schleppen oder Boden schrubben, dann würde das hier keiner machen – es gäbe keine Volunteers! Wir haben hier eine Menge Spaß, können gehen wann wir wollen und kommen wann wir wollen. Es ist für viele von uns ein großer Traum einmal hinter die Kulissen des ESCs schauen zu dürfen und dieser wird uns hier ermöglicht.
Kurz nach 9 beginnt mein nächster Tag in der Packstation des ORFs. Wieder haben sich einige Leute zusammengesammelt, um die Goodie-Bags des ESCs zu packen – heute für die Crew und für uns Volunteers. Natürlich sind wir alle top-motiviert, da wir heute auch die Taschen für alle Kollegen des Volunteer-Teams füllen werden – also haben wir ganz viel Liebe und Freude eingepackt. Als eingespieltes Team begeben wir uns flott an unsere Positionen und starten eine neue Rekordrunde. Mit jeder Sekunde perfektionieren wir unsere Pack-Methoden, die mittlerweile bereits als Wissenschaft niedergeschrieben gehören. Auch wenn sich schnell herausstellt, dass der heutige Tag unter dem Motto „Fallen-Dienstag“ steht (danke für diese amüsante Wortschatzerweiterung), lassen wir uns die Stimmung nicht verderben. Wieder pushen wir uns gegenseitig mit lustigen Sprüchen und interessanten Geschichten. Man kann stetig beobachten wie das Team zusammenwächst. Was ein kleines Lächeln oder ein freundlicher Blick oft ausmacht ist erstaunlich. Immer wieder schenken wir uns oft nur im Vorbeigehen Aufmerksamkeit – für mich ein sehr familiäres Gefühl. Die ganze Atmosphäre, oder wie es ein von mir geschätzter Kollege sagen würde „der Spirit“ ist einfach unbeschreiblich. Irgendwas hat sich über dieses Volunteers-Team gelegt, dass uns zu einer Einheit macht – das uns verbindet.
Beim Essen sprechen wir über tiefgründige Themen wie Politik, unser Schulsystem und das Voluteers-Dasein. Für das dass man sich teilweise erst seit wenigen Stunden kennt, sind das sehr kritische Themen, doch die Unterhaltungen laufen super. Auch bei Meinungsverschiedenheiten schätzen wir uns gegenseitig und hören einander aufmerksam zu. Meine Begeisterung verschlägt mich dann mit einem Kollegen noch in den Supermarkt um ein paar Schachteln Kekse zu besorgen – als kleines Dankeschön für die tolle Zusammenarbeit.
Kraftgetankt reißen wir die zweite Hälfe des Tages an und packen die letzten 500 Taschen in Windeseile. „Wir brauchen noch Humanics!“ schallt es durch den Raum, doch plötzlich sind wir fertig und keiner weiß wie ihm geschieht. Alle 1400 Taschen sind gepackt und das Team ist glücklich.
Da wir diese Leistung nicht ungewürdigt lassen wollen, aber sehr schnell „auf die Straße gesetzt“ werden, zieht ein kleines Grüppchen noch in Richtung Schanigarten und genießt das schöne Wetter. Wieder kommt dieser Spirit und diese Harmonie, die sich kaum beschreiben lässt. Ein unglaublich liebevolles Miteinander. Es gibt keine peinlichen Gesprächspausen oder Desinteresse. Auch wenn es blöd klingt, merke ich es allein daran, dass ich in den letzten Tagen kaum auf mein Handy gesehen habe. Zu beschäftigt war ich damit alles um mich aufzunehmen. Ein unglaubliches Erlebnis! Im Sinne von „Building Bridges“, haben wir natürlich auch im Gastgarten ein Zeichen setzen wollen 😉
Jetzt brauch ich aber mal Wellness. Gesichtsmaske, Fußcreme und Nagelpflege inklusive Generealsanierung. Ich bin wirklich ganz schön k.o. und freu mich wirklich auf mein Bett. Jetzt wird erst mal ausgeruht und dann kann es am Freitag wieder weitergehen. Bis dahin werde ich mich um eure Fragen kümmern. Bitte schreibt mir alles was euch interessiert und was ihr wissen wollt in einer Nachricht. Ich werde all mein Wissen morgen mit euch teilen 🙂 Hier kommt noch ein Video, bei dem ihr den Weg unserer letzen Tasche verfolgen könnt 😉
Eure Fragen – Meine Antworten
Goodie-Bags – Sind das die Überraschungspakete, die die Voluteers bekommen? Nein! Die Goddie-Bags sind extra gefüllte Taschen mit Promotionmaterial und Knabbereien. Die Überraschungspakete, sowie auch die Goodie-Bags bekommen alle Volunteers am 8.5. überreicht.
Gibt es diese Goodie-Bags zu kaufen? Nein! Da die Rechte des Verkaufs nicht bei uns liegen, werden sie nicht verkauft. Allerdings – so wurde es uns gesagt – werden die übrigen Taschen sowie die Goodies bei den Veranstaltungen selbst kostenfrei verteilt.
Der heutige Tag führt mich in eine süße kleine Lagerhalle, die gleich um die Ecke vom schon bekannten ESC-Büro ist. Dort treffen sich einige fleißige Helfer zusammen um Überraschungstüten zu packen. Heute heißt es 1300 Taschen für die Delegationen. „Wenn es gut läuft schaffen wir 1100“ heißt es. Na dann bin ich ja mal gespannt. Wir sind ein großes Team und am Anfang überschneiden sich unsere Wege überflüssiger Weise immer wieder. Mit der Zeit schaffen wir es, ein grandioses System zu entwickeln, sodass wir in Windeseile vorwärts schreiten. Jeder übernimmt einen kleinen Teil. Eine Gruppe kümmert sich um die Prospekte, ein Teil um die Knabbereien und andere wiederrum um Goodies wie Fächer, Bleistifte oder Duschgel. Wahnsinn was hier abgeht! Ich bin überwältigt. Ich sehe mal wieder was Teamwork inklusive der richtigen Menschen so ausmacht. So schnell kann keiner schauen, sind die ersten 500 Taschen gepackt und es heißt Mittagspause. In der Kantine nebenan stärken wir uns für die Zweite Hälfte und tatsächlich – wir knacken die 1300 noch vor Sperrstunde und können sogar noch mit den Tüten für die Crew beginnen. Da bleibt sogar noch Zeit für Tanzeinlagen und Gesangsübungen. „Movement of Volunteers“ – kann doch was, oder?
Nach weiteren 250 Taschen ist dann aber Schluss. Wir wollen uns ja nicht übernehmen. Schließlich packen wir unsere Sachen und gönnen uns in einer kleinen Gruppe noch einen Absacker in ein Lokal zwei Straßen weiter. Wieder muss ich gestehen, dass ich positiv überrascht bin. Wenn sechs unterschiedliche Charaktere an einem Tisch sitzen und sich trotzdem so gut verstehen, dann grenzt das beinahe an ein Wunder. Da ich es eigentlich immer gewohnt bin, dass alle immer nur diskutieren und streiten, entspannt mich diese Atmosphäre total und ich genieße den Moment. Immer mehr wird mir bewusst was für ein wahnsinniges Abenteuer die nächsten Wochen werden. Ich kann es kaum erwarten. Der Tag war wirklich toll und hat mir viel Spaß gemacht. Auch wenn meine Füße ganz schön beleidigt sind – genau wie meine Finger – bin ich rundum glücklich. Ich freu mich schon auf morgen.
Eure Fragen – Meine Antworten
Ich habe von einem A-Team und einem Help and Care Team gehört. Was machen die denn? Das A-Team wird unser direkter Ansprechpartner sein wenn es uns an irgendetwas fehlt und wir Hilfe brauchen. Sie behalten alles im Überblick und sind meiner Meinung nach eine gute Stütze für unser „Head of Volunteers“-Team. So werden diese ein bisschen entlastet. Das Help&Care Team ist für mich jetzt schon kleines Highlight. Es wird im Volunteers-Center auf uns warten und sich um uns kümmern, wenn wir einmal eine Pause brauchen oder eine Schulter zum Anlehnen. Die Öffnungszeiten des Centers sind übrigens schon bekannt und werden auch in unserer App stehen.
Eurovision Village – Kann man das essen? Nein! Am Rathhausplatz wird ein kleines Dorf errichtet indem alle Liveshows in Form eines Public Views übertragen werden. Außerdem wird auch sonst einiges los sein. Ein kurzer Überblick kommt hier:
Als ich um 13:00 Uhr das Chillinos betrete – das ist das Restaurant, indem derzeit noch das Crewcatering ausgegeben wird – ist alles beim Alten. Die zwei Tage im ORF-Büro scheinen kaum aufgefallen zu sein. Nachdem ich euch allerdings nicht noch einmal erklären will, wie der Scanner oder die Akkreditierung funktioniert und was so meine Aufgaben dort sind, widme ich mich in meinem heutigen Beitrag zwei anderen Themen.
Nachdem ich im Chillions fertig bin mache ich mich wie gewohnt auf den Weg in die Halle D. Dort laufen derzeit noch immer die Stand-In Proben. Was Stand-In Proben sind, wissen meine fleißigen Leser eh schon. Für alle anderen erklär ich es nochmal kurz. Stand-Ins sind Statisten die jetzt schon Vorort alle Performances proben, sodass sich Kamera, Sound, Licht etc. schon mal auf die Show einstellen können. Die Auftritte werden aufgezeichnet und den Delegationen vorab zugesendet. So können sie schon jetzt sagen was man verbessern könnte und was ihnen nicht gefällt. Heute durfte ich bei den Proben von Spanien, Italien und Deutschland zusehen. Ich wollte eigentlich auch auf England und Österreich warten, jedoch hat das Rehearsal der Germany-Gruppe solange gedauert, dass es sich nicht ausgegangen ist. Irgendwann wollte ich einfach Heim. Die Proben verlaufen zum Großteil wirklich souverän und man merkt wie perfekt alles sein muss. Auf den Millimeter werden die Statisten zurechtgerückt damit auch wirklich alles großartig aussieht. Ich liebe es dabei zuzusehen.
Außerdem will ich euch heute unsere tolle Volunteer App vorstellen. Damit wir 800 Helferlein uns auch schnell und einfach verständigen können und immer sofort alle Termine im Überblick haben, ist diese App entstanden. Dort finden wir Informationen zu allem Möglichen – der Stadt „Wien“, Transportmöglichkeiten, dem Vonlunteers Center. Wir haben dort alle kommenden Termine auf einen Blick. Seien es Dressingzeiten oder Rehearsal Termine – die Ankunft der Deligationen oder persönliche Termine. Wir haben sogar die Chance uns Notizen zu schreiben wie zum Beispiel „Meine Zimmernummer“ oder „Route zum EuroClub“. Außerdem finden wir dort sämtliche Telefonnummern der wichtigsten Ansprechpersonen. Für uns ist diese App eine riesige Erleichterung. Danke an das Genie, welches diese App geschaffen hat 😉
Auch am zweiten Tag geht es in unserer bunten Zwergenfabrik weiter mit dem Aufrüsten der Handys – 800 Stück und wir hatten gestern erst ein bisschen mehr als die Hälfe geschafft. Trotz starker Team-minimierung wissen sofort alle, wo sie anpacken müssen und es dauert keine zwei Minuten und das System läuft. Diesmal sogar mit Musik – naja zumindest größtenteils 😛
Wir lernen uns stätig besser kennen, vertreiben uns die Zeit mit Geschichten und Witzen und hören uns in die diesjährigen Songcontest Lieder rein. Wir tippen fleißig auf den Handys herum und pushen uns immer wieder gegenseitig – und siehe da – schon ist es Mittag und die erste Pause steht an. Das leckere Essen haben wir uns auch wirklich verdient. Man glaubt es kaum, aber nach mehreren hundert Bildschirmen sieht man nicht mehr alles so klar. Da ist eine kleine Pause schon mal notwendig. Wobei man sagen muss, dass uns unsere „Heads“ wirklich sehr verwöhnen. Mit Schoki-Herzen und selbst gebackenen Apfelstrudel versüßen sie uns den Tag. Nochmals vielen Dank an Mara, die sich die Zeit genommen hat und uns ihre Backkünste präsentiert hat 😉
Nach dem Essen geht es dann weiter und langsam aber sicher lichtet sich der Schachtelberg. Mit Hilfe unserer Team-Mami geht das Ganze natürlich gleich schneller ;). Ein unglaubliches Gefühl, dass uns beinahe zu Tränen rührt – nein Spaß, aber stolz waren wir alle! Nach 2 Tagen und 800 Handys leiten wir den Countdown ein und zählen die letzten Sekunden vor Schluss. Und… GESCHAFFT! Wir freuen uns riesig und hoffen dass ihr alle eine große Freude haben werdet.
Zu guter Letzt will ich mich noch bedanken. Ich habe in den letzten Tagen so viele nette Gespräche geführt und tolle Leute kennengelernt und bin wirklich froh, dass so viele verschiedene, verrückte, interessante und auffällige Charaktere in unserer Gruppe sind. Ihr macht das Alles wirklich wertvoll und ich bin dankbar ein Teil davon zu sein. Ich freue mich riesig auf all die anderen Volunteers und hoffe, dass es genauso genial weitergeht. Bisher haben wir ein tolles Team und das soll so bleiben.
Dicken Knutscha an das Team „LyEjl9N…“ und alle die ich bisher kennenlernen durfte 🙂
Eure Fragen – Meine Antworten
Wie ist das mit den öffentlichen Verkehrsmitteln? Wir bekommen mit unserer Akkreditierung gleichzeitig auch den Fahrschein für die gesamte Zone 100 = GANZ WIEN! Wer außerhalb von Wien tätig sein wird (Flughafen), der wird zusätzlich noch mit Shuttelservice ausgerüstet. Es gibt KEINE Möglichkeit sich Ausflüge, Anreisen oder Abreisen durch ganz Österreich oder Europa finanzieren zu lassen. Weder durch die ÖBB, noch durch diverse Fluglinien.
Volunteers Center – was ist das? Das Volunteers Center ist einerseits ein nahegelegener Platz zur Ausgabe der Ausstattung etc., aber anderer seits vor allem als Plätzchen gedacht, an dem wir uns treffen können, entspannen und einander besser kennenlernen. Dort werden uns Snacks und Getränke, wie auch soweit ich gehört hab ein Tischtennis Tisch und andere Überraschungen erwarten. Der Bereich dient auch dazu einfach einmal runter zu kommen. Wir sind ja alle freiwillig dort und wenn man einmal eine Pause braucht, wird man hier von unseren Help and Care Team aufgefangen und aufgepäppelt.
Heute ist ein ganz besonderer Tag. Wir wurden dazu eingeladen die Volunteer-Handys zu konfigurieren dh. sie quasi startklar zu machen. Da ich ja ganz heiß darauf bin einmal etwas Neues zu sehen, freue ich mich riesig. Nach anfänglichen Ortung-Schwierigkeiten, bin ich dann kurz nach 10:00 Uhr auch bei den Anderen angekommen und geselle mich zu der kunterbunten Bande. Auch wenn meine Gefühle noch ein bisschen gemischt sind versuche ich mich in die Gruppe zu integrieren. Die Stimmung ist noch ein bisschen angespannt, da einige bei einer gestrigen Rundmail erfahren haben, dass sie für die nächsten Wochen in einem Bereich mithelfen dürfen, indem sie sich bisher noch nicht so wirklich gesehen haben. Auch ich kann mit dem Bereich „Refreshment Service“ nicht wirklich was anfangen und wende mich deswegen an unsere „Head of Volunteers“. Nach einem sehr langen und intensiven Gespräch mit unserer Volunteer-Mami „Michaela“ sehe ich das Ganze ein bisschen anders. Diese Frau ist einfach unglaublich. Sie gibt einem das Gefühl etwas Besonderes zu sein und man merkt sofort wie wichtig ihr dieses ganze Projekt ist. Natürlich trifft das auf das ganze Team zu – aber dazu später mehr. Michaela hat mir erklärt wieso ich in diesem Bereich um Hilfe gebeten wurde und dass sie großes Vertrauen in mich hat. Es ist wirklich schön zu sehen, dass es Menschen gibt die es schätzen, wenn man ehrlich auf sie zugeht und die auch wirklich wissen was getan und gesagt werden muss. Ich habe deutlich gemerkt, dass die nächsten Wochen für uns ein tolles Abenteuer werden, bei dem wir sehr viel sehen und erleben werden und bei dem wir soweit wir es wollen und können unsere Unterstützung einbringen dürfen.
Nach dem Gespräch geht es dann an die Handys. Wir haben uns in Gruppen aufgeteilt, sodass Jeder einen Teil der Konfiguration übernehmen kann und Jeder das macht was einem Spaß macht und wo er sich wohl fühlt. Immer schneller wird klar, dass wir ein tolles Team sind. Vor allem die verschiedenen Charaktere und Altersgruppen sprechen mich an. Jeder von den Anwesenden trägt mit seiner Art dazu bei, dass der Tag etwas Besonderes ist – für mich jedenfalls. (Danke dafür :*) Auch das restliche „Head of Volunteers“ Team unterstützt uns tatkräftig und stärkt uns mit Knabbereien und Getränken. Endlich kommen wir ihnen ein bisschen näher und werden sofort von ihrer positiven Energie angesteckt. Jeder Einzelne dieses Teams ist einfach so liebenswert und entzückend, dass man einfach unheimlich viel Freude an der gemeinsamen Zeit hat.
Relativ früh wird uns dann auch die erste tolle Nachricht verkündet: Wir dürfen heute Abend mit zum Viewing von „Die große Chance der Chöre“, welches gemeinsam mit dem Chor und dem „Heads“-Team in einer geschlossenen Gesellschaft stattfinden wird. Ich bin gespannt. Die Motivation bleibt so also bis zum Schluss erhalten und wird durch ein leckeres Catering und den passenden ESC-Shuttleservice erheblich gesteigert.
Der Abend im ORF-Zentrum am Küniglberg ist wirklich toll. Wir feiern den Geburtstag unserer UR-Volunteer-Dame „Raphaela“, schauen uns gemeinsam „die große Chance der Chöre“ an und feiern unseren tollen Chor, der wirklich viel erreicht hat in dieser kurzen Zeit.
Eure Fragen – Meine Antworten
Wir bekommen Handys? JA! Uns ALLEN werden Microsoft Phones „Lumia 535 Dual SIM“ gestellt. Diese sind mit einer Simkarte und einem A1-Vertrag ausgestattet, der über die Zeit der Contest gedeckt ist. Dadurch dass jeder eine neue Nummer hat, ist es einfacher in der ESC Zeit zu kommunizieren. Die Handys sind mit einer Volunteer Lounge und einer App ausgestattet über die wir immer am neusten Stand gehalten werden. Über diese App werden wir auch informiert ob Hilfe von uns benötigt wird (Wann, Wo, Was…) und dort können wir auch Bescheid geben ob das für uns passt. Diese Handys dürfen wir – so wurde es uns jedenfalls gesagt – auch behalten. Das Cover ist weiß 😉
Auch wenn heute keine Hilfe meinerseits gebraucht war, habe ich mir erlaubt einen Sprung bei den Proben der diversen Delegationen vorbeizuschauen. Für alle die jetzt ein Fragezeichen über dem Kopf haben: „Nein! Die Künstler sind natürlich noch nicht vor Ort“. Es werden derzeit sämtliche Kamera- und Lichteinstellungen sowie Ton und Schnittstellen mit Stand-In-Statisten geprobt. Das heißt, dass sich Statisten vor Ort auf die Bühne stellen und alle Songs der verschiedenen Länder direkt live performen, sodass sich Kamera, Sound, Licht etc. auf die Performance einstellen können. Die Auftritte werden aufgezeichnet und den Delegationen vorab zugesendet. So können sie schon jetzt sagen was man verbessern könnte und was ihnen nicht gefällt. Für uns war das Ganze natürlich unglaublich interessant. Außerdem haben wir so schon einen Einblick bekommen wie der Auftritt am Schluss aussehen wird. Allein die Bühnenbilder in Kombinationen mit „dem Auge“ können sich schon sehen lassen – einfach unglaublich! Die Videowand hinter der Bühne dürfte mit einer 3D-Technik arbeiten, da die Bilder wirklich sehr realistisch und greifbar aussehen.
Nun noch schnell zu einem anderen Thema, dass ich kurz ansprechen will. Beim ESC handelt es sich um einen Greenevent. Das heißt dass gewisse Auflagen in Sachen Umweltschutz erfüllt werden müssen. Der ESC bietet dafür zum Beispiel Fahrgemeinschaften und Shuttelservices an und achtet darauf, dass so gut wie möglich auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgegriffen wird. Unter anderem werden alle Mitarbeiter, sowie Volunteers mit Trinkflaschen ausgestattet, sodass sich die Menge an Müll (Plastikflaschen) erheblich senkt. Ich finde das ist eine effektive Methode um nachhaltig auch eine Aussage zu vermitteln und aus diesem Grund wollte ich das hier einmal anbringen. Eine tolle Idee und ein wichtiges Thema, über das auch mal wieder nachgedacht werden sollte 😉
Meine Vormittagsschicht läuft wie erwartet – ohne viele Probleme und mit nur wenig Aufregung. Jedoch ist schnell klar, dass unsere Chefitäten heute sehr angespannt sind. Alles geht drunter und drüber – „Viel Arbeit und wenig Zeit“. Aus diesem Grund werden wir auch gebeten nach der regulären „Dienst“zeit noch ein bisschen mitzuhelfen. Nachdem ich nun mehrmals ausgebessert wurde, auch hier nochmals: Wir arbeiten nicht – wir helfen nur mit. Falls ich doch einmal den Begriff „Arbeit“ verwenden sollte, wisst ihr also Bescheid 😉
Nach den Essenszeiten machen wir uns also auf den Weg in den Aufenthaltsraum der Halle D – die Snackbar. Wir putzen die Kaffeemaschine und füllen sie auf. Wir spannen neue, saubere Folien über die Tische und wir räumen im Lager einige Dinge von A nach B. Ich finde es schön zu sehen, wie dankbar unsere Kollegen und „Vorgesetzte“ des Caterings mit uns umgehen. Andererseits finde ich es grauenhaft zu sehen, wie abwertend sich viele Arbeiter wie Techniker oder Securitys uns gegenüber verhalten. Auch gleichgesetzte Mit-Voluteers wirken teilweise so, als wären sie höhergestellt, obwohl sie das nicht sind. Seltsam, wenn man bedenkt, dass wir „doch alle eine Familie sind“ und alle an demselben Projekt arbeiten. Aber naja. Man kann es nicht jeden recht machen.
Nachdem alle Aufgaben erfüllt sind, geht’s nochmal in die Halle D, die mittlerweile schon sehr streng abgeschottet wird. Beinahe überall sind Absperrungen gespannt und man kommt sich beinahe wie ein Schwerverbrecher vor – auf jeden Fall sehr unerwünscht. Trotzdem dürfen wir an einem Crew-Teaching teilhaben in dem ein grober Ablauf der Veranstaltungen präsentiert wird. Wir bekommen eine ziemlich detaillierte Vorstellung von den Einleitungen der drei großen Shows – dem 1. Und 2. Semifinale und dem Finale. Ich kann euch nur so viel verraten: Ihr könnt gespannt sein. Es kommt einiges auf uns zu.
Auch die ESC-Fahnen vor der Halle wurden schon gehisst 😉
Heute beginnt mein „Arbeits“tag erst richtig spät. Um 18:00 soll ich vor Ort sein. Da ich natürlich vorher noch in die Halle schauen will bin ich aber schon eine Stunde früher dort. In der Loge gemütlich gemacht, erfahre ich auch schon, dass mein Kollege im Alleingang einige Entdeckungen gemacht hat. Nach kurzer Zeit in der wir den Künsten der ESC-Bühne zugeschaut haben, (man muss beinahe aufpassen, denn sie zieht einen in ihren Bann :P) geht es dann auch schon los. Wir starten unsere Reise in den Backstage-Irrgarten der Wiener Stadthalle und kurz darauf finde ich mich in Conchitas Garderobe wieder.
Alice Tumler, Miriam Weichselbraun und Arabella Kiesbauer haben auch schon ihre fixen Räume zugeteilt bekommen. Sehr geräumig und allesamt mit einem großen Bildschirm ausgestattet, sodass die Stars und Sternchen auch Backstage den Ablauf der Show mitverfolgen können. Generell finde ich, dass die Stadthalle hinter der Bühne sehr geräumig und geordnet angelegt ist. Auch wenn niemand so wirklich weiß an welchen Orten wir uns tatsächlich fortbewegen dürfen wollen wir das nicht ausreizen und verschwinden dann auch langsam wieder aus der Halle. Wir wollen ja auch keinen bei der Arbeit stören. Apropos Arbeit – da geht’s dann auch schon hin. Heute habe ich die „Abendschicht“ – was anfangs so viel zu bedeuten hat wie: „Erkläre den Leuten, dass es erst in einer Stunde Essen gibt“. Statt 18:00 ist dieses nämlich ab heute erst für 19:00 bestellt worden. Ab Donnerstag wird es dann noch später. Der Grund dafür sind die Arbeitsschichten, die in der Stadthalle auch immer länger werden. Um euch mal einen kurzen Einblick in das Scan-System zu geben habe ich ein Foto des Scanners hochgeladen.
Hält man seine Akkreditierung an den abgerundeten Bereich leuchtet die blaue Lampe entweder grün oder rot auf. Je nachdem ob man befugt ist zu essen oder nicht. Eigentlich nicht aufregend. Aufregender ist vielleicht, dass sich der gesamte Cateringbereich in den nächsten Wochen enorm vergrößern wird. Wie genau das aussehen wird und wie die Verpflegung der verschiedenen Volunteer-Gruppen dann aussehen wird, weiß noch niemand so genau. Und um euch noch eine weitere Frage zu beantworten: Ja es gibt WLAN! Im Chillinos (das Lokal, indem derzeit das Catering ausgegeben wird) ist direkt ein Freeware Hotspot verfügbar. Außerdem ist extra für den ESC ein öffentliches WLAN zur Verfügung gestellt worden. Also macht euch da mal keine Sorgen 😉
Schon um kurz vor halb 10 komme ich bei der Halle an – ich will mich vorher noch mit meinem Kollegen treffen. Kaum taucht dieser auf, geht’s allerdings auch schon los. Ich werde mit der Volunteers Uniform (3 Shirts, 1 Weste, 1 Gelee) eingedeckt und darf meine Akkreditierung entgegennehmen (bekomme also meinen Ausweis). Mit diesem Ausweis darf ich bis zum 9.5. noch quer durchs Gebäude marschieren. Ab dann wird es allerdings strikte Wege gehen, an die sich die zuständigen Helferlein halten müssen. Je nach Akkreditierungsstufe hast du dann zu gewissen Bereich Zutritt – oder auch nicht. Aber dazu später mehr.
Meine Aufgabe heute ist es also mich mit meinem Kollegen darum zu kümmern, dass Jeder der zu uns kommt um etwas Essbares zwischen die Zähne zu bekommen, auch die Erlaubnis dazu hat. Dies wird auf einem Chip in unseren Ausweisen notiert und durch einen Scanner bestätigt. Falls der Scanner den Ausweis ablehnt müssen wir die Betroffenen erneut zum Akkreditierungsbüro schicken. Soweit, so klar? Alles in allem eine einfache Aufgabe, bei dem es nicht sehr viel zu tun gibt. Darüber kann ich auch insofern nichts Interessantes berichten. Meine Kollegen und alle Angestellten des Lokals sind wirklich freundlich und entgegenkommend. Leider fehlt mir noch etwas die Struktur an der ganzen Sache – und vor allem die Herausforderung.
Nachdem unsere Hilfe nicht mehr benötigt wurde, haben mein Kollege und ich uns dann auf den Weg in die Halle gemacht und zwei Stunden damit verbracht den fleißigen Technikern bei der Arbeit zuzusehen. Man sieht wie viel sich schon in der Halle getan hat, denn von der altbekannten Struktur des Raumes ist nicht mehr viel zu sehen. Lediglich die Sitzbänke rechts und links von der Bühne sind noch dieselben. Ansonsten teilt sich die Halle in Bühne, Greenroom, Pressezentren und Stehbereiche auf.
Die genaue Anordnung oder Fotos, darf ich natürlich nicht veröffentlichen. Auch über das Bühnenbild und die Video und Lichteffekte darf ich noch nichts berichten, da Vieles davon noch top secret ist. Allerdings muss ich sagen, dass man schon erkennen kann, dass einerseits etwas sehr Großes geschaffen wird und andererseits noch sehr viel Arbeit verrichtet werden muss, damit auch wirklich alles hinhaut. Der Greenroom lässt sich bisher nur erahnen, doch ich schätze, dass sich da in den nächsten Tagen noch Einiges tun wird. Auch der ganze Ablauf hinter der Bühne lässt sich vor lauter Bildschirmen und Kabeln kaum definieren. Ich bin gespannt was sich da noch so tun wird.
Morgen geht es also los – eine aufregende Zeit als freiwilliger Helfer beim Eurovision Songcontest 2015 wartet auf mich. Dieses Jahr lautet das Motto „Building Bridges“. Die erste Brücke habe ich schon gebaut, indem ich meine 9762901 Trümmer zusammengepackt habe und nach Wien gekommen bin. Vor allem der Abschied von meiner Mum ist mir nicht leicht gefallen. Als kleine Aufmunterung hat sie mir ein „Überlebenspaket“ zusammengestellt und mit auf den Weg gegeben. Ein Foto davon seht ihr weiter unten auf der Seite. Mich würde mal interessieren was in euren Überlebenspaket alles so drinnen wäre?
Als Unterkunft, darf ich das Gästezimmer meiner Stiefmutter vorübergehend mein Eigen nennen und von hieraus schreib ich euch auch in den nächsten Wochen. Morgen geht es also los und ich kann nur erahnen was mich erwartet, denn Informationen hab ich kaum welche. Um 11:00 soll ich bei der Halle sein, dann bekomme ich mein Outfit und dann soll ich mich um die Akkreditierungsüberprüfung fürs Catering kümmern. Das heißt also, ich soll schauen ob all die Leute die sich dort ein Essen nehmen, auch befugt dazu sind. Über die eigens angelegte Facebook-Gruppe habe ich auch schon mit einem Arbeitskollegen Kontakt aufgenommen. Der wird mir bestimmt auch beim Einstieg behilflich sein. Auf jeden Fall bin ich schon ganz schön aufgeregt.
Links:
Eurovision Song Contest Official
Hey, ihr da draußen! Mein Name ist Nina und lebe in Österreich. Schon seit früher Kindheit ist die Musik ein wichtiger Bestandteil meines Lebens – ein Bestandteil, den ich nicht missen will. Nichts macht mich so glücklich, wie in einer Menge von Menschen zu stehen, die das Gleiche fühlen und denselben Moment leben – glücklich sind während sie jeden Ton der Musik spüren und jedes Wort in sich aufnehmen, welches durch den Raum hallt. Immer wieder verschlägt es mich zu diversen Konzerten, die mich verzaubern und die mein Leben um einiges bunter und aufregender gestalten. Über diese Konzerte will ich euch berichten und freue mich, meine Erlebnisse mit euch teilen zu dürfen.
– written by Nina 9.4.2015
sagt man sich – doch nicht für diese Jungs. Die österreichischen Newcomer „Tagträumer“ haben es geschafft innerhalb kürzester Zeit nach ihrer Bandgründung mit Erfolg überschüttet zu werden. Durch ihre Teilnahme an der Puls4-Castingshow „Herz von Österreich“, war der Grundstein gelegt. Die Hit-Single „Sinn“ verschaffte ihnen einen Namen und spätestens seit sie sich den Amadeus Award 2015 für die „Band des Jahres“ geschnappt haben, kennt sie wirklich jeder. Dank dem langersehnten Plattenvertrag mit Warner Music, dürfen wir uns nun endlich über ihr erstes Album „Alles ok?!“ freuen.
Da ich diese Band schon von Beginn an verfolge, habe ich es mir natürlich nicht nehmen lassen und ihnen bei ihrer Album Release Show im Grazer p.p.c. einen Besuch abgestattet. Schon bei der Ankunft an der Halle ist mir die Vielseitigkeit des Publikums aufgefallen. Anstatt der erwarteten Mädchenhorde, befinden sich auch etliche junge Männer vor der Halle und warten auf den Einlass. Mit einer viertel Stunde Verspätung öffnen sich dann auch die Tore und das kleine p.p.c. füllt sich langsam. Bis kurz nach 20:00 Uhr hat sich eine überschaubare Menge an Menschen im Raum verteilt und es kann losgehen.
Die fünf Jungs kommen auf die Bühne und glänzen wie gewohnt sofort mit ihrer sympathischen und bodenständigen Bühnenpräsenz. Trotz anfänglicher Taktschwierigkeiten ist schon bei der ersten Nummer „Brücken Zum Mond“ klar: Die Jungs sind angekommen. Die Harmonie zwischen den vier Steirern Kevin Lehr, Alexander Putz, Tobias Fellinger, Matthias Kalcher und dem Burgenländer Thomas „Tom“ Schneider scheint perfekt. Es lässt einen immer wieder im Glauben als würden die fünf schon seit Jahren zusammenarbeiten und als wären sie unzertrennlich. Ihre neuen Songs überzeugen mit einer unglaublichen Professionalität, die sich die Band in den letzten Monaten angeeignet hat. Trotzdem bleiben die Musiker ihrem Stil treu. Der Frontmann und Mädchenschwarm Tom füllt die Lücken zwischen den einzelnen Songs mit Geschichten aus seinem Leben und liebevoll gestalteten Versuchen als Alleinunterhalter. Der Strahlemann Tobias überrascht wie immer an den Drums. Ich kenne kaum einen Schlagzeuger der so entspannt durch die Show geht und mit seinem Lächeln bei den Mädels im Publikum immer wieder punktet. Auch Bassist Alex und Gitarrist Kevin scheinen kaum zu halten. Selten habe ich die zwei so glücklich und gelassen gesehen, wie auf dieser Bühne. Das Multitalent Matthias schafft es wie immer mit seinem Piano in jedem der Songs, richtig viel Gefühl an den richtigen Stellen zu platzieren und macht die Gruppe komplett.
Und siehe da: Es funktioniert. Auch wenn sich der Großteil des Publikums doch aus jungen Mädchen zusammenstellt, die mit schmachtenden Blicken auf die Bühne starren, wirken auch die männlichen und älteren Besucher überzeugt und mitgerissen. Auch wenn schnell klar wird, dass sich das Album wohl noch nicht im Besitz eines Jedem befindet, wird bei den Charterfolgen „Sinn“ und „Tagträumen“ ordentlich mitgesungen und gefeiert. Mir persönlich fallen jedoch immer wieder Songs wie „Erinnerungen“ oder „Nichts“ auf, die mir bewusst machen, dass diese Band einiges mehr zu bieten hat, als ein One-Hit-Wonder. Einen weiteren Pluspunkt bekommt die Band aufgrund einer Tat, die ich sehr schätze. Das Lied „Flugangst“ des Debütalbums wurde aus dem aktuellen Liveprogramm gestrichen, da sie aufgrund der neusten Ereignisse (Germanwings Absturz) einige Zeilen des Textes für „derzeit nicht vertretbar“ empfinden. Daumen hoch. Trotz Heiserkeit und Halsschmerzen, die man dem Frontsänger der Band auch deutlich ansieht, schlägt er sich durch das Programm und gibt sogar anspruchsvolle Nummern wie „Selbe Menschen, selber Rotwein“ (nicht auf dem Album zu finden) zu seinem Besten.
Spätestens bei den Zugaben merkt man, dass die Freude, der Jungs keine Show ist. Zusätzlich zum geplanten Programm überraschen die Musiker mit einer spontanen Einlage des Welthits „Thunderstruck“ von ACDC – der Moment des Abends für Gitarristen Kevin, denn er beweist seine Fähigkeiten an der Gitarre und überrascht so manchen Besucher. Außerdem spielen die Newcomer auf Wunsch des Publikums das Lied „Willst du“ von Alligatoah, welches einfach jedes Mal ein persönlicher Höhepunkt für mich ist. Noch immer nicht genug hat der aufgedreht Tom und stimmt zu guter Letzt zum wiederholten Mal ihre Hits „Sinn“ und „Tagträumen“ an. Das Publikum feiert bis zum Schluss und posiert für ein letztes Bühnen-Selfie, bevor die Band die Bühne verlässt.
Ich muss sagen, dass ich kein Mensch bin, der musiktechnisch mit der Masse mitschwimmt, doch bei dieser Band ist die Strömung einfach zu stark. Trotzdem bleibe auch ich meinem Stil treu und muss gestehen, dass ich eher die Lieder bevorzuge, die nicht durch diverse Medien totgespielt werden. Die jungen Burschen haben in ihren selbstkomponierten Songs alltägliche Themen aufgegriffen und sie mit einem raffinierten Wortspiel und tollen Melodien großartig in Szene gesetzt.
Gleich nach der Show haben sich die Musiker dann auch nach der Reihe zu ihren Fans begeben um etwaige Fotowünsche und Autogrammnachfragen abzudecken und schluchzende Mädchen mit Streicheleinheiten und Umarmungen zu trösten. Man erkennt schnell wie wichtig es ihnen ist, die Bindung zu ihren Fans aufrecht zu halten und wieviel wert sie auf die Meinung ihrer Anhänger legen.
Großes Lob an die fünf Jungs der Tagträumer, die wieder einmal bewiesen haben, dass man auch ohne Starallüren und große Bühnenshow einen schönen Moment zaubern kann.
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Hey, ihr da draußen! Mein Name ist Nina und lebe in Österreich. Schon seit früher Kindheit ist die Musik ein wichtiger Bestandteil meines Lebens – ein Bestandteil, den ich nicht missen will. Nichts macht mich so glücklich, wie in einer Menge von Menschen zu stehen, die das Gleiche fühlen und denselben Moment leben – glücklich sind während sie jeden Ton der Musik spüren und jedes Wort in sich aufnehmen, welches durch den Raum hallt. Immer wieder verschlägt es mich zu diversen Konzerten, die mich verzaubern und die mein Leben um einiges bunter und aufregender gestalten. Über diese Konzerte will ich euch berichten und freue mich, meine Erlebnisse mit euch teilen zu dürfen.